Menden. Mit den neuen Elektrorollern lässt es sich durch Menden flitzen. Der WP-Test zeigt aber auch: An vielen Stellen hapert es mit der Beschilderung.
Die Fahrt ist noch keine zehn Sekunden alt, da nimmt uns der erste andere Fahrer die Vorfahrt – ausgerechnet mit einem Elektromofa. In Menden rechnet man noch nicht mit einem schnellen Elektroroller auf der Straße. Dabei hätten die kleinen E-Scooter durchaus Potenzial. Die Stadtverwaltung sieht Anpassungsbedarf bei der Beschilderung.
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Unser Testroller (Kaufpreis ca. 900 Euro) ist in 20 Sekunden aufgebaut und fahrbereit. Ein leichter Dreh am Handgriff und der Roller flitzt einem geradezu unter den Füßen davon. In der flachen Innenstadt muss es nicht die höchste Fahrstufe sein. Wir starten mit Stufe 2 von 4 in der Gartenstraße, fahren von der Unnaer Straße auf die Kaiserstraße, immer zwischen den Autos. Der Bürgersteig und die Fußgängerzone sind für den Roller tabu. Er gilt als Elektrokleinstfahrzeug, benötigt ein Versicherungskennzeichen (gut 30 Euro im Jahr) und muss bevorzugt Radwege nutzen. Wenn es keinen Radweg gibt, dann darf und muss man auf die Straße ausweichen.
Mitten zwischen großen Fahrzeugen auf der Fahrbahn
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An der Kreuzung Bodelschwinghstraße/Kaiserstraße ordnen wir uns auf der linken Abbiegespur ein. Das ist ein komisches Gefühl, so ungeschützt zwischen Autos und Lastwagen zu stehen. Immerhin nutzt der Fahrlehrer im Auto nebenan die Gelegenheit, seine Fahrschülerin kurz mal praxisnah über Elektrokleinstfahrzeuge aufzuklären. Die E-Scooter sind seit gut einem Jahr erlaubt. In Großstädten gehören sie mittlerweile zum Stadtbild. Beim Anfahren hängt der Roller dann alle anderen Fahrzeuge ab. Mit 20 Stundenkilometern Maximalgeschwindigkeit (plus gut zwei Extra-KM/h im Toleranzbereich) hält der Vorsprung nur kurz an. Aber die Geschwindigkeit reicht tatsächlich, um zwischen den Ampeln und Kreisverkehren im Verkehr mitzuschwimmen.
Weiter geht’s. Jetzt spielen wir unseren Vorteil gegenüber Autos aus. Wir nutzen die kleine Fußgängerbrücke zwischen Hönneinsel und Aldi. Allerdings ist das ein reiner Fußweg. Hier muss man kurz absteigen. Der Übergang zwischen Rollen und Schieben geht allerdings so flüssig, dass das kaum etwas ausmacht.
Beschilderung bremst den kleinen E-Scooter aus
Weiter an der Hönne: Der für Radfahrer freigegebene Fußweg am der Oberen und Unteren Promenade wäre perfekt für den Roller. Aber Achtung: Hier dürfen wir mit dem Roller gar nicht fahren. Es handelt sich eben um einen Fußweg. Das Schild „Fahrräder frei“ erlaubt nur Radfahrern die Durchfahrt. Was allerdings kaum jemand beherzigt: Auch für Radfahrer gilt dann nur Schritttempo!
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Eine ähnliche Situation kommt uns auf der Runde durch die Innenstadt noch ein paar Mal vor. Im „Bankenviertel“ rund um Papenhausenstraße und Unnaer Straße gibt es etliche Einbahnstraßen, die in Gegenrichtung nur für Fahrräder freigegeben sind. Wäre logisch, dass man diese auch nutzen könnte, aber: Es ist verboten. Das macht aktuell im Innenstadt viele Vorteile, die der Roller haben könnte, zunichte.
Stadtverwaltung zeigt sich offen für Nachbesserungen der Beschilderung
In der Stadtverwaltung waren die kleinen Elektroroller bis zur WP-Anfrage noch überhaupt kein Thema. „Man sieht ab und zu mal einen einzelnen Roller“, sagt Stadtsprecher Johannes Ehrlich. „Wir hatten aber noch überhaupt keine Anfragen dazu.“ Nach Rücksprache mit Verkehrsplaner Ralf Weyer zeigt sich die Stadtverwaltung aber sehr offen für Nachbesserungen der Beschilderung. „Im Moment ist da sonst für den E-Scooter Schluss.“ Damit Elektroroller auch in den „Radfahrer-frei“-Bereichen fahren dürften, müsste ein Zusatzschild „Elektrokleinstfahrzeuge frei“ ergänzt werden. So sieht es die Straßenverkehrsordnung vor. „Es ist ja durchaus eine Überlegung wert, solche Schilder zu ergänzen“, sagt Ehrlich. Natürlich müsse man auf Fußwegen Radfahrer wie Elektroroller-Fahrer sensibilisieren, die Schrittgeschwindigkeit einzuhalten.
Seine wahre Stärke spielt der Roller dann auf den etwas längeren Strecken in die Stadtteile aus. Die Steigung nach Oesbern meistert das kleine Fahrzeug mit Bravour. Wer die Strecke häufiger fahren will, sollte allerdings auf luftgefüllte Reifen zurückgreifen. Die Vollgummireifen des Testfahrzeugs holpern auf dem groben Untergrund doch arg. Auch die 30 Kilometer theoretische Reichweite schmelzen bei dem langen Anstieg blitzschnell dahin. Allerdings lädt der Roller auf dem Rückweg durch Rekuperation auch wieder einen guten Teil der verbrauchten Energie wieder auf. Oesbern-Stadtmitte hin und zurück sind überhaupt kein Problem. Vermeintlich lange Fußwege zur nächsten Bushaltestelle oder zum Bahnhof werden ohnehin zur kurzen Rollerfahrt. Der Roller hat auch noch einen Vorteil: Er lässt sich schnell zusammenklappen und an der Zielhaltestelle wieder auseinanderfalten.
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Stadtsprecher Johannes Ehrlich: „Das ist noch kein Massenphänomen in Menden. Vielleicht sähe es anders aus, wenn wir ein Verleihsystem hätten.“ An den Rahmenbedingungen wie der Beschilderung will die Stadtverwaltung arbeiten.
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