Menden. In der Mendener WP-Wahlarena konnten die Facebook-Nutzer Fragen an die Bürgermeisterkandidaten stellen. Hier sind die Antworten.

Die beiden Bürgermeisterkandidaten Roland Schröder (parteiunabhängig) und Sebastian Arlt (CDU) standen sich am Dienstagabend in der WP-Wahlarena live gegenüber. Einige Fragen der WP-Facebook-Community blieben noch offen: Im Nachhinein haben die beiden Kandidaten ihre Antworten gegeben.

Was können Sie als Bürgermeister dafür tun, dass der Klimaschutz in Menden wieder mehr Priorität gewinnt?

Sebastian Arlt Das ist erstmal eine Frage der Authentizität, dass ich dafür einstehe. Das Zweite ist, dass man konsequent das macht, womit wir schon begonnen haben. Wir haben ein Klimaschutzkonzept. Wir haben einen Klimamanager. Dass man diese Dinge wirklich ernsthaft einbezieht und dem Thema eine gewisse Priorität zusagt. Unterm Strich denke ich, dass wir eine ganze Menge haben, wir müssen es nur leben und wir müssen es ernst nehmen. Da ist der Bürgermeister gefragt, als Person einzustehen.

Roland Schröder Leider haben wir Klimaschutz in Menden nicht ernst genommen. Das Schlimme ist, dass wir noch nicht einmal genau wissen, was überhaupt umgesetzt worden ist. Für mich ist Klimaschutz eine wichtige kommunale Aufgabe. Ich werde den Klimaschutzbeauftragten direkt an den Bürgermeister als Stabstelle binden. Auf diese Weise wird Klimaschutz als Querschnittsaufgabe in allen Politikbereichen berücksichtigt. Wir werden ein neues Konzept erarbeiten, mit klaren Zielvorgaben, die wir dann auch gemeinsam erreichen werden. Ich möchte eine lokale Klimaplattform aufbauen.

Hat der neue Bürgermeister eine Idee, die Innenstadt zu beleben?

Arlt Ja, die Idee ist, dass wir Kräfte bündeln und nach einem Menden-Rezept suchen. Ein Patent-Rezept gibt es nicht. Wir müssen nach neuen Funktionen suchen und wir müssen der Stadt ein neues Gesicht geben. Deswegen haben wir die Stadtmarketinggesellschaft gegründet. Deren Aufgabe ist es, alle an einen Tisch zu holen und gemeinsam dieses Rezept zu erarbeiten. Ziele werden sich über den Dialog ergeben.

Schröder Gemeinsam mit der WSG werden wir innovative Lösungen für eine erlebnisreiche Innenstadt und Gastronomie entwickeln. Hier setzen wir das Konzept „Kreatives Leerstandsmanagement“ ein, mit dessen Hilfe die Stadt Gründerinnen und Gründern Unterstützung geben kann. Wichtiger Punkt wird auch das Dieler-Gebäude sein. Mein Vorschlag ist, die Stadtbücherei in dieses Gebäude umzuziehen. Für das alte Rathaus schlage ich dann ein Gastronomieangebot vor. Wir dürfen über unsere schöne Innenstadt allerdings auch die Ortsteile nicht vergessen, die wir modernisieren und attraktiver machen werden.

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In welche Richtung soll sich das Einzelhandelskonzept entwickeln?

Arlt Das Einzelhandelskonzept muss sich an den Realitäten orientieren. Wir dürfen den Leuten nicht zwangsweise etwas verordnen. Wenn die Leute bei Real und Kaufland einkaufen, dann bin ich der festen Überzeugung, müssen wir dafür sorgen, dass diese Standorte auch gesichert werden. Die Innenstadt muss gefördert, aber ebenfalls ein eigenes Rezept entwickelt werden. Dass man die Innenstadt gegen die Ortsteile ausspielt, davon halte ich nichts.

Schröder Wir müssen zunächst feststellen, dass sich das Einkaufen in den vergangenen Jahren stark verändert hat. Also müssen wir auf diese neuen Anforderungen reagieren. Zunächst ist unsere Fußgängerzone nun wieder richtig schön geworden, so dass sich wieder mehr kleinere Händler ansiedeln werden. Aber unser Ziel muss, die Mischung aus Handel, Gastronomie und anderen Angeboten sein, damit wir Leben in die Innenstadt bekommen.

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Treibt der neue Bürgermeister den Glasfaserausbau voran?

Arlt Wir haben sehr eingeschränkte Möglichkeiten, das muss man als Zrstes wissen. Aber selbstverständlich treibt der Bürgermeister den Glasfaserausbau mit aller Kraft voran. Denn wir wollen auch, dass junge Familien nach Menden ziehen. Das Glück ist, das immer mehr Arbeitsplätze nicht mehr standortgebunden sind. Bedeutet für mich, dass Menschen hier auch qualifizierte Arbeitsplätze von Zuhause aus aufnehmen können, aber dafür müssen wir den Glasfaserausbau vorantreiben. Dafür hat der Ausbau, trotz beschränkter Möglichkeiten oberste Priorität.

Schröder Dieses Thema ist in den vergangenen Jahren nur stiefmütterlich behandelt worden. Der Bund hat die Mittel hier zur Verfügung gestellt, aber vieles wurde noch nicht abgerufen. Das gilt übrigens auch für die Ausstattung unserer Schulen mit Hochgeschwindigkeitsnetzen und WLAN. Wir müssen bei der Stadt eine zentrale Arbeitsgruppe einrichten, bei der alle Anforderungen zusammenlaufen. Es hat sich gezeigt, dass die Städte und Kommunen, die solche Arbeitsgruppen haben, deutlich schneller bei der Umsetzung sind.

Wie soll der ÖPNV verbessert und ausgebaut werden?

Sebastian Arlt Indem man sich mit Jungen zusammensetzt. Es geht ja dabei hauptsächlich um Menschen, die nicht mobil sind. Ich spreche viel mit Jugendlichen und habe da den Eindruck, dass gerade in den Abendstunden und am Wochenende die Mobilität sehr eingeschränkt ist. Ich denke, man muss mit den Jugendlichen sprechen und dort kombinierte, passende Möglichkeiten entwickeln, damit Jugendliche ihre Freiheit, gerade an diesen Tagen, an denen sie unterwegs sind, ausleben können. Man muss den ÖPNV flexibilisieren und unter Einbindung insbesondere der Jugendlichen aber auch der Älteren wie Seniorenverbänden nach passenden Lösungen suchen.

Roland Schröder Für den ÖPNV werde ich ein Nahmobilitätskonzept einfordern, das alle Verkehrsträger miteinander vernetzt: ÖPNV, Radverkehr, Fußgänger und Individualverkehr. Dieses Konzept werden wir dann mit unseren Nachbarkommunen Hemer, Iserlohn, Balve und Fröndenberg abstimmen, um zu einer regionalen Gesamtlösung zu kommen. Mit Bus und Bahn zu fahren, muss attraktiv und erschwinglich sein. Die Wiederherstellung des Schienenverkehrs zwischen Menden und Iserlohn ist wünschenswert. Wenn der ÖPNV nämlich genau so langsam ist wie das Auto, bei gleichzeitiger niedriger Taktfrequenz, dann werden Menschen nicht umsteigen. Ein besonderes Augenmerk liegt hier zunächst in Richtung Iserlohn und Hemer, da wir hier die höchste Pendlerfrequenz haben.

Aber wir denken weiter: Arbeitsplätze und Bildungseinrichtungen im Ruhrgebiet müssen schnell und bequem erreichbar sein. Menden wird so für qualifizierte Kräfte interessant, da es eine Zunahme von Arbeit aus dem Homeoffice geben wird. Gute Verkehrsbedingungen binden Menschen. Deshalb müssen wir in Menden für einen P&R-Parkplatz sorgen, damit mehr Pendlerinnen und Pendler unkompliziert und verlässlich auf Bus und Bahn umsteigen können. Dieser P&R muss auch eine sichere Radstation inklusive Lademöglichkeit vorsehen. Besonders für die Ortsteile stelle ich mir einen stärkeren Einsatz des Bürgerbusses vor.

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Stoppt der neue Bürgermeister die verfehlte Schulpolitik? In Lendringsen stehen zwei Schulgelände leer und verfallen.

Arlt Ich halte die Schulpolitik tatsächlich für verfehlt. Allerdings kann ich mir nur schwer vorstellen, dass man das zurückdrehen kann. Das hängt damit zusammen, dass Lehrer von der Bezirksregierung zur Verfügung gestellt werden. Wenn die Möglichkeit bestehen sollte, in Lendringsen wieder eine weiterführende Schule zu etablieren, dann würde ich mich auf jeden Fall dafür einsetzen. Aber im Moment kann ich mir nicht vorstellen, dass es wirklich realistisch ist. Man muss das ehrlich sagen. Was mir auch wichtig ist: Dass die Entwicklung dieses Schulgeländes in den kommenden fünf Jahren in dem Sinne der Lendringser umgesetzt wird.

Schröder Die Schulpolitik in Menden hat sehr viel mit unserem größten Problem zu tun, mit dem sich Politik und Verwaltung bisher nur wenig beschäftigt haben: dem demografischen Wandel. Hatten wir 2002 noch fast 60.000 Einwohnerinnen und Einwohner, so werden es, wenn wir nicht gegensteuern, 2030 nur noch 46.000 sein. Gleichzeitig verlieren wir die Altersgruppe 14 bis 29 Jahre. Wenn das passiert, werden wir Schulen eher noch rückbauen müssen. Darum stelle ich den demografischen Wandel in das Zentrum unseres politischen Handelns. Es muss uns gelingen, nicht nur Menschen in Menden zu halten, sondern davon überzeugen, nach Menden zu kommen. Dann werden wir auch unsere Schulen besser auslasten können. Für die Schulen in Lendringsen gibt es mit dem Umzug der Josefschule zumindest eine Lösung für ein Gebäude. Dazu würde auch die Renovierung der Sporthalle am Habicht gehören, die für die Lendringser Sportvereine von großer Bedeutung ist. An diese Stelle gehört aber auch Ehrlichkeit: der neue Bürgermeister kann die getroffenen Entscheidungen und das damit investierte Geld nicht einfach umdrehen.

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Ist ein Radwegenetz eine Lösung für Menden?

Arlt Das ist auf jeden Fall eine Lösung. Das ist ein Teil der Zukunftsmobilität und dazu gehört auch eine Rad-Infrastruktur. Zum Beispiel sichere Abstellmöglichkeiten in der Innenstadt an zentralen Plätzen, auch als Teil des ÖPNV. Aber als Angebot, als Anreiz und nicht als Zwang, dass ich sage ‘jetzt müssen wir alle Fahrrad fahren’. Was ich überhaupt nicht gut finde, ist, dass bei bestimmten Themen eine Radikalität an den Tag gelegt wird und man versucht, Leuten bestimmte Dinge aufzustülpen, als ob alles andere falsch wäre. Angebote ja, aber bitte kein Zwang.

Schröder Innerhalb Mendens pendeln täglich fast 12.000 Menschen zum Arbeitsplatz. Dafür benötigen wir ein Radwegenetz, das seinen Namen auch verdient. Vor allen Dingen die E-Mobilität wird dazu führen, dass das Fahrrad stärker genutzt wird, nicht nur in der Freizeit. Das Land Nordrhein-Westfalen fordert, dass wir Städte dauerhaft 25 Prozent des Stadtverkehrs auf das Rad umziehen sollen. In Menden sind wir bei etwa zehn Prozent. Da ist also noch viel Luft nach oben und es ist mein Ziel, dies auch umzusetzen.