Menden. Sie gehören zur Grundversorgung, was sie selbst überrascht: Friseure in Menden. So lange es geht, wollen sie aber ihre Betriebe aufrecht erhalten

Es ist nicht einfach, seine Arbeit zu machen, wenn die Welt um einen herum stillsteht. Für viele überraschend wurden auch Friseure zur Grundversorgung für Bürgerinnen und Bürger erklärt. Auch für einige Friseure in Menden kam diese Meldung überraschend, sie versuchen trotz der aktuellen Umstände rund um das Coronavirus aber ihren Job zu machen - auch wenn es dabei teilweise obskure Situationen gibt.

Abstand halten ist beim Haare schneiden nicht möglich. "Wie soll das auch gehen?", fragt Andreas Bongard. Der Friseur von der Platte Heide geht in diesen Tagen des eingeschränkten Lebens so gut er kann seiner Arbeit nach. Die Kundschaft komme weiterhin, ihn verwundere aber teilweise, wer noch in sein Geschäft am Margueritenweg kommt. Jüngere Kunden würden ihre Termine vermehrt absagen, ältere hingegen hielten diese auch weiterhin ein. "Und gerade die sollten doch zuhause bleiben", sagt er.

Manche Kunden sorgen für Fassungslosigkeit

Eine ähnliche Situation hat Stephanie Mertens-Bette erlebt. Es kämen nicht mehr so viele Kunden wie vor der Einschränkung, manche aber verhielten sich äußerst verwunderlich. "Eine Dame kam mit Mundschutz hier rein und wollte die Augenbrauen gemacht bekommen. Das machen wir aber nicht und das habe ich ihr so mitgeteilt", sagt die Betreiberin des Friseurs am Markt. Wenige Minuten später aber sprach die Kundin dann die Kollegin an, ob sie sich nicht doch eben um die Augenbrauen kümmern könne. "Fassungslos" machte Stephanie Mertens-Bette dieses Verhalten.

Sie verzichtet generell auf alle Gesichtsbehandlungen. Kein Zupfen der Augenbrauen, keine Bearbeitung der Wimpern, kein Bartschneiden. Die meisten ihrer Kunden zeigten dafür auch Verständnis. Auf frisch geschnittene Haare aber möchte keiner verzichten.

Regeln werden umgesetzt

Die Maßnahmen, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren, sind derweil in den meisten Mendener Friseurbetrieben gleich. "Die Umhänge werden nach jedem Kunden gereinigt, ebenso die Stühle. Außerdem versuchen wir, den Abstand zwischen den Kunden zu vergrößern", sagt Enikö Petuker von der Haargalerie Kourou. Sie bemerke die Angst der Kunden, auch in ihrem Betrieb kommen seit Dienstag immer weniger Kunden. Genauso wie alle anderen Friseure aber möchte auch sie so lange es eben möglich ist, ihrem Beruf nachgehen. "Was sollen wir auch anderes machen", sagt sie.

Dass sie überhaupt noch geöffnet haben dürfen, verwundert Andreas Bongard. "Das gesellschaftliche Leben wird stark eingeschränkt, aber gerade Friseure sollen weiter geöffnet haben. Das passt für mich nicht zusammen", sagt er. Das Friseurhandwerk bestehe laut Bongard aus der persönlichen Nähe zu den Kunden, hat mit Vertrauen zu tun. Freiwillig schließen kann und möchte er aber aus finanziellen Gründen nicht - aus Angst davor, keine Subventionen vom Staat zu bekommen. "Wenn wir schließen müssen", glaubt Bongard, "ist die Chance doch viel höher, dass wir auch Gelder vom Staat bekommen."

Wirtschaftliche Sorge hält Betriebe aufrecht

Stephanie Mertens-Bette sieht das ähnlich, ihre finanziellen Ressourcen neigen sich aber spätestens Mitte April zur Neige. Sie möchte nicht auf finanzielle Hilfe vom Staat angewiesen sein. Grund dafür ist die Sorge, dass sie beanspruchte Kredite nach der Krise wieder zurückzahlen muss. "Ich mache weiter, solange ich darf. Und solange ich muss", sagt sie.

Auch wenn sie selbst keine Menschen, die zur Risikogruppe gehören, in ihrem Verwandten-und Bekanntenkreis hat, weist sie ältere Kunden auf die in ihren Augen oft nicht vorhandene Notwendigkeit eines Termins hin. "Wir fragen die Kunden, gerade die älteren, ob der Termin wirklich sein muss", sagt Mertens-Bette. Zwei Gäste ihres Salons sind dieser indirekten Aufforderung zur Terminabsage auch bereits nachgekommen.

Infobox

Friseure gehören zu den wenigen Betrieben, die während der geltenden Maßnahmen geöffnet haben dürfen. Darüber hinaus haben noch Lebensmittelgeschäfte, Wochenmärkte, Drogerien, Abhol-und Lieferdienste, Getränkemärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Tankstellen, Banken-und Sparkassen, Poststellen, Reinigungen, Waschsalons, Zeitungsverkauf, Bau-, Garten-und Tierbedarfsmärkte, Großhandel.