Menden. Im Rathaus Menden herrscht wegen Corona eine strenge Zugangsregelung. Wer rein will, muss sich registrieren lassen. Nicht jedem Gast gefällt das.

Mike Vandervelden blättert in der Liste. Gut 80 Mendener haben sich heute für einen Besuch in ihrem Rathaus angemeldet. Wer ankommt, wird registriert und abgehakt. Erst danach geht’s zum Sachbearbeiter ins Büro. Vandervelden ist eigentlich Bademeister im Hallenbad. Weil ja bekanntlich immer noch Corona ist, das Hallenbad ausfällt und ohnehin gerade alle improvisieren müssen, ist der Bademeister gerade der Corona-Besucher-Empfangs-Fachmann im Rathaus.

Das Rathaus hat derzeit wohl „Mendens härteste Tür“

Aysun Erdogan vom Sicherheitsdienst IPS.
Aysun Erdogan vom Sicherheitsdienst IPS. © Westfalenpost | Arne Poll

Den Eingang zum Rathaus dürfte man in diesen Tagen sicher als „Mendens härteste Tür“ bezeichnen – konsequent, kompromisslos (in Bezug auf Corona), aber doch auch immer ein Stück weit herzlich. „Es ist alternativlos, sagt Ralf Midderhoff, der das Team Zentrale Dienste leitet und für die Corona-Sicherheit im Rathaus verantwortlich ist. „Wir tun das alles hier vor allem zum Schutz der Besucher.“

Der Rathauseingang ist jetzt tatsächlich in mehreren Stufen gesichert. Schon weit vor der Schiebetür bremst draußen vor dem Gebäude ein Angestellter des Sicherheitsdienstes jeden Gast aus. Hier heißt es erst einmal: Anstehen. Ein zweiter Sicherheitsdienst-Mitarbeiter arbeitet nach und nach die Schlange ab. „Hatten Sie einen Termin?“ Ohne wird’s schwierig. Wer auf der Liste steht, wird ins Foyer gebracht. Vorher: Bitte Hände desinfizieren!

Ein komplexes System aus Bodenmarkierungen und Absperrbändern

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Im Foyer steht Aysun Erdogan vom Sicherheitsdienst IPS hinter einer Spuckschutz-Scheibe. Sie gleicht noch einmal die Liste ab und sortiert die Besucher vor. Manche wollen ins Jobcenter, andere ins Bürgerbüro, andere haben einen Termin in einer Fachabteilung. Mike Vanderfelden und seine Kollegen im Hintergrund koordinieren dann die weiteren Schritte. Wer alle seine Daten hinterlassen hat, darf dann endlich zu seinem Termin. Besucher, die sich auskennen, dürfen alleine weitergehen. Andere werden vom Sachbearbeiter abgeholt oder zum Büro gebracht. Die Wege sind mit einem komplexen System aus Bodenmarkierungen und Absperrbändern genau gekennzeichnet.

Die einzelnen Bereiche sind extra markiert.
Die einzelnen Bereiche sind extra markiert. © Westfalenpost | Arne Poll

„Wir müssen das so machen“, erklärt Ralf Midderhoff. „Wenn wir diese Maßnahmen nicht treffen würden, wären die Besucher ungebremst bei uns im Rathaus.“ Midderhoff zeigt einen ganzen Katalog an Regeln vom Arbeitsschutz, bis zu den Empfehlungen der Unfallkasse. Es geht um das Einbahnstraßensystem und Abstandspflichten. Ein wichtiger Punkt ist die Dokumentationspflicht. Es muss genau festgehalten werden, wer wann ins Rathaus gegangen ist. Kommt es zu einem Corona-Fall, müssen Kontaktpersonen schnell informiert werden.

Streit unter Wartenden in der Schlange vor dem Rathaus

Ralf Midderhoff macht keinen Hehl daraus, dass die neue Regelung auch immer mal wieder für Ärger sorgt. „Viele sind mit dem System nicht einverstanden.“ Auch in der Warteschlange gebe es häufiger Ärger. Besucher streiten sich untereinander um Abstände. Wegen des enormen Aufwandes dauert jeder Schritt gerade deutlich länger.

Am Ausgang des Rathauses wird auch an Alt-Masken gedacht. Ab damit in die graue Tonne.
Am Ausgang des Rathauses wird auch an Alt-Masken gedacht. Ab damit in die graue Tonne. © Westfalenpost | Arne Poll

„Wir bitten dringend darum, dass Termine pünktlich eingehalten werden“, sagt Stadtsprecher Johannes Ehrlich. „Die Zeitfenster sind knapp bemessen, damit wir möglichst vielen Bürgern weiterhelfen können“, sagt er vor allem mit Blick auf das Bürgerbüro. Komme jemand zu spät, müsse man den vielleicht sogar wieder wegschicken. Diesen Ärger wolle auch die Stadtverwaltung gerne vermeiden.

Dringende Bitte: Vorher telefonisch im Rathaus anmelden

„Der Rathaus-Besuch beginnt im Prinzip zu Hause“, erklärt Ehrlich. Wer persönlich vorstellig werden will oder muss, sollte sich telefonisch anmelden. Wer spontan kommt, muss einerseits überhaupt einen freien Termin ergattern und sich dann noch komplett registrieren. Wichtig zu wissen: Ein Kasten mit den wichtigsten Formularen steht bereits draußen vor dem Eingang, so dass man sich nicht erst anstellen muss, wenn man ohnehin keinen Mitarbeiter-Kontakt benötigt.

Mike Vandervelden, der eigentlich Bademeister im Hallenbad ist, hat einen Überblick über die Situation.
Mike Vandervelden, der eigentlich Bademeister im Hallenbad ist, hat einen Überblick über die Situation. © Westfalenpost | Arne Poll

Bademeister Mike Vandervelden fühlt sich hervorragend eingearbeitet. „Das funktioniert sehr gut.“ Für ihn geht es erst wieder ins Hallenbad zurück, wenn alles repariert ist. Auf seinem Stuhl nehmen dann auch andere Kollegen Platz, die gerade in ihren Abteilungen weniger zu tun haben. „Am Anfang war das zum Beispiel die Bücherei“, sagt Stadtsprecher Johannes Ehrlich. Wie lange die Regelung noch Bestand hat, weiß auch Ralf Midderhoff nicht. Die Anweisungen vom Land tragen kein Verfallsdatum.

Raus geht’s nur nach hinten zum Westwall

Alles erledigt. Wer reinkommt, muss auch wieder raus – aber bloß nicht zum Eingang! Damit sich die Besucher nicht begegnen, ist der Ausgang jetzt nur noch über den Hinterhof zum Westwall möglich. Wo sind wir hier eigentlich? Ach ja. Noch einmal die Hände desinfizieren. Auch für Alt-Masken ist gesorgt. Ab in die graue Tonne.

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