Menden. Angela Freimuth will die erste Landrätin im Märkischen Kreis werden. Die 54-Jährige erklärt, warum sie Menden mittlerweile ziemlich gut kennt.
Angela Freimuth von der FDP will die erste Landrätin des Märkischen Kreises werden. Die 54-Jährige erklärt, warum das im Vergleich zum Landtagsmandat keine Sache des Geldes ist, was sie verbessern will und warum der Kreis aus ihrer Sicht trotzdem „keine Supernanny“ ist.
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Neben Marco Voge wollen auch Sie Ihr Landtagsmandat gegen das Amt des Landrates tauschen. Was macht den Kreis so viel attraktiver als Düsseldorf?
Der Märkische Kreis ist meine Heimat, hier bin ich geboren und aufgewachsen. Die Arbeit im Landtag für unseren Kreis und die Region Südwestfalen macht mir viel Spaß, insbesondere mit der Gestaltungsverantwortung. Viele Dinge, die wir auf der Landesebene angestoßen haben, wie zum Beispiel Breitbandausbau, vernetzte Mobilität, Digitalisierung der Verwaltung etc. müssen wir aber auch auf der Ebene des Märkischen Kreises umsetzen. Dabei möchte ich unmittelbar mitwirken. Deswegen kandidiere ich als Landrätin.
Was lohnt sich eigentlich finanziell mehr?
Die Vergütungen sind gesetzlich geregelt, aber lassen sich nicht vergleichen. Abgeordnete haben wie Selbstständige Betriebsausgaben aus ihrer Entschädigung, zum Beispiel für Wahlkreisbüros, eine Landrätin nicht. Weder die Entschädigung als Abgeordnete oder Vizepräsidentin, noch die Besoldung eines Landrates fallen unter das Armutsgelübde, genauso wenig kann man Luxusyachten finanzieren. Sowohl das Landtagsmandat als auch das Landratsamt sind kein „Job“, sondern eine Gestaltungsaufgabe.
Angela Freimuth: „Wenn ich gewinne, wäre das ein Knaller“
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In NRW sind bislang noch nicht viele Landrätinnen oder Landräte auf FDP-Ticket ins Amt gekommen. Wie wollen Sie das schaffen?
Wir stellen unsere Konzepte und auch unsere Ideen und Vorstellungen für den Märkischen Kreis den Wählerinnen und Wählern vor. Wir suchen das unmittelbare Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern, so schwierig das unter den Pandemie-Bedingungen gerade ist. Und natürlich helfen auch die Medien, dass wir an der Willensbildung mitwirken können. Wir sind im Wettstreit unter Demokraten um die besten Lösungsansätze für den Märkischen Kreis. Das ist das Tolle an einer Demokratie. Jede oder jeder hat die Möglichkeit, mit ihren oder seinen Ansätzen und Konzepten zu überzeugen. Geben Sie es zu: Es wäre schon ein Knaller, wenn ich die Wahl gewinne. Die erste Frau als Landrätin!
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Mutmaßen wir mal, der Knaller gelingt. Was würden Sie mal ganz anders im Kreishaus machen?
Vieles ist bereits gut oder ist auf dem richtigen Weg und natürlich ist Machbarkeit und die Willensbildung im Kreistag auch der Rahmen. Dennoch brauchen wir neue Impulse und etwas frischen Wind. Ich möchte den Märkischen Kreis noch stärker als Dienstleistungs- und Serviceverwaltung ausrichten und dazu die Digitalisierung auch in der Verwaltung vorantreiben, gemeinsam mit den Beschäftigten! Ich bin sicher, dass es auch in der Belegschaft viele gute Ideen gibt, die wir aufgreifen können, um zum Beispiel Abläufe effizienter und bürgerfreundlicher zu gestalten, wie ÖPNV innovativer sein kann, wie wir die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit unserer Region noch besser unterstützen können und vieles mehr. Und ich würde die Vernetzung in der Region stärker in den Vordergrund stellen. Interkommunale Zusammenarbeit ebenso wie mit Hochschulen, regionaler Wirtschaft und Ehrenamt in der Zivilgesellschaft – Bürgerinnen und Mitwirkende in der Region sollen Kreistag und Kreisverwaltung aktiv und transparent beraten. Mitgestalten soll Freude machen! Keine oder keiner wird die Herausforderungen aber alleine gestalten können. Wir brauchen Netzwerke.
54-Jährige hat angefangen am Amtsgericht in Menden
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Der Kreis ist in den Städten wenig präsent. Vielen Menschen sind die Prozesse gar nicht bewusst. Was würden Sie als Landrätin anders machen, um das zu ändern?
Jede Gemeinde im Kreis hat ihre Besonderheiten. Die sollen auch so erhalten bleiben. Der Kreis ist nicht die Supernanny, die den Städten und Bürgern sagt, wo es langgeht. Wir können aber gemeinsam die Stärken der Gemeinden und Städte weiter entwickeln und an den Schwächen arbeiten. Auch wenn es um Bürgerbeteiligung geht, kann der Märkische Kreis sichtbarer werden. Ich möchte die Arbeit des Kreises erläutern, aber auch Ideen aus der Bevölkerung aufnehmen. So eine Videokonferenz wie unsere – auch wenn sie etwas holpert – kann auch Bürger und Kreis näher zusammen bringen. Wir fangen da nicht bei Null an, denn auch heute sind die Mitglieder des Kreistages und die Mitarbeiter der Verwaltung in der Bürgerschaft verankert. Ganz sicher aber können wir das „WIR“ noch deutlich stärken.
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Gerade Menden war in Menden auf der Kreisebene in den vergangenen Jahren nur wenig repräsentiert. An welchen Stellen ist aus Ihrer Sicht der Kreis wichtig für Menden?
Wertschätzende Zusammenarbeit mit allen Städten im Kreis ist wichtig, schön ist es natürlich, wenn die Zusammenarbeit von beiden Seiten ausgeht. Ich kenne Menden inzwischen besser, als zu meiner Zeit im Referendariat zur Rechtsanwältin am Amtsgericht Menden. Menden gehört zum Märkischen Kreis, hat aber auch eine natürliche Nähe zum Kreis Unna und zum Arnsberger Raum. Menden ist eine vitale und aktive Stadt mit sehr engagiertem Ehrenamt. Ich freue mich auf das Engagement und die Impulse aus Menden, wie der Märkische Kreis zum Beispiel in der Wirtschaftsförderung, medizinischen Versorgung, Innenstadtkonzeption, oder Digitalisierung an Schulen unterstützen kann, auch gerade im Netzwerk mit den Nachbarn dies- und jenseits der Kreisgrenze. Da geht einiges mehr. Und als Landrätin komme ich auch mal zur Mendener Karnevalsveranstaltung.
FDP-Landtagsabgeordnete bezeichnet sich selbst als Lokalpatriotin
Auch für die Landrätin wäre Dienstbeginn am 2. November...
Ich habe für diesen Tag nichts vor.
Wenn es nicht klappt, engagieren Sie sich dann auch auf Kreisebene?
Das mache ich, so lange ich mich politisch engagiere, am Anfang zum Beispiel gemeinsam mit Nicole Westig hier aus Menden. Ich werde mich immer für unsere Heimat engagieren, weil unser Sohn und nachfolgende Generationen hier in einer liebenswerten, naturnahen Innovationsregion leben und arbeiten können sollen. Ich kämpfe für den Erhalt der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, beste Bildungschancen unserer Kinder, für eine lebendige Kulturszene und flächendeckende medizinische und pflegerische Versorgung und eine leistungsfähige Infrastruktur incl. den Radwege- und Straßenausbau, weil es nur mit Fahrrad und ÖPNV bei unserer Topografie nicht gehen wird. Ich bin Lokalpatriotin.
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