Menden. Bürgermeister-Kandidat Sebastian Arlt im Interview mit Thomas Hagemann, Redaktionsleiter WP Menden. Arlt spricht von Herzenswünsche und Sorgen.
In der vierten und somit letzten Runde der Vorstellung der Mendener Bürgermeisterkandidaten ist Sebastian Arlt (CDU) zu Gast in der WP-Redaktion am Nordwall. WP-Redaktionsleiter Thomas Hagemann interviewt den 47-jährigen Ersten Beigeordneten der Stadt über Facebook live. Dies soll den Zuschauerinnen und Zuschauern einen möglichst authentischen Eindruck von jedem der fünf Bewerber liefern. Die Inhalte des Interviews geben wir an dieser Stelle in den wesentlichen Auszügen wieder. Auf unserer Internetseite wp.de/menden und auf Facebook werden der Text und das darin eingebettete Interview außerdem zum jederzeit möglichen Nachhören verfügbar gemacht.
WP: Herr Arlt, Sie gehen für die CDU ins Rennen. Wer für die CDU in Menden ins Rennen geht, geht eigentlich immer als Favorit ins Rennen, weil er die größte Partei in Menden im Rücken hat. Empfinden Sie das als Vorteil oder als Nachteil?
Sebastian Arlt: Ich empfinde meine Rolle nicht als die eines Favoriten. Dafür hat sich die politische Landschaft in Menden zu sehr verändert und ich sehe das Rennen als absolut offen, ich fühle mich auch nicht als Favorit. Ich sehe, dass es ein sehr offener Wahlkampf ist. Sollte ich den ersten Wahlgang mit weitem Vorsprung gewinnen, dann würde ich sagen ,Herr Hagemann, Sie haben völlig richtig gelegen’. Im Moment sage ich aber, es gibt keine Favoritenrolle.
Bei Ihnen paart sich diese Favoritenrolle noch mit einer hohen Position im Rathaus. Häufig sind Sie auch als Krisenmanager in der Corona-Krise bezeichnet worden. Da sind Sie ja auch für viel verantwortlich, was nicht immer ein Spaß ist. Vielleicht kommt es daher, dass Sie als Kandidat sehr kritisch beobachtet werden. Wie kommen Sie damit klar, wie trennt man diese Rollen?
Also zunächst einmal kann ich das, was Sie sagen, gut nachvollziehen. Es gab auch schon einige Forderungen an mich, meine Funktion ruhen zu lassen. Das ist aber klar. Nur, wenn man gegen mich antritt, dann wird man zunächst einmal von der Tendenz her sagen müssen, ,da gibt es viele Versäumnisse und wenn ihr mich wählt, dann mache ich alles anders und alles besser’. Und natürlich sage ich dann, dass die Kritik zunächst übertrieben ist, man nicht alles schlecht reden soll, es ist doch auch nicht alles schlecht und es gibt auch gute Ansätze für die Zukunft. Meine größte Sorge dabei sind allerdings meine Kollegen und Kolleginnen, weshalb ich mich auch, so gut es geht, aus der Öffentlichkeit zurückgezogen habe. Ich möchte meine Kollegen nicht in unangenehme Situationen bringen. Das ist eigentlich das Einzige, was mir Sorgen bereitet, alles andere ist eben Wahlkampf.
Während der Corona-Krise haben Sie eine Corona-Halle in Lendringsen eingerichtet, was sogar international als Corona-Knast betitelt wurde. Am Ende ist die Halle aber wieder zugemacht worden, ohne dass sie genutzt wurde. Würden Sie das wieder machen?
Zunächst einmal zu der Bezeichnung Corona-Knast. Das gibt es nicht. Es ist eine multifunktionale Halle und man hat an den Beispielen anderer Städte gesehen, dass es in der Praxis durchaus solche Bedarfe gab. Damals haben wir in Spanien und Italien mittelgroße bis große Katastrophen gesehen und wir hatten keine wirkliche Vorstellung, was auf uns zukommen würde. Und wir haben deshalb diese Halle geschaffen. Das Problem war, dass wir die Ersten waren. In Zeiten des Vorwahlkampfes wurde das natürlich gerne aufgegriffen und noch mehr hochgeschaukelt. Und, Herr Hagemann, zum Glück wurde diese Halle nicht genutzt. Aber mit dem Wissen von damals würde ich das in der Situation von damals auch wieder machen. Es war die Umsetzung einer gesetzlichen Verpflichtung.
Kommen wir mal auf die Probleme, die uns bereits vor Corona beschäftigt haben. Das sind zum Beispiel die Lage der Innenstadt und die Leerstände.
Keiner hat ein Patentrezept für die Lage der Innenstadt. Aber mit der Gründung der Event GmbH und Stadtmarketing GmbH sowie der verstärkten Wirtschaftsförderungsgesellschaft sind Handlungsinstrumente geschaffen worden. So muss man gemeinsam nach einer Lösung suchen, die auf Menden passt. Jede Stadt hat aufgrund von Corona zu kämpfen. Aber ich bin fest überzeugt, dass wenn Menschen zusammen an einem Tisch sitzen, da etwas Vernünftiges bei rumkommen kann. Das Ganze geht nur nicht von heute auf morgen. Und wir hatten ja viele Umbaumaßnahmen, natürlich hätte man viel früher machen können, aber man kann auch nicht alles gleichzeitig machen. Mein Wunsch wäre es, dass wir uns künftig auch verstärkt mit den einzelnen Ortsteilen beschäftigen. So viel zur Innenstadt.
Und Hämmer-Süd?
Das kann ich kürzer halten: Hämmer-Süd ist eine einzigartige Chance, auch das Ergebnis von konzentrierter und motivierter Arbeit der letzten Jahre. Da möchte ich ganz klar sagen, dass ich dankbar für die mitwirkenden Menschen bin. Und ich sehe das Thema „Entwicklung eines modernen, einzigartigen Gewerbegebiets“ ganz eng verknüpft mit dem Thema „Schaffung neuer Arbeitsplätze“. Oder auch anders gesagt: Vitalisierung von Baulandreserven. Die Leute sollen hier wohnen, die sollen hier arbeiten und dann kommt der dritte Baustein, das ist die Infrastruktur. Sie sollen auch sagen ,wir wohnen wunderbar und arbeiten in einer tollen Stadt’.
Gibt es eine Herzenssache, die Sie als Bürgermeister umsetzen wollen?
Ich möchte gerne, dass wir durch das, was wir tun, mehr Optimismus verbreiten. Die Leute sollen besser wahrnehmen, dass die Stadt toll ist und sich etwas tut. Und ich möchte, dass insgesamt der Geist in unserer Stadt noch positiver wird. Noch dazu ganz konkret: Wenn man die Fahrradwege noch vernünftig verknüpfen würde in den verschiedenen Ortsteilen und noch einen Fahrradübungsplatz für Kinder und Jugendliche errichtet, das wäre toll, das wäre wirklich mein Herzenswunsch.
Eine fünfte Interview-Runde von WP-Redaktionsleiter Thomas Hagemann mit dem Bürgermeister-Kandidat der AfD, Rainer Schwanebeck, wird es nicht geben. Schwanebeck hat den geplanten Interview-Termin ohne Angabe von Gründen abgesagt.