Menden. Wenn die zweite Welle nicht schon da ist, wird es im Herbst ganz schwierig. Henning Eichhorst berichtet, was die Klinik bisher auszuhalten hatte.
„Die zweite Corona-Welle wird kommen. Wenn sie nicht schon da ist, wird es spätestens zur Erkältungszeit im Herbst ein großes Problem bei der Differenzierung geben: Was ist Schnupfen, was ist Covid-19?“ Diese eher düstere Prognose zur Pandemie gab am Mittwochabend Henning Eichhorst, Geschäftsführer des St.-Vincenz-Krankenhauses und dessen Träger, den Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis, im Sozialausschuss der Stadt Menden ab.
Von 32 Corona-Fällen endeten zehn tödlich
32 Corona-Fälle hatte das Mendener Krankenhaus bisher zu behandeln, zehn davon endeten tödlich. Worüber indes kaum jemand spreche, seien die längerfristigen Folgen für Patientinnen und Patienten, die sich wegen der Corona-Seuche lange nicht ins Krankenhaus getraut hatten. Das Ergebnis laut Eichhorst: „Wir hatten wirklich üble Herzinfarkte zu behandeln, völlig vereiterte Gallen, insgesamt registrieren wir an vielen Stellen eine weitaus höhere Rate an Komplikationen als zuvor.“
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Die Probleme, die eine Klinik mit Covid gerade zu Beginn der Epidemie bekommen konnte, schilderte Eichhorst so: „Unser Patient 1 kam mit Symptomen zu uns, die dieser Infektion damals noch gar nicht zugerechnet wurden. Fünf Tage lang war er bereits im Haus, bis festgestellt wurde, dass seine Lunge regelrecht glühte. Bis dahin hatte dieser Patient aber Kontakt zu etwa 100 unserer Pflegekräfte.“
Mehr als 20.000 Patienten im Jahr
Das St.-Vincenz-Krankenhaus in Menden gehört zu den Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis, kurz KKiMK. Unter diesem Dach stehen auch das Vincenz-Altenheim an der Hauptstraße, das Altenpflegeheim St. Johannes in Balve, das St.-Pankratius-Altenheim und das Pflegezentrum St. Aloysius in Iserlohn sowie das dortige Elisabeth-Hospital.
Das Mendener Krankenhaus zählt mehr als 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – und damit auch zu den größten Arbeitgebern in der Hönnestadt.
Mehr als 20.000 Patientinnen und Patienten werden in der Mendener Klinik Am Stein im Jahr behandelt.
Damit das Krankenhaus dadurch nicht völlig lahmgelegt wurde, gingen die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fortan als Verdachtsfälle in eine häusliche Quarantäne, die nur durch die Fahrt zur Arbeit und zurück unterbrochen werden durfte. „Was das für unsere Kräfte, aber auch für unser Haus organisatorisch bedeutete, können Sie sich vielleicht vorstellen“, sagte Eichhorst. Hinzu kam, dass man bis dahin ungekannte Patienten-Schicksale miterleben musste. „Es ging bei eben noch gesund wirkenden Menschen in kürzester Zeit in die letzte Behandlungsphase, die Beatmung in Bauchlage.“ Heute teste man jeden Neuzugang – übrigens für 120 Euro pro Test, von denen das Krankenhaus jeweils nur 52 Euro erstattet bekommt.
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Wegen des nahen Altenheims Schmallenbachhaus in Fröndenberg, aus dem mehrere der Patienten nach Menden kamen, seien auch die Hönnestadt und ihr Krankenhaus zu einer Art Hotspot geworden, stellte Eichhorst fest. Wobei der Klinik-Chef deutlich machte: „Das Schmallenbachhaus ist eine exzellent geführte Einrichtung. Aber nach dem Zufallsprinzip genügt ein Superspreader, um eine Lage zu schaffen, die nicht mehr zu beherrschen ist.“ Bekanntlich beklagt allein das Schmallenbachhaus mehr als 20 mit Covid-19 verstorbene Patienten und Pflegekräfte.
Normalität erst, „wenn jeder und jede eine wirksame Impfung erhalten hat“
Normalität, davon zeigte sich Eichhorst überzeugt, werde auch im Krankenhaus erst wieder einkehren, „wenn jeder und jede von uns eine wirksame Impfung erhalten hat“. Ausdrücklich dankte er einer Politik in Deutschland, NRW und auf der städtischen Ebene, die Handlungsfähigkeit bewiesen habe. „Dafür sind wir dankbar.“