Menden. Menden im Schneiderausch: Auch „Silkes Frisierstübchen“ an der Windthorststraße jetzt wochenlang ausgebucht. Die Männer sind ungeduldiger.
Petra Weiß setzt die Schere an. Wochenlang hat Rico Nikolaus, seit vielen Jahren Stammkunde in „Silkes Frisierstübchen“ an der Windthorststraße, auf diesen Moment gewartet: „Ich sah ja schon aus wie in den Siebzigern, die Haare hingen mir runter bis auf die Schultern“, schmunzelt der Mendener. Jetzt hat er gut lachen. Denn an diesem Montagvormittag ist er als einer der ersten nach der Corona-Zwangspause an der Reihe. Allerdings ist heute vieles anders als sonst. Mit Maske sitzt er da, die Mähne musste vorher durchgewaschen werden, das Schutztuch vom Hals an abwärts ist jetzt aus durchsichtigem Plastik. Auch seine Friseurin schützt sich mit Maske und Plastikschürze.
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Dass er jetzt hier sitzen darf, hat Rico Nikolaus seiner Voraussicht zu verdanken: „Ich habe Silke vor zwei Wochen schon angerufen und nach einem Termin gleich am ersten Tag gefragt“, berichtet er. Der frühe Vogel fängt halt immer noch den Wurm. Denn was Salon-Inhaberin Silke Glaske ihm da noch zusagen konnte, wäre mittlerweile undenkbar. „Das Telefon klingelt hier ununterbrochen“, berichtet die Friseurmeisterin. Bis zu 30 Termine am Tag würden so vereinbart. Inzwischen sei der Kalender schon für die kommenden zwei Wochen proppevoll. Aber immer noch gilt: „Alle wollen den ersten Termin!“
Sieben Seiten voller Auflagen
Und das geht nun mal nicht, auch wenn Silke Glaske ihre sieben Teilzeitkräfte und sich selbst schon in Schichtdienste eingeteilt hat, von 7.30 Uhr morgens bis um 21.30 Uhr am späten Abend. Auch das ist allerdings der Pandemie geschuldet. Denn die Anzahl der Personen, die sich im Salon aufhalten dürfen, ist strikt begrenzt. Das sorgt dafür, dass nie alle Stühle besetzt sind, was unter normalen Umständen jetzt absolut der Fall wäre, schildert sie. Doch da sind eben auch die sieben Seiten voller Auflagen, die auch das Team an der Windthorststraße jetzt zu erfüllen hat. Mindestabstände, die Höchstzahl an Mitarbeitern und Kunden, der Haarwaschzwang, das Anmeldetischchen im Eingang – all das und vieles mehr ist darin aufgeführt.
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Was fast allen Kundinnen und Kunden weh tut, vor allem bei längeren Sitzungen: Es gibt jetzt beim Friseur weder den üblichen leckeren Kaffee noch sonstige Getränke, „weil man die mit dem Mundschutz sowieso nicht zu sich nehmen könnte“. Sogar die üblichen Zeitschriften zum Zeitvertreib sind im Frisiersalon zu Coronazeiten tabu.
Männer sind ungeduldiger
Wenn es um die Terminanfragen geht, seien Männer ungeduldiger als Frauen, manche werden sogar pampig, hat Silke Glaske festgestellt. „Die Herren wollen alle ganz schnell ihren Termin. Klar, einige sehen ja auch einfach furchtbar aus“, lacht sie. Mit längerem Haar haben Frauen offenbar weniger Probleme. Dafür müssen Damen der Schöpfung oftmals länger leiden, wenn die Frisuren komplizierter sind. So warten Frauen, die zum Blondieren gekommen sind, auch schon mal draußen in der Sonne auf der Terrasse, damit drinnen die Höchstzahl an Personen nicht überschritten wird. Ihr Anblick – mit strubbeligen Haaren oder Folien auf dem Kopf – sorgte schon am Montag bei Passanten für Schmunzler.
Wer zuerst kommt, mahlt zuerst
Im Salon von Silke Glaske nimmt man die Anmeldungen entgegen, wie sie kommen. So werden Terminwünsche auch in der Anfangsphase nach der Corona-Zwangspause nicht danach eingeteilt, ob jemand eine sehr lange Prozedur benötigt oder nur den praktischen Kurzhaarschnitt. „Wir gehen danach, wie sich die Leute anmelden.“
Der Salon mit dem Namen Silkes Frisierstübchen entstand im Mai 1995. „Da habe ich mich mit zwei Stühlen und einem Waschbecken in einem sehr kleinen Ladenlokal selbstständig gemacht.“ Die ersten zehn Jahre im Beruf sei sie selbstständig, aber auch allein tätig gewesen.
2005 eröffnete sie an der Windthorststraße. 2011 folgten eine Vergrößerung und die Anstellung von mehr Personal. Silke Glaske: „Zusammen hat man einfach mehr Spaß als alleine.“
Aber alle nehmen’s gelassen, berichtet Silke Glaske, die auch selbst bestens gelaunt ist. „Wir sind genau wie die Kundinnen und Kunden nur froh, dass es wieder losgeht.“