Menden. Den 30. Juli 2019 wird Gastronom Jozeh Ramazani nie mehr vergessen. An diesem Tag regnete es von der Decke seines Live-Clubs „Wo anders“.
Mittlerweile versucht Jozeh Ramazani wieder gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Doch den beliebten Mendener Wirt hat der große Wasserschaden in seinem Live-Club „Wo anders“ an der Marktstraße ersichtlich mitgenommen. Wie skelettiert wirkt sein völlig entkernter Musikclub, den Ramazani erst vor dreieinhalb Jahren frisch renoviert als zweites Standbein neben seiner Mexican Bar „Salsa“ in Betrieb genommen hatte.
Der Wasserschaden, der laut dem betreuenden Architekten Nils Kemper finanziell eine „gut sechsstellige Höhe“ erreichen dürfte, legt den Club seit mehr als einem Monat lahm. Zuvor fanden hier Live-Acts aller Art statt. Ex-Genesis-Star Ray Wilson trat hier auf, Bürgermeister Martin Wächter sang als Udo Jürgens beim „Promi-Karaoke“, NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach stellte sich dem „Theken-Talk“ von Jenni Gröhlich. Und immer war der aufwändig gestaltete Club randvoll. Dann kam der 30. Juli 2019.
Schlafender Mieter, laufendes Wasser
Jozeh Ramazani war am Nachmittag gerade zu Hause, als ihn eine Thekenkraft aus dem benachbarten „Salsa“ alarmierte: „Dieser Kollege wollte Eis aus dem Club herüberholen. Da bemerkte er, dass im ,Wo anders’ jede Menge Wasser aus der Decke tropfte“, berichtet der Mendener Gastronom. Kurz darauf war nicht nur der Hauptwasserhahn abgedreht, sondern auch die Ursache gefunden: In einer der sechs vermieteten Wohnungen in dem etwa 130 Jahre alten Haus habe ein Mieter den Wasserhahn der Spüle in der Küche versehentlich laufen lassen – und sich dann schlafen gelegt.
Das Fatale: Im Spülbecken stapelte sich Geschirr, und so wurde das Leitungswasser nicht vom Ausguss verschluckt, sondern verteilte sich auf dem Küchenboden und sickerte dann in Wände und Decken. „Tausende Liter müssen das gewesen sein: Als ich da reinkam, regnete es richtig aus der Decke.“ Und als der Schaden begutachtet war, wurde klar: Nahezu alles muss raus. Vor allem die Decken des Clubs, ob Holzbohlen, Brand- und Schallschutzdecke, waren „durch“.
Live-Club soll weiterlaufen
Wer das „Wo anders“ heute betritt, kann kaum glauben, dass hier schon am 21. September die nächste Veranstaltung stattfinden soll. Aber sie wollen alles daran setzen, dass das klappt. Auch wenn der Club dann noch nicht ganz in alter Pracht erstrahlen kann, soll er doch wieder das Ambiente für eine schöne Feier bieten. Was dazwischen geplant war, wird örtlich verlegt: Der nächste „Theken-Talk“ mit Angela Freimuth (FDP) und Thomas Kutschaty (SPD) soll in den Garten ausweichen, zwei Konzerte ins „Wo anders im Keller“, dem früheren Höllenkeller unterhalb des Clubs.
Die allerersten Veranstaltungen nach dem Wasserschaden seien indes nicht zu retten gewesen, berichtet Ramazani. Man sieht ihm an, wie ihn das geschmerzt hat. Aber das ist immerhin eine gute Nachricht für alle Club-Fans: „Wir wollen weitermachen mit dem Konzept als Live-Club und Veranstaltungsraum, wenn auch mit einer höheren Decke und mobilen Bühnen anstelle der bisherigen“, sagt Ramazani.
Und lächelt schon wieder.