Menden. Der Mendener Unternehmer Ernst Schulte wird heute 75. Seinem Vater nahm ein US-Offizier im April 1945 ein Versprechen ab, das sein Leben prägte.

Der Mendener Unternehmer Ernst Schulte wird am Dienstag 75 Jahre alt, und damit liegen sein Geburtstag und das Ende des zweiten Weltkriegs für seine Heimatstadt ganz eng beieinander – so eng, dass Ernst Schultes ganzes Leben dadurch geprägt wurde. Ernst Schulte hatte am 21. April 1945 gerade das Licht der Welt erblickt, da brachte der damalige US-Kommandant von Menden, der im Zivilberuf Arzt war, das Baby direkt aus dem Kreißsaal dem frischgebackenen Vater Heinrich Schulte. Er zeigte dem Deutschen dazu ein Fernschreiben aus Amerika, aus dem hervorging, dass auch er selbst gerade Vater geworden war, und sagte: „Auch ich habe jetzt einen Sohn, so wie Sie. Versprechen Sie mir, Ihren Sohn so zu erziehen, dass mein Sohn nicht mehr nach Deutschland kommen muss, um ihn zu erschießen.“ Worte, die Heinrich Schulte zutiefst erschütterten, und die Ernst Schulte fortan durch seine gesamte Jugend begleiteten. So sehr habe der Vater diese Sätze des Amerikaners seinen Kindern eingeschärft.

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Heinrich Schulte hatte bis 1934 zwei Jahre lang aus geschäftlichen Gründen in den USA gelebt und war nach dem Einmarsch der US-Truppen in Menden gut eine Woche vor der Geburt seines Sohnes wegen seiner Sprachkenntnisse als Verbindungsmann zwischen den Militärs, der deutschen Verwaltung und der Bevölkerung eingesetzt worden. Als er den Amerikanern nun telefonisch die bevorstehende Geburt seines Kindes ankündigte, schickten die den Schultes – halb noch aus Misstrauen gegenüber allen Deutschen, halb wohl auch schon aus Hilfsbereitschaft – eine Begleitung für den Weg in Krankenhaus: Zwei US-Jeeps setzten sich vor und hinter das Pferdefuhrwerk, auf dem die hochschwangere werdende Mutter und ihr Ehemann in die Klinik fahren durften. Damals lebte Familie Schulte auf einem Bauernhof an der Werler Straße. Von dort fuhr der seltsame Konvoi zum Mendener Krankenhaus.

Geburtstagskind Ernst Schulte gründete in Menden die Junge Union

Für Ernst Schulte erwuchs aus den Sätzen des amerikanischen Kommandanten gegenüber seinem Vater, wie er heute sagt, sein Engagement für die europäische Idee. Sein Vater war fast 20 Jahre lang Fraktionschef der CDU in Menden war, Schulte gründete gemeinsam mit Hans-Georg Brettschneider hier die Junge Union. Heute ist er offizieller Berater des Europäischen Jugendparlamentes für Familienunternehmen und Mittelstand.

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Wie Familienunternehmen ticken, kann kaum einer so gut beschreiben wie Ernst Schulte, dessen Kinder Heiner, Tobias und Andrea heute nicht nur die Geschäftsführung von ECO Schulte innehaben, sondern sich ebenfalls für die Europa-Idee einsetzen. All das lockte im Januar sogar den ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck für eine Stunde auf das Firmengelände an der Iserlohner Landstraße. Dort hatten die Schultes im November 2014 nicht nur zu einer Feierstunde „25 Jahre Mauerfall“ eingeladen, dort war 15 Jahre zuvor auch das vom polnischen Künstler Dariusz Kowalski in Zusammenarbeit mit Ernst Schulte entworfene „Denkmal für die Freiheit der Menschen dieser Welt“ enthüllt worden. Geschaffen wurde es aus einem 2,5 Tonnen schweren Original-Stein aus der Berliner Mauer von der berühmten Bernauer Straße.

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Joachim Gauck, der später am Abend auf der ausverkauften Mendener Wilhelmshöhe sein neues Buch „Toleranz: einfach schwer“ vorstellte, hatte den Abstecher auf Empfehlung seines Gastgebers Andreas Wallentin von der Buchhandlung Daub gemacht. Für Ernst Schulte eine große Ehre: „Gauck war für mich der wichtigste Bundespräsident.“ Und auch dieser hohe Besuch ist letztlich wohl ein Ergebnis der Sätze gewesen, die ein amerikanischer Offizier einst an seinem Vater richtete.