Menden/Balve. Corona machte für die neue VHS-Chefin Lena Schwerdtner die Ausnahme zur Regel. Doch sie sah die Krise als Chance. Was ihr und ihrem Team einfiel.
Eingewöhnungszeit? Welche Eingewöhnungszeit? Die neue VHS-Chefin Lena Schwerdtner startete gleich mit einer Ausnahme-Situation. Zeit, an ihrem Arbeitsplatz in Menden Land und Leute kennenzulernen, bietet sich erst jetzt. Doch die Nachfolgerin von Achim Puhl sieht die Krise auch als Chance. Erstmalig gibt es ein Sommerprogramm der VHS.
Selbst da ist manches anders als gewohnt. Dafür gibt es einen einfachen Grund. Das VHS-Gebäude an der Unteren Promenade wird saniert. Was ist zu tun?
„Das ganze Dach wird saniert“, sagt Lena Schwerdtner im Gespräch mit der „Westfalenpost“ in ihrem Büro, „eine neue Dämmung wird eingezogen. Auch die Außenwände werden gedämmt, und die ganzen Fenster werden ausgetauscht, bis auf den Anbau. Das könnte für ein schöneres Klima in den Räumen sorgen.“ Damit nicht genug: „Im Dachgeschoss haben wir zwei Klassenräume mit winzig kleinen Fenstern. Da werden jetzt Dachgauben eingebaut. Dadurch wirken die Räume etwas großzügiger, weil sie mehr Licht haben. Zumindest einen Raum können wir dann mehr nutzen.“ Die Bauarbeiten dauern mehrere Wochen.
Dennoch läuft die Arbeit im VHS-Gebäude weiter. Wegen der Sommerferien sind ohnehin weniger Mitarbeiter als sonst im Büro. Und das erstmalig stattfindende Sommerprogramm der kommunalen Weiterbildungseinrichtung findet ohnehin nur zu einem winzigen Teil im Haus an der Unteren Promenade statt.
Stattdessen gibt es Angebote unter freiem Himmel oder aber in der Albert-Schweitzer-Realschule in Lendringsen.
Das Interesse an den Kursen war unterschiedlich. „Die Leute nehmen gern Bewegungsangebote wahr. Sie gehören zum Gesundheitsbereich. Und der Gesundheitsbereich läuft ohnehin gut“, weiß Lena Schwerdtner.
Zugleich weiß sie, dass Angebote eines Pilotprojektes Testballons gleichen: Nicht alle steigen hoch. Doch welche Bereiche waren nicht so stark nachgefragt wie erhofft? Lena Schwerdtner nennt Sprachen und den Kreativ-Bereich. Gute Zahlen, schlechte Zahlen: Das folgt ihrem Ziel herauszufinden, was in den Mitgliedsstädten des VHS-Zweckverbandes Menden-Hemer-Balve ankommt.
Angebote für den Sommer daheim
Welches Ziel verfolgt Lena Schwerdtner mit Angeboten in einer Zeit, in der die VHS, wie die übrigen Bildungseinrichtungen, üblicherweise pausierte? Sie verweist auf einen neuen Trend in der kommunalen Weiterbildung. Auch bei anderen Volkshochschulen gebe es in diesem Jahr Sommerkurse: „Das ist ja naheliegend, wenn man in diesem Jahr nicht wegfährt oder nicht so viel wegfährt. Da mag man nutzen, was es vor Ort gibt. Wir haben viele Leute, die sehr gern hier hinkommen. Auch die Dozenten müssen eine Gelegenheit haben zu arbeiten. Im Frühjahr ist wegen Corona viel ausgefallen.“
Genau darauf hat Lena Schwerdtner bereits bei der Zweckverbandsversammlung in Balve hingewiesen. Kurios: Für sie war es die erste, für die Vertreter der drei Mitgliedsstädte die letzte. Denn die Amtszeit der Verbandsvertreter folgt der Wahlperiode der Kommunalparlamente. Am 13. September wird gewählt. Bei der Zweckverbandsversammlung gab es schlechte und gute Nachrichten.
Schlechte Nachricht: Ausfallende Kurse – Corona sei’s geklagt – bedeuten weniger Einnahmen. Lena Schwerdtner bezifferte das Minus auf 70 Prozent. Krise? Gemach. Die VHS-Leiterin sprach von soliden Rücklagen. Zudem hofft sie, dass die Herbstkurse an Teilnehmern bringen, was die VHS im Frühjahr verlor.
Gute Nachricht: Das Herbstprogramm steht bereits. Die VHS arbeitet mit eingeführtem Corona-Konzept, einerseits. Andererseits sind bei unveränderten Infektionszahlen mehr Teilnehmer als bisher möglich. Die Vorgaben für die VHS ähneln denen der Schulen. Primar- und Sekundarstufe starten nach den Ferien im Regelbetrieb. Kein Wunder, dass die VHS ein umfangreiches Programm bietet.
Buchbar ist es bereits jetzt – online. „Wir haben es vorigen Freitag freigeschaltet“, sagt Lena Schwerdtner. Die ersten Anmeldungszahlen stimmen sie hoffnungsvoll.