Lendringsen. Die Dauerausstellung im Gut Rödinghausen zeigt Mendener Industriegeschichte. Vier Experten aus Wien richten die Vitrinen ein.

Von verschiedensten Walzen über Lederwaren bis hin zu einer Rolle Klopapier. Das alles wird in der Dauerausstellung des Mendener Industriemuseums im Gut Rödinghausen zu sehen sein. Noch befindet sich die Ausstellung in den letzten Zügen der Einrichtung. Dafür beauftragt ist „Vienna Arthandling“, ein Spezialteam aus Exponateinrichtern aus Wien.

Gemeinsam mit Museumsleiterin und Kuratorin Jutta Törnig-Struck sowie Prof. Jürg Steiner, der die Ausstellungsplanung übernahm, setzen sie jedes Ausstellungsstück künstlerisch in Szene. Voraussichtlich zwischen Ende August und Anfang September werden die ersten Besucher die Ausstellung besichtigen können.

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Mendener Industriegeschichte

Insgesamt 1000 Exponate für zwölf Räume hat Jutta Törnig-Struck zusammengetragen. Die Dauerausstellung widmet sich ganz der Mendener Industriegeschichte und erzählt damit auch die Geschichte bedeutender Mendener Firmen und Familien. Jeder Raum behandelt ein anderes Thema. Unter anderem Eisenerzeugnisse, Alltagsgegenstände und Werkzeuge, die ihren Ursprung in Menden haben, finden hier ihren Platz. „Viele Exponate wurden von Bürgern gestiftet und so für die Nachwelt gerettet. Zum Beispiel der dünnste Draht der Welt oder Maschinenbürsten der Firma Fritz Martin“, erklärt Jutta Törnig-Struck.

Selbst kleine Ausstellungsstücke, wie hier im Bild ein Stück eines Briefes, werden von den Experten aus Wien mit viel Sorgfalt positioniert.  
Selbst kleine Ausstellungsstücke, wie hier im Bild ein Stück eines Briefes, werden von den Experten aus Wien mit viel Sorgfalt positioniert.   © WP | Laura Dicke

Die Besonderheit ist jedoch die Inszenierung, die das Wiener Team ermöglicht. Größtenteils sind die Exponate nämlich in frei stehenden Glasvitrinen ausgestellt, die von allen Seiten einsehbar sind. Dabei sind sie jedoch nicht einfach nur hineingelegt, sondern teilweise an dünnen Drähten und Fäden aufgehangen, sodass der Eindruck entsteht, die Werke würden schweben.

Vitrinen erinnern an Fachwerk

„Diese Transparenz und das Schwebende sind Teil des Gesamtkonzepts. Für die Besucher wird so die Vielfalt und Funktion der Alltagsgegenstände visualisiert“, sagt Törnig-Struck. Auch die Vitrinen selbst sind ein Kunstwerk für sich. Sie erinnern an das Fachwerk des Hauses und sind ideal auf jeden Raum abgestimmt. Dabei war es gar nicht so einfach, die Exponate einzurichten, erzählt Projektleiter Clemens Kritzer von Vienna Arthandling. „Aus technischer Sicht sind die Vitrinen selbst das Besondere an der Ausstellung. Es war eine große Herausforderung, nur mit Glas zu arbeiten.“ Schließlich konnte in das Glas nicht reingebohrt und auch Artefakte, die an den Wänden angebracht wurden, durften nicht beschädigt werden. Auch, dass die Vitrinen von allen Seiten einsichtbar sind, sei eher ungewöhnlich, sagt Clemens Kritzer.

Das Gut Rödinghausen

1807 ließ Caspar Ignaz von Dücker das klassizistische Herrenhaus erbauen.

Die Freiherren von Dücker lebten viele Jahrhunderte dort.

Die gesamte Anlage steht unter Denkmalschutz und wurde im Jahr 2007 von der Stadt Menden auf Erbpachtbasis erworben.

Zum Team um Kritzer gehören Stephan Ebert, Felix Tröbinger und Lukas Pokorny. Alle kommen ursprünglich aus verschiedenen Bereichen. „Einer ist Orgelbauer, einer Maurer. Was wir machen ist kein Lehrberuf. Ich bin auch zufällig dazu gekommen“, sagt Clemens Kritzer. Was ein Exponateneinrichter unter anderem braucht, ist zum einen handwerkliches Geschick und zum anderen Fingerspitzengefühl. Vienna Arthandling gibt es bereits seit 2011 und Kritzler arbeitet seit zehn Jahren als Exponateneinrichter. Für die Einrichtung der Dauerausstellung kam das Team dreimal nach Menden und brauchte ungefähr fünf Wochen.

„Wir würden gerne offiziell eröffnen, doch mit den derzeitigen Einschränkungen wäre das der ganzen Arbeit und den Sponsoren nicht würdig“, so Jutta Törnig-Struck. Voraussichtlich im Frühjahr soll die offizielle Eröffnung aber nachgeholt werden.