Menden. Ein Mendener Bürger beschwert sich, weil Nachbarn eine große Gartenparty feiern. Das Ordnungsamt erklärt, wieso die Party trotzdem erlaubt war.
Samstag, Sonnenschein und ein Garten voller Menschen. Der Grill ist an und Kinder toben über den Rasen. Scheinbar ein ganz normaler Tag, doch ist das während der Corona-Krise überhaupt erlaubt? Ein Mendener, der namentlich nicht genannt werden möchte, will sich beim Ordnungsamt darüber informieren. Doch das ist gar nicht so leicht - lange ist er auf Recherche-Tour. Er fürchtet eine weitere Verbreitung des Virus. Er ist der Nachbar und macht sich Sorgen.
Wie ist die Recherche abgelaufen?
Der Mann kontaktiert die Stadt Menden über die Notrufnummer des Ordnungsamtes, doch niemand nimmt ab. Er recherchiert weiter, fragt bei der Polizeiwache in Menden nach. Dort, so behauptet der Mann, habe man ihm gesagt, dass das Kontaktverbot nur für öffentliche Bereiche gelte.
Glauben will der Bürger das nicht und fragt beim Ordnungsamt in Iserlohn nach. Dort bekommt er eine andere Info. Das Verbot gelte auch für private Bereiche. Man rät ihm, den Notruf 112 zu wählen. Die Polizei habe den direkten Draht zum Diensthabenden des Mendener Ordnungsamtes. Kurz darauf meldet sich Andreas Nolte vom Ordnungsamt und teilt mit, dass ein Mitarbeiter sich das ansehen werde. Doch die Party wird nicht gestoppt. Der Nachbar ist entsetzt. Zu recht?
Ist eine Gartenparty aktuell erlaubt?
"Grundsätzlich ist sowas nicht erlaubt", erklärt Stadtsprecher Johannes Ehrlich auf Nachfrage. So seien beispielsweise auch große Geburtstagsfeiern aufgrund des Erlasses nicht gestattet. "Eine Party zu feiern ist grob fahrlässig. Gerade wenn es dabei auch um Kinder geht. Das sind Schutzbefohlene."
Warum wurde die Feier dann nicht gestoppt?
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Andreas Nolte habe einen Kollegen aus dem Außendienst losgeschickt, um die Situation zu prüfen. Und tatsächlich: Die Feier ist erlaubt. Es habe sich um eine Hausgemeinschaft gehandelt, die im Garten zusammengesessen hat. "Das ist erlaubt, weil die Menschen sowieso unter einem Dach leben", erklärt Johannes Ehrlich. Neue Kontakte würde es demnach nicht geben, die Wahrscheinlichkeit für eine neue Infektion sei gering. Wenn andere Gäste von außerhalb dabei gewesen wären, hätten diese, sagt Johannes Ehrlich, den Garten verlassen müssen.
Wie geht das Ordnungsamt mit der Vielzahl von Einsätzen um?
Generell gebe es mehr Einsätze als vor der Krise. Deshalb wurden Mitarbeiter aus anderen Bereichen des Rathauses abgezogen. Sie unterstützen nun das Ordnungsamt. "Learning by doing", sagt Johannes Ehrlich, finde nun statt. Zeit für eine extra Schulung gebe es nicht. Die Neulinge arbeiten mit erfahrenen Kollegen zusammen. Das funktioniere gut.
Insgesamt sind nun mehr als 30 Personen verfügbar, sagt Johannes Ehrlich. Zwischen 8 und 21 Uhr sei immer mindestens ein Kollege verfügbar, "wenn nicht sogar länger". Auch die Flotte wurde aufgestockt. Eigentlich hatte das Amt zwei Fahrzeuge. Nun wurden andere Dienstwagen umfunktioniert. Generell gebe es auch eine Wochenend-Bereitschaft. Doch bei der Vielzahl von Hinweisen müsse immer nach Dringlichkeit entschieden werden.
In Nachbarstädten wie Hemer gibt es Lautsprecherdurchsagen. Ist das eine Option für Menden?
"Wir könnten solche Durchsagen machen", sagt Johannes Ehrlich. Doch bisher habe nicht die Notwendigkeit bestanden. "Die Mendener halten sich größtenteils an die Regeln und sind sehr wachsam." Viele Hinweise aus der Bevölkerung würden beim Amt eingehen. So wie der des besorgten Nachbarn.
>>> Verstöße in Menden: Polizei im Einsatz
Im Märkischen Kreis gab es am Wochenende im Durchschnitt jede Stunde einen Einsatz wegen Verstößen gegen die Corona-Regeln und das damit einhergehende Kontaktverbot. Nicht immer konnten die Polizeibeamten die von Anwohnern oder Zeugen gemeldeten Gruppen antreffen. Oft waren die Einsätze auch verbunden mit Beschwerden über zu laute Musik oder Gröhlen. An einem der ersten warmen Wochenend-Tage wären diese Beschwerden auch nicht ungewöhnlich.
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In Menden gab es am Wochenende zwei Einsätze, wie die Polizei mitteilt. Am Freitagabend löste sich um kurz vor 19 Uhr eine private Party im Privaträumen beim Eintreffen der Polizeibeamten gerade auf. Auch dort konnten es die Polizeibeamten bei einem Gespräch belassen. Am Samstag gab es einen Einsatz Ob dem Lahrtal. Die Polizei platzte gegen 1.30 Uhr in eine zu laute Party in Privaträumen. Auch dort blieb es bei einem Appell an die Vernunft.
Generell appelliert die Polizei: "Bleiben Sie zu Hause. Angesichts der weiter hohen
Ansteckungs- und Verbreitungsgefahr gelten in der Öffentlichkeit weiter strikte
Kontaktverbote. In Wiederholungsfällen steigt das Bußgeld auf bis zu 25.000
Euro. Ansammlungen von mehr als zehn Personen laufen sogar als Straftat."