Menden. Ob Schulen oder Rathaus: Es gibt in Menden Frust und Ärger über den völlig überraschenden Beschluss zum kompletten Neustart der Grundschulen.
Frust und Verärgerung herrschen an den Mendener Grundschulen und im Rathaus: Dafür sorgt die von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) kurzfristig angekündigte komplette Wiedereröffnung der Grundschulen für alle Kinder ab Montag, 15. Juni – für die letzten 14 Tage bis zu den Sommerferien. „Das hat uns alle sehr überrascht, aber Überraschungen sind wir ja mittlerweile gewohnt“, sagt Helga Sommer, seit 2009 Leiterin der Nikolaus-Groß-Schule in Bösperde. Für sie steht angesichts der Mail, die am Freitag um 10 Uhr im Schulcomputer eintraf, indes fest: „Das trägt viel Unruhe in die Schulen, und ein normaler Unterricht wird auch das nicht werden.“
Ihr Kollege Ralf Beyer, der die Josefschule Menden und dazu kommissarisch die Anne-Frank-Schule auf der Platte Heide leitet, sagt dazu: „Wir haben jetzt mit viel Engagement das rollierende System eingerichtet, das gut läuft. Warum das so kurz vor den Ferien noch wieder aufgehoben werden muss, und warum eigentlich wieder nur an den Grundschulen, dafür fehlt mir das Verständnis.“
Für nur zwei Wochen Unterricht: Verschärfter Druck auf alle Beteiligten
Johannes Ehrlich, Sprecher der Stadt Menden, kann das nach eigenem Bekunden bestens nachvollziehen: „Wir als Schulträger müssen jetzt im Sprinttempo neue Hygienekonzepte entwickeln, neue Reinigungsintervalle finden, die Kräfte dafür einteilen und vieles mehr. Das alles wird für das Schulamt und den Immobilienservice, gelinde gesagt, eine große Herausforderung. Und das für 14 Tage.“
Kitas starten am Montag, 8. Juni – mit Fiebermessen
Bereits am kommenden Montag, 8. Juni, öffnen die Kindergärten wieder für alle. Die Betreuungszeiten sind aber verkürzt. Zugleich endet die 45-Wochenstunden-Notbetreuung für Eltern aus systemrelevanten Berufen und Alleinerziehende.
Coronabedingte Einschränkungen und Regelungen sehen vor, dass bei den Kita-Kindern vor dem Eintritt Fieber gemessen werden muss. Das Mittagessen muss ihnen von den Erzieherinnen und Erziehern auf den Teller getan werden.
Dass auch diese Mail aus dem Ministerium – wie zuvor schon das Schreiben über die Schließung von Kitas und Grundschulen im März – erneut an einem Freitag eintreffe und keinerlei Ausführungsbestimmungen enthalte, verschärfe den Zeitdruck für alle Beteiligten, kritisiert der Stadt-Sprecher.
Kinder sollen die ganze Zeit über im Klassenraum bleiben – auch in der OGS
Schulleiterin Helga Sommer sorgt sich unterdessen vor allem um die Kinder und die Lehrkräfte, die der Corona-Risikogruppe angehören. „Es gibt jetzt Vorgaben wie die, dass die Kinder die ganze Zeit über im Klassenraum bleiben müssen. Auch der Offene Ganztag soll nur hier stattfinden.“
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Schon bei ihrem jetzigen wöchentlichen Schultag dürften die Kleinen in halbierter Klassenstärke bei auseinandergezogenen Tischen während des Unterrichts nicht aufstehen und herumlaufen. „Das ist ohnehin schon eine Rückkehr zum überkommenen klassischen Frontalunterricht“, sagt die Pädagogin. Bei dann wieder vollen Klassen werde das wohl doppelt und dreifach gelten. „Das wird für die Kinder alles andere als schön.“
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Ob ihr alle Lehrkräfte zur Verfügung stehen, weiß Helga Sommer auch noch nicht. Denn dass sich manche älteren Lehrerinnen und Lehrer bei dem Gedanken unwohl fühlen, in Kürze wieder vor 30 Kindern in einem Raum zu stehen, könne sie gut nachvollziehen. Immerhin: Die hohe Disziplin der Schülerinnen und Schüler habe sie bislang schon sehr überrascht.
Eltern wollen rasch informiert sein
In Bösperde haben sie jedenfalls sofort nach Erhalt der Mail mit dem Erstellen von Stundenplänen begonnen. Das sei angesichts des geforderten versetzten Unterrichts- und Pausenbeginns für die Klassen und der noch unklaren Personallage schwierig genug. Doch obendrein dränge die Zeit: „Unsere Eltern wollen und müssten so ja frühzeitig wie möglich darüber informiert werden, wann ihre Kinder zur Schule denn nun kommen sollen – und wann es für die Kleinen wieder nach Hause geht.“