Menden. Überrascht vom bundesweiten Medien-Echo, aber unnachgiebig in der Haltung zeigt sich der Erste Beigeordnete der Stadt, Sebastian Arlt.

Ungeachtet der Kritik von NRW-Innenminister Herbert Reul an der Corona-Quarantänehalle in Lendringsen hat der Erste Beigeordnete der Stadt Menden, Sebastian Arlt, noch keine offizielle Reaktion erhalten – schon gar nicht eine Order, die 17 Feldbetten wieder aus der Sporthalle der ehemaligen Realschule räumen zu lassen. Er glaube auch nicht, dass es dazu kommt, erklärte Arlt auf Anfrage der WP. „Unsere Maßnahme steht rechtlich auf sicheren Beinen.“ Insofern verwahre er sich auch gegen Vorwürfe, die Stadt hebe hier Recht und Gesetz aus.

Trotz viel Kritik noch keine konstruktiven Schutz-Vorschläge gehört

Die hohen Wellen, die das Vorgehen der Stadtverwaltung Menden medial auch bundesweit geschlagen hat, habe ihn völlig überrascht, räumt Sebastian Arlt ein. Registriert habe er die zahlreichen kritischen Reaktionen auf die Quarantänehalle sehr wohl. „Allerdings hat mir in der gesamten Diskussion noch niemand erklärt, wie man gesetzestreue Bürgerinnen und Bürger wirksam vor infizierten, renitenten Personen schützt, die herumlaufen und sich um die Gesundheit anderer keine Gedanken machen.“ Sollte ihm dies jemand erläutern können, sei er auf der Stelle bereit, sich für sein Vorgehen zu entschuldigen. So aber empfinde er viele der kritischen Stimmen als Haltung nach dem Motto: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.

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Der Beigeordnete bleibt daher dabei: Die Einrichtung der Halle sei eine reine Vorsorgemaßnahme, die in einer noch verhältnismäßig ruhigen Phase vorgenommen werden kann. Man hoffe, die RSL-Halle niemals wirklich für die Zwangs-Quarantäne von infizierten Menschen nutzen zu müssen. Die Möglichkeit bleibe aus seiner Sicht aber realistisch.

In der Mendener Politik blieb es ungeachtet der bundesweiten Schlagzeilen bislang ruhig, allerdings meldete sich Frank Oberkampf zu Wort, FDP-Kandidat für einen Innenstadt-Wahlkreis. Er halte es mit dem Satz von NRW-Innenminister Herbert Reul: „Wenn man den Maßstab der Verhältnismäßigkeit anlegt, kann das keine richtige Maßnahme sein.“

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Natürlich müssten sich die Bürgerinnen und Bürger an die auferlegten Vorschriften halten. „Sie aber 48 Stunden lang wegzusperren, weil sie ihre Wohnung verlassen haben, geht meiner Meinung nach zu weit“, erklärt Oberkampf. Er finde es „erstaunlich, wie mit einem Wisch Bürgerrechte mit Füßen getreten werden“. Sebastian Arlt, der auch Bürgermeisterkandidat der CDU sei, hätte sich „mit solchen Maßnahmen in jedem Fall mit dem Land und anderen Kommunen abstimmen müssen“. Stattdessen beschädige ein „unfassbarer und auch gefährlicher Alleingang“ das Ansehen Mendens nachhaltig.

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Oberkampf drückt „ein Lob auf unsere Bürgerrechte und unsere Verfassung“ aus, damit „solche Auswüchse gestoppt“ würden. Wichtig sei in diesen Zeiten „der Zusammenhalt der Bevölkerung und nicht das Denunzieren und Spalten“. Schließlich äußert der Liberale die Bitte: „Ausgangssperre für in Quarantäne stehende Personen ja, diese auch kontrollieren und bei Verstoß Bußgelder verhängen. Für die Einzelnen, die es dann immer noch nicht kapiert haben, abgestimmte Maßnahmen ergreifen, aber auf keinen Fall in einer Turnhalle einsperren.“