Menden. Die DeCent-Läden in Menden und Lendringsen geschlossen, keine Suppenküche mehr: Verein versendet Einkaufsgutscheine jetzt per Post.

Es sind vor allem alleinerziehende Mendener Mütter, die in diesen Tagen bei Cristina Gummert um Hilfe flehen. Bei der Fallbearbeiterin der Hilfsaktion „Mendener in Not“ steht das Telefon seit Tagen nicht mehr still. Denn mit den Beschränkungen des öffentlichen Lebens gegen die Ausbreitung des Coronavirus’ mussten auch alle Anlaufstellen für bedürftige Mendenerinnen und Mendener schließen: die DeCent-Läden in Menden und Lendringsen für günstige Lebensmittel und Kleidung ebenso wie die Suppenküche oder der SKFM an der Pastoratstraße. Zugleich sind alle Kinder aus Kitas und Schulen, wo es Frühstück und Mittagessen gab, bis zum 19. April nach Hause geschickt worden – und sie möchten jetzt natürlich auch dort etwas essen oder brauchen Medikamente. „Die Situation“, sagt Cristina Gummert, „ist in einigen Familien dramatisch“.

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Hinzu kommen alleinstehende Menschen, die körperlich oder psychisch krank sind. Auch sie rufen an, und oft sind hier auch Hilfen beim Einkauf zu organisieren. Um das schwierige Problem zu lösen, den Bedürftigen gänzlich kontaktfrei zu helfen, hat sich Cristina Gummert seit Mittwoch darauf verlegt, die Telefonate zu protokollieren, anschließend Einkaufsgutscheine für Mendener Geschäfte auszustellen – und sie dann mit der Post zu verschicken. „Mein Mann muss die jetzt immer zum Briefkasten bringen, und er ist für Mendener in Not gerade viel unterwegs“, hat Gummert ihren Humor trotz all der Geschichten, die sie jetzt hört, nicht verloren.

Petra Homberg: Individuelle Hilfeleistungen auch in Lendringsen

Diese Geschichten zeigen, wie eng es in nicht wenigen Mendener Haushalten wird, wenn vergünstigte Lebensmittel nicht mehr zur Verfügung stehen. Und auch jetzt, zur Unzeit, geht der Kühlschrank kaputt, der nicht ersetzt werden kann, oder es passieren andere Missgeschicke. Ein Lied davon singen kann auch Petra Homberg: „In Menden, Lendringsen und Balve sind die DeCent-Läden zu, und man darf ja keinen Ersatz dafür schaffen, sonst wäre der sofort völlig überlaufen“, ist die Lendringser Ehrenamtliche überzeugt. „Und das darf wegen der Ansteckungsgefahr nicht sein.“ Also werde man jetzt die Menschen im Dorf aufsuchen, die den Helferinnen und Helfern bekannt sind, und auch hier geht es vor allem um ältere, kranke und alleinerziehende. „Aber was“, fragt Petra Homberg, „ist mit den anderen?“

Von Mendenern für Mendener: Telefone und Spendenkonten

Cristina Gummert ist für Hilfsbedürftige unter der Rufnummer 39 00 95 erreichbar.

Fotos von Mahnungen und Belegen können über die Handy-Nummer 0171-26 35 743 an den Verein übermittelt werden.

Auch der Verein selbst braucht Unterstützung. Die Spendenkonten: Sparkasse: IBAN DE54 4455 1210 1800 0728 68; Märkische Bank: IBAN DE14 4506 0009 0108 8550 00; Mendener Bank: IBAN DE42 4476 1312 0000 0060 60.

Genau das fragen sich gerade auch die Mendener Grünen. Deren Fraktionssprecher Peter Köhler hat eine Anfrage an den Bürgermeister gestellt, die an Deutlichkeit wenig zu wünschen übrig lässt: „Welche Folgen sind durch die Schließung des Sozialmarktes und weiterer sozialer Angebote für in Armut lebende Menschen zu erwarten?“ Köhler will Zahlen über die täglichen Besucher, die jetzt nicht mit Lebensmitteln versorgt werden. Und: „Gibt es für diese Menschen auch städtisch organisierte Alternativen zur Versorgung mit Lebensmitteln? Hier regen die Grünen etwa Sonderöffnungszeiten oder eine alternative Warenausgabe an. Köhler will auch wissen, ob es Kontakte zum SKFM gibt – und ob das Rathaus-Team „Soziales“ auch ohne Mail oder telefon erreichbar sei.

Grüne fragen nach alternativer Warenausgabe – und nach Flüchtlingen

Unklar sei der Politik auch die Lage in den Flüchtlingsunterkünften der Stadt: „Sind die Menschen dort umfassend und gegebenenfalls in ihrer Muttersprache über die Situation und die nötigen Maßnahmen informiert und beraten worden? Wie soll verhindert werden, dass es im Übergangsheim, in Wohngemeinschaften oder in von mehreren Familien belegten Unterkünften durch die beengten Lebensverhältnisse und automatischen nahen Kontakte zu vermeidbaren Ansteckungen kommt?“ Köhler will auch wissen, ob die Verwaltung mit den Ausländerbehörden zusammenarbeite, um Pass- oder sonstige Angelegenheiten verschieben zu können.