Menden. Die Teilnehmer am WP-Heimatcheck vergeben für die Einkaufsmöglichkeiten keine gute Note. Menden habe keine attraktiven Geschäfte mehr.

Für die Einkaufsmöglichkeiten in Menden vergeben die Heimatcheck-Teilnehmer keine gute Note. Im Drei-Städte-Vergleich Menden-Balve-Fröndenberg landet die Hönnestadt mit einer 3,24 auf dem letzten Platz. Und auch mit Blick in das Verbreitungsgebiet der WP schneidet Menden unter allen teilnehmenden Städten schlecht ab.

Die Ursachen für Geschäftsschließungen und Leerstände sind immer wieder diskutiert worden. Die Kritik, die auch im Heimatcheck mehrfach geäußert wird: Menden habe jetzt zwar eine sehr schöne Fußgängerzone, aber keine attraktiven Geschäfte mehr. Die Stadt sei zum Wohnen schön, zum Einkaufen schlecht. Iserlohn, Neheim, Unna hätten mehr zu bieten. Und es fehle vor allem auch an Angeboten für junge Leute. „Eine Einkaufsstadt ist Menden schon lange nicht mehr“, fasst es einer der Umfrageteilnehmer zusammen. Es gebe viele Läden, die man nur selten braucht, wie Optiker, Hörgeräte- oder Handyläden.

Verbesserungsbedarf wird auch bei den Öffnungszeiten gesehen. „Allein einheitliche Standardöffnungszeiten sind absolut wichtig! Es kann nicht sein, dass man einkaufen gehen will, und der eine Laden hat auf, und der andere ist geschlossen“, kritisiert ein WP-Leser im Heimat-Check.

Lieber individuell als Mainstream

Susanne Weber-Klaus hat den Großteil ihres Lebens in Menden verbracht. Sie blickt mit ein bisschen Wehmut 20, 30 Jahre zurück: „In den 90er Jahren, da gab es in Menden wirklich viele interessante Geschäfte. Heute sind es überwiegend Ketten. Und die Atmosphäre in der Stadt hat sich dadurch geändert.“ Die 53-Jährige ist viel mit Fahrrad und Roller unterwegs und versucht nach wie vor das Meiste in Menden einzukaufen. „Aber das wird zunehmend schwerer“, sagt sie. Zu viele Leerstände, zu wenig Auswahl bei der Kleidung.

Zum Bummeln zieht es sie dann doch eher nach Neheim. „Es ist auch total schade, dass das Reformhaus geschlossen hat“, bedauert die Lendringserin. Sie wünscht sich für Menden beispielsweise einen Laden, der regionale Produkte anbietet. Auch die Vermieter in Menden müssten doch ein Interesse daran haben, dass die Stadt attraktiver werde und bleibe.

Kritische Stimmen als Herausforderung

Viele kritische Stimmen und die vergleichsweise schlechte Gesamtnote, die Menden von seinen Bürgerinnen und Bürgern zur Einkaufsqualität erhalten hat: Das sieht Mendens neuer Wirtschaftsförderer Tim Behrendt vor allem als eine Herausforderung an.

„Unsere Innenstadt, die gerade wirklich schön hergerichtet worden ist, gilt es jetzt mehr denn je zu einem Erlebnisort zu machen. Aufwarten sollten wir mit Magneten für das Konsum-Shopping, das über die Deckung des täglichen Bedarfs weit hinausgeht. Mehr gastronomische Attraktionen, spannende Aktionen und Veranstaltungen sollen den Besuch in Menden darüber hinaus zum Erlebnis machen.“

Dabei gebe es schon vieles, was Menden in dieser Hinsicht attraktiv mache. Daher sieht Behrendt die Aufgaben von Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing nicht nur nach außen gerichtet, um namhafte neue Anbieter für die Stadt zu interessieren. „Bei dieser Akquise kann es für uns nur um die größeren Ansiedlungen gehen, bei den kleinen Leerständen sind vor allem die Betreiber, Gründer und Immobilienbesitzer gefragt.“

Das Marketing sei aber zugleich gefordert, bei den Mendenern wieder um mehr Identifikation mit der eigenen Stadt zu werben. „Denn Menden wird nach meinem Eindruck von seinen Einwohnern vielfach weitaus kritischer gesehen als von den Besuchern.“ Als Wirtschaftsförderer sieht Behrendt seine Aufgabe, gemeinsam mit dem StadtMarketing unter der Regie von Melanie Kersting, noch in anderer Hinsicht eng verzahnt: „Wir wollen und müssen auch mehr Kaufkraft in die Stadt holen. Das gilt gleichermaßen für die Innenstadt und auch Lendringsen. Um das zu schaffen, wollen wir unserem Konzept folgend, möglichst viele hochwertige Arbeitsplätze im neuen Gewerbegebiet Hämmer-Süd ansiedeln.“ Hier gebe es schon ermutigende Ansätze.

Zugleich gelte es für die Innenstadt, sich selbst immer wieder neu zu erfinden, und daran seien auch die Bürger zu beteiligen. Behrendt: „Wir alle müssen uns fragen, wie das Mendener Zentrum im Jahr 2030 aussehen soll.“

Dabei sieht die Diplom-Pädagogin in Menden durchaus Potenzial. Allerdings abseits des Mainstreams großer Ketten und Marken. „Es wäre toll, wenn Menden sein eigenes Ding machen und versuchen würde, sich ein eigenes Profil zu schaffen und auszubauen.“

Für Menden wünscht sie sich kleinere, individuelle Läden, die dann auch Kunden aus Nachbarstädten nach Menden locken könnten. Läden wie H&M wären sicher für Jugendliche attraktiv. „Aber solche Läden brauchen doch eine bestimmte Größe, und dafür sehe ich in Menden den Platz nicht.

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Durch den Umbau der Fußgängerzone habe sich in der Mendener Innenstadt jedoch schon einiges positiv entwickelt. Und auch für den Platz vor dem Alten Rathaus vergibt Susanne Weber-Klaus Pluspunkte. „Aber die Ecke rund um den Neumarkt , die ist beim Umbau ein bisschen als Stiefkind behandelt worden“, schildert sie ihren Eindruck. Sie habe dort selbst für eine kurze Zeit einen Filzladen betrieben. „Inzwischen ist dort fast alles Leerstand. Dabei könnte man die Ecke so schön an die Fußgängerzone anbinden.“ Entsprechend gestaltet, lade der Bereich dann mit Sicherheit auch zum Verweilen ein.

Potenzial nicht ausgenutzt

Dass Menden sein Potenzial nicht ausnutzt, sieht auch Markus Lage so. Der 59-Jährige ist in der Hönne-stadt geboren, aber Städte wie Unna oder Soest, die hätten es einfach besser gemacht. Ihn ärgern Leerstände und hohe Fluktuation. „Ich würde mir wünschen, dass sich etwas ändert, dass sich alle, die Verantwortung tragen, dafür zusammensetzen.“