Menden. Mendener Werbeprofi Patrick Schulte erntet mit Sprüchen wie „Berta kauft Gardinen in Menden!“ Kritik – und Aufmerksamkeit. Jetzt folgt Runde 2.
„Berta kauft Gardine in Menden!“ – „Weg mit die Corona-Frise! Menden geht style.“ – „Ziemlich geil beraten. Krasse Dienstleister finde ich in Menden!“ – „Lecker Pralinen und echt geilen Kaffee kaufe ich in Menden!“ Es sind nun wirklich grottenschlechte Sprüche, die den Mendenern als Stadtmarketing seit einigen Tagen unter die Augen kommen, sei es auf den Plakatträgern an Straßenlaternen oder online im Facebook. Zugleich gilt: Die Werbeslogans fürs Einkaufen in Menden sind vielen gerade deshalb aufgefallen, weil sie platt in der Aussage und/oder orthografisch und grammatikalisch falsch geschrieben sind. Viele Online-Nutzer haben sich in ihren Netz-Gruppen längst darüber echauffiert, und haben dafür die in Rot oder Orange gehaltenen Sprüche massenhaft geteilt. Und genau das sollte so passieren. Denn ob man’s nun glaubt oder nicht: Hinter dieser Kampagne stecken kluge Köpfe. Und die planen schon den nächsten Schritt.
Werber sind überzeugt: Viel erfolgreicher als eine aalglatte Kampagne
Der Mendener Werbe-Experte Patrick Schulte hat die Kampagne ehrenamtlich für die Werbegemeinschaft Menden entworfen. Und er weiß: „Nichts geht über Aufmerksamkeit“, und die sei bei schmalem Budget niemals mit einer aalglatten Kampagne zu erreichen. „So aber haben wir erreicht, dass sich die Leute nach dem Berta-Spruch tatsächlich darüber austauschen, wo es in Menden Gardinen gibt.“ Als jemand wegen eines fehlenden Satzzeichens im Slogan fragte, wo man die in Menden kaufen könne, bekam er zur Antwort: „In der Buchhandlung Daub!“ Patrick Schulte: „Da habe ich gedacht, das ist super! Genau das wollten wir erreichen.“
Sprüche-Wettbewerb folgt: Jetzt werden die Bessermacher gesucht
Auch für all diejenigen, die sich über die Sprüche aufgeregt haben, halten Schulte und die Werbegemeinschaft jetzt den zweiten Teil der Kampagne parat: „Zum kommenden Wochenende suchen wir die Bessermacher. Wir wollen die Mendener ausdrücklich auffordern, uns wirklich kreative Sprüche zu ihrer Einkaufsstadt zu schicken.“ Die sollen dann auf allen Kanälen ebenso breit gestreut werden wie die ersten, verspricht Schulte.
Es ist eine Spaß-Kampagne mit ernstem Hintergrund, wie der Werbemacher in den Räumen der Agentur Smartmedia in Schwitten erzählt, wo er beruflich zuhause ist. „Erstmal glaubt man gar nicht, wie schwierig es ist, absichtlich schlechte Sprüche zu klopfen“, lacht er. Alles, was Werbung sonst ausmachen kann, sei weggelassen worden: Ob sprachliche Stilfiguren, überraschende Effekte oder das Vermeiden von Klischees: In einem Satz wie „Neue Handtasche shoppe ich in Menden!“ sucht man all diese Tugenden vergeblich.
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„Wenn solch eine Kampagne es dann aber erreicht, dass sich die Mendenerinnen und Mendener wirklich mit den Geschäften in ihrer Stadt auseinandersetzen, kann das die Bindung zum stationären Einzelhandel stärken“, ist Patrick Schulte überzeugt. Und das werde gebraucht. Denn nach der Corona-Krise würden es Geschäfte nicht einfacher haben als vorher: „Gerade jetzt stellen viele Menschen doch überhaupt erst fest, dass man online bestellen kann. Deshalb braucht es eine Solidarisierungsaktion.“