Menden. 82-Jähriger will Ausweis abholen, wird aber wegen Corona-Regeln gestoppt. Gegen zwei Polizisten wehrt er sich: Anzeige wegen Körperverletzung.
Weil er vom Sicherheitsdienst nicht ins Mendener Rathaus eingelassen wurde, obwohl er „nur mal eben“ seinen neuen Ausweis aus dem Bürgerbüro abholen wollte, ließ sich ein 82-jähriger Mendener am Mittwochmittag aus Protest vorm Rathaus-Eingang in einen mitgebrachten Klappstuhl nieder: „Ich bleibe jetzt so lange hier sitzen, bis ich meinen Ausweis bekomme!“
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Was wie eine Schmonzette begann, endete handgreiflich: Der Sicherheitsdienst rief die Polizei, die laut ihrem Sprecher Christof Hüls „zunächst versuchte die Lage zu beruhigen, was aber nicht gelang“. Als der alte Mann immer lauter schimpfte und sich eine neugierige Menschenmenge bildete, sprachen die Beamten einen Platzverweis für zwölf Stunden aus. Den befolgte der Senior nicht, wetterte laut weiter – und blieb im Klappstuhl sitzen.
Polizei: Schlag gegen die Brust sorgt für Anzeige wegen Körperverletzung
Jetzt versuchten die Polizisten ihn unterzuhaken und aus dem Eingang zu bekommen. Doch der 82-Jährige wehrte sich vehement und schlug einem Beamten laut Protokoll gegen die Brust, außerdem habe er ausgetreten. Das brachte ihm neben Platzverweis und Hausverbot eine Anzeige wegen Körperverletzung ein. Schließlich verließ er den Platz – um nach zwei Stunden erneut nach dem Ausweis zu fragen. Diesmal, so Hüls, habe sich die Lage ohne Eskalation auflösen lassen.
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Der WP berichtete der Barger, dass er sich so gewehrt habe, „weil ich abgeführt werden sollte wie ein Schwerverbrecher“. Dabei habe er nur seinen fertigen Ausweis haben wollen. Einen Termin dafür hatte er für Donnerstag bekommen. „Aber ich war gerade in der Stadt, und der Weg von Barge ist weit. Ich bin schwerbehindert, meine Frau hat einen Rollator. Hätte mir der Sicherheitsmann da nicht den Ausweis eben rausbringen können?“
Stadt: Gerade manchen Älteren fehlt das Verständnis für Vorsichtsmaßnahmen
„Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“, sagt dazu Stadt-Sprecher Johannes Ehrlich. Auch im Rathaus werde älteren Menschen gerne geholfen. Wer aber auftrete wie der 82-Jährige, dürfe damit eben nicht in jedem Fall rechnen. Das Ganze sei offensichtlich „unglücklich gelaufen“. Ältere Menschen verstünden mitunter nicht, dass Maßnahmen wie die Anmeldung im Rathaus Bürger vor Corona-Ansteckungen schützen soll. „Mal eben was abzuholen, das geht genau deshalb leider gar nicht.“
Ämtergänge weiterhin nur nach Anmeldung
Wer im Rathaus in Menden eine Dienststelle oder das Bürgerbüro betreten will, muss vorab einen Termin vereinbaren. Nur dann gewähren die Sicherheitskräfte am Eingang dem Besucher auch Einlass.
Hintergrund für diese Vorsichtsmaßnahme ist die Corona-Pandemie. Die Besuche im Rathaus sollen auf diese Weise kanalisiert und zur Nachverfolgung dokumentiert werden. So wird vermieden, dass es durch zu viele Menschen in einem Raum zu Ansteckungsgefahren kommt.
Auf den Fluren und Gängen des Mendener Verwaltungsgebäudes ist auch weiterhin ein Mund-Nasenschutz zu tragen.
Der Barger hatte den Campingstuhl dabei, weil er schon beim Beantragen des Ausweises vor drei Wochen lange vor dem Rathaus habe stehen müssen, wie er erzählt. Damit habe er auch diesmal gerechnet, „und da gibt es keine Bänke“.
Den Ausweis abholen will er jetzt nicht mehr. „Vielleicht kann ich den ja zugeschickt bekommen.“