Menden. Prof. Roland Schröder kandidiert für das Amt des Bürgermeisters in Menden. Als wichtiges Plus sieht er Erfahrung in der Führung großer Einheiten.

Die Vorstellungsrunde der Mendener Bürgermeisterkandidaten geht in die dritte Runde: Diesmal ist der parteilose Prof. Dr. Roland Schröder zu Gast in der WP-Redaktion am Nordwall. WP-Redaktionsleiter Thomas Hagemann interviewt den 57-jährigen über Facebook live. Dies soll den Zuschauerinnen und Zuschauern einen möglichst authentischen Eindruck von jedem der fünf Bewerber liefern. Die Inhalte des Interviews geben wir an dieser Stelle in den wesentlichen Auszügen wieder. Auf unserer Internetseite wp.de/menden und auf Facebook werden der Text und das später darin eingebettete Live-Interview außerdem zum jederzeit möglichen Nachhören verfügbar gemacht.

Herr Schröder, wenn man mal die anderen Kandidaten betrachtet, ausgenommen von Sebastian Arlt, der heute schon als erster Beigeordneter in einer großen Verwaltung tätig ist, dann sind Sie wahrscheinlich derjenige, der die meiste Erfahrung im Führen eines großen Betriebes mitbringt. Was ist denn so wichtig daran, dass man das kann?

Prof. Dr. Roland Schröder: Mir geht es darum, dass wir ganz andere Strukturen und ganz andere Hierarchie-Modelle aufbauen wollen. Das bin ich ja tatsächlich gewohnt. Ich komme von einer privaten Hochschule und das ist tatsächlich der Vorteil. Denn die ist ein privates Unternehmen, funktioniert aber wie eine Verwaltung. Und das ist das Gute, weil wir den Landesrechten immer entsprechen müssen. Ich bin also genau in dieser Schnittstelle tätig und da ist es wichtig, dass man neue Modelle findet, um Menschen zu motivieren. Das hat sehr viel mit Führung zu tun. Das hat sehr viel damit zu tun, dass man in erster Linie Strukturen mit denjenigen aufbaut, die direkt am Job sitzen und nicht nur von oben etwas entscheidet. Das habe ich in den letzten Stationen meiner Arbeit immer gemacht und deswegen denke ich, dass ich gute Erfahrungen mitbringe, um Bürgermeister und Leiter der Verwaltung zu sein.

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Das hört sich in der Theorie alles gut an. Ich möchte da mal ein Beispiel aufgreifen: das Bürgerbüro. Das sind meiner Erfahrung nach gute Leute, die sind motiviert, freundlich und engagiert. Aber die haben eindeutig ein Nachwuchsproblem und einen hohen Krankheitsstand. Wenn sie also eine gewisse Anzahl an Leuten nicht mehr haben, müssen sie dicht machen. Ist es einfach, das zu ändern?

Einfach wird es bestimmt nicht sein. Ich denke aber, dass durch vernünftiges Training und Schulungen verschiedene Aufgaben auf die Schultern anderer übertragen werden können. Und wir brauchen ganz einfach ein digitales Bürgerbüro. Insbesondere aus dem Grund, was wir durch Corona gerade erleben. Aber auch vorher hätten wir uns schon viel mehr in dem Bereich digital abbilden müssen. Und das erfinden wir ja nicht neu, das machen schon so viele Städte. Mit den richtigen Strukturen klappt das auch. Und meiner Meinung nach, kann man nicht sagen, dass wenn Menschen eine gewisse Ausbildung gemacht haben, auch nur diesen einen Job ausüben können. Ich denke, da kann man noch viel, viel mehr rausholen.

Steckbrief: Das ist Prof. Dr. Roland Schröder

Prof. Dr. Roland Schröder, gebürtiger Hamburger und in Paderborn aufgewachsen, ist 57 Jahre alt. Seit fast 30 Jahren lebt er mit seinem Ehemann in Menden zusammen.

Nach Menden kam er mit dem Zivildienst 1982 im Vincenz-Krankenhaus. Ab 1987 schloss er eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bei „Sport Müller“ am Neumarkt ab, arbeitete dann u.a. bei der Mendener Zeitung als Kaufmann und Journalist.

Ein Studium in Bochum und Arizona schloss er 1996 ab. 1995 war er in Menden kurz Ratsmitglied der SPD, bis 2000 Mitarbeiter von MdB Dagmar Freitag und MdL Michael Scheffler, beide SPD.

2005 nahm er in eine Professur für Medienmanagement an der BiTS in Iserlohn an, wurde Präsident und kaufmännischer Geschäftsführer der EBC-Hochschule

Seit 2019 lehrt er an der Macromedia-Hochschule in Köln.

Denken Sie, dass es hier in Menden genug Bürgerbeteiligung gibt?

Bürgerbeteiligung ist etwas, das mir wirklich sehr wichtig ist. Das ist auch einer der Gründe, warum ich mich überhaupt für eine Kandidatur entschieden habe. Denn ich sehe da etwas, was nicht funktioniert. Wir haben mit dem Bürgerbegehren im vergangenen Jahr gesehen, dass es ganz viele Mendener gibt, die mit gewissen Entscheidungen nicht zufrieden waren und aufgestanden sind. Aber das Gefühl, dass es nicht so richtig in der Politik angekommen ist, war trotzdem da. Das ist das eine. Und das andere ist die wirklich katastrophale Wahlbeteiligung in Menden. Wenn 60 Prozent nicht wählen gehen, ist das ein großes Problem. Da muss man sich aber dann fragen, warum gehen die Leute nicht wählen. Und die Gründe höre ich immer wieder in Gesprächen, dass die Bürger sagen, ,die da oben machen doch sowieso nichts und die hören uns auch nicht zu’. Die Politik wiederum widerspricht dem. Aber es funktioniert halt irgendwie einfach nicht. Und deshalb müssen wir da was ändern und mehr mit den Bürgern arbeiten. Ich bin überzeugter Demokrat. Die Entscheidung liegt am Ende beim Rat. Aber ich denke, dass, wenn wir vorher gemeinsam nach Lösungen suchen, auch eine Entscheidung treffen können, die dann auf breiteren Schultern liegt und zu einer größeren Zufriedenheit führt. Und dann brauchen wir beispielsweise auch kein Bürgerbegehren, weil wir das schon vorher geregelt haben.

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Also sehen Sie das Amt des Bürgermeisters gar nicht als obersten Entscheider, sondern eher als Moderator.

Ja, der Bürgermeister muss moderieren und Kompromisse suchen und finden. Für Entscheidungen haben wir den Rat. Und das ist auch richtig so. Und der Bürgermeister muss eben anschieben und auch Mehrheiten suchen. Es sind verändernde Mehrheiten dabei und da ist ein Bürgermeister, der vermitteln und Kompromisse finden kann natürlich von Vorteil.

Zum Thema A46: Sie haben bei der Podiumsdiskussion am Mittwochabend eine sehr klare Position eingenommen. A46-Gegner oder -Verneiner werden in Menden gerne als wirtschaftsfeindlich angesehen.

Erstmal ist das einfach meine Haltung. Und ich bin der Meinung, dass wir viel mehr neue Arten von Mobilität brauchen. Und, dass die alten Arten der Mobilität nicht mehr funktionieren. Ich bin selbst ein Pendler, ich pendel nach Köln und ich mache das mit dem Zug. Das geht wirklich sehr gut. So schlimm, wie es immer dargestellt wird, ist es hier in Menden schon lange nicht mehr. Dennoch müssen wir da noch deutlich besser werden. Und gerade das Thema Wirtschaft in Bezug auf Hämmer: Hämmer würde gar nicht von der Autobahn profitieren. Und deshalb bin ich der Ansicht, dass wir das überdenken sollten. Und lasst uns lieber in andere Arten der Mobilität investieren. Dazu muss man auch sagen, dass immer mehr Menschen Home-Office machen. Das Wohnen in einer Großstadt ist also gar nicht mehr so wichtig. In München oder Hamburg passiert das aktuell schon, dass man wieder in die sogenannten Speckgürtel rausgeht. Und Menden würde ich auch als solchen Speckgürtel sehen. Wenn wir jetzt noch vernünftige Anbindungen haben und in öffentlichen Verkehrsmitteln stark sind, dann werden wir auch wieder die Chance haben, junge Familien nach Menden zu holen.

Eine letzte Frage: Haben Sie eine ganz spezielle Aufgabe, die Sie als Bürgermeister unbedingt umsetzen möchten?

Die Aufgabe umfasst die Digitalisierung. Das ist ein ganz großer Aspekt, da hinken wir einfach hinterher. Es ist schon fast so, als wäre die Digitalisierung in Menden plötzlich vom Himmel gefallen. Natürlich ist es schwierig damit umzugehen. Aber insbesondere die Digitalisierung der Schulen, die Schulausstattung und eben die Digitalisierung der Verwaltung sowie ein digitales Bürgerbüro liegen mir am Herzen und das ist mein Ding. Natürlich aber nicht das einzige, was ich als Bürgermeister tun würde.