schwitten. Das Landcafé Strathmann in Schwitten dürfte zwar wieder öffnen, wird aber für immer geschlossen bleiben. Der Betrieb würde sich nicht rechnen.

Die Entscheidung ist ihr nicht leicht gefallen, ist aber wirtschaftlich wohl die einzig vernünftige. Anette Butzek-Groll schließt das Landcafé Strathmann an der B7 für immer.

Zunächst hatte Anette Butzek-Groll ihr Café Corona-bedingt – wie allen anderen Gastronomen auch – Mitte März vorübergehend dicht gemacht. Doch im Laufe der Wochen zeichnete sich aus Sicht der Inhaberin ab, dass das so bleiben wird – auch wenn sie aus behördlicher Sicht wieder öffnen dürfte. „Angesichts der strengen Auflagen würde ich keine Einnahmen haben“, rechnet Anette Butzek-Groll im Gespräch mit der Westfalenpost vor. Sie betreibt das Café im Nebenerwerb, arbeitet hauptberuflich in der Tagespflegeleitung bei einem heimischen Pflegedienst: „Seit März stemme ich alle Kosten privat.“ Die staatliche Soforthilfe habe ihr nicht zugestanden, da sie das Café nur im Nebenerwerb betreibt.

Pacht läuft weiter

Die Pacht für die Räumlichkeiten am Schwitterknapp 7 muss sie weiterhin entrichten, „aber zumindest konnte ich die Kosten für die Knappschaft, die Berufsgenossenschaft und ähnliches kündigen“. So habe sie einen Überblick, auf welchen festen Kosten sie zunächst trotz der Schließung sitzen bleibt. Hier hofft Anette Butzek-Groll auf Entgegenkommen ihres Verpächters: „Da bin ich gerade in Gesprächen.“

Einnahmequellen fallen weg

Erst Ende 2018 hatte Anette Butzek-Groll das Landcafé übernommen, das zuvor – nachdem die Dorfgaststätte Strathmann geschlossen hatte - jahrelang leer stand. Den Schwerpunkt ihres Landcafés hatte Anette Butzek-Groll vor allem auf größere Gruppen wie Geburtstagsfeiern, Junggesellenabschiede, Taufen und standesamtliche Trauungen gelegt: „Davon haben wir gelebt, und das fällt ja jetzt alles erst mal in der bisherigen Form weg.“

Wiedereröffnung kategorisch ausgeschlossen

Würde Anette Butzek-Groll das Landcafé unter den aktuellen Hygienebedingungen wieder eröffnen und weiter betreiben wollen, „dann würde ich Schulden aufbauen“, der Betrieb sei schlichtweg unwirtschaftlich. Deshalb schließt sie eine Wiedereröffnung kategorisch aus. Sie gehe ohnehin davon aus, dass sich viele Kunden nur vorsichtig wieder in Gastronomien begeben: „Und daran wird sich in den nächsten Wochen und Monaten nichts ändern. Wer will schon mit Mundschutz frühstücken gehen?“ Schließlich sei das Virus nicht weg „und wird uns noch lange begleiten. Das Leben wird die nächsten Monate ein anderes sein.“ Sie gehe davon aus, „dass es erst im Sommer des nächsten Jahres im Gastro-Bereich wieder besser wird“.

Stammkunden bedauern Schließung

Von etlichen Stammkunden, so berichtet Anette Butzek-Groll, habe sie in den vergangenen Tagen die Rückmeldung bekommen, wie schade es sei, dass sie das Landcafé nicht mehr öffnen wird. Auf der Facebook-Seite des Landcafés äußern viele Gäste Verständnis für die Entscheidung, drücken aber vor allem auch aus, wie sehr sie die Schließung bedauern.


HINTERGRUND:
Auch wenn das Corona-Virus dafür gesorgt hat, dass Anette Butzek-Groll nun ihre Selbstständigkeit mit dem Landcafé Strathmann aufgeben muss, versucht die Mendenerin auch die positiven Aspekte der derzeitigen Situation zu sehen. „Die Menschen haben wieder ein Wir-Gefühl entwickelt. Es wird wieder unterschieden, was wichtig ist im Leben“, so Anette Butzek-Groll für das Strathmann-Team auf der Facebook-Seite ihres Cafés. „Die Umwelt wird wieder intensiver wahrgenommen, die unterschiedlichen Personengruppen, Kinder, Senioren, werden in den Fokus gerückt und vieles, vieles mehr. Und davon abgesehen ist unserer aller Gesundheit das höchste Gut, was wir haben.“