Menden. Nicht mitessen zu dürfen, ist für Kinder die schlimmste Demütigung: Cristina Gummert ist Anlaufstelle für Familien – und erlebt Unglaubliches.

Wenn bei Cristina Gummert das Telefon für „Mendener in Not“ klingelt, bekommt sie es oft von einer Sekunde zur anderen mit hoch dramatischen Lebenslagen zu tun. Da rufen Mütter an, die mit ihren Kindern nach der Trennung plötzlich auf der Straße stehen und nicht wissen, wie’s weitergehen soll. Da wurde in der Wohnung gerade der Strom abgestellt. Da sind nach den teuren Windeln jetzt auch die Küchentücher alle, mit denen das Baby schon seit Tagen gewickelt wird. Da will die Krankenkasse die Kosten für die Medikamente zur Behandlung des Kindes mit Behinderung nicht übernehmen. Da ist auch mal ganz einfach der Kühlschrank leer, aber sechs Kinder haben Hunger. Manchmal auch, weil sie in der Schule nicht mehr mitessen dürfen, wenn zuhause kein Geld mehr da ist, aber noch viel Monat.

Hilfsaktion bittet besonders um Unterstützung für Lebensmittelgutscheine

Es geht in diesen Familien auch um Kinderkleidung, für Sommer und Winter. Um Schulbedarf oder die Kommunion. Aber alles, was sich um das Thema Hunger dreht, macht Cristina Gummert als Ansprechpartnerin der Mendener Hilfsaktion im WP-Gespräch ersichtlich zu schaffen. „Das kann man manchmal nur schwer ertragen. Nicht mitessen zu dürfen, ist für ein Kind wohl die schlimmste Demütigung, die es gibt.“ Im „Spendenfeuerwerk“ der Stadtwerke Menden, präsentiert von der WP, bittet „Mendener in Not“ deshalb in diesem Jahr um besondere Unterstützung für Lebensmittelgutscheine.

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Sorgt denn das „Starke-Familien-Gesetz“ der Bundesregierung nicht seit August dafür, dass Familien im Hartz-IV-Bezug zum Schulessen keinen „Eltern-Euro“ mehr zuzahlen müssen? Cristina Gummert kennt das Thema aus der Praxis: „Die Maschinerie zu dem neuen und von uns sehr begrüßten Gesetz läuft erst an. Wir spüren im Moment noch nichts davon. Und Menschen, die nur wenig mehr verdienen als Hartz IV oder bei denen die Schulden das verfügbare Einkommen tief herabdrücken, hilft auch dieses Gesetz nicht.“

Häufig geht es um alleinerziehende Mütter und deren Kinder

Der Verein Mendener in Not e.V. ist hervorgegangen aus der gleichnamigen, langjährigen Spendenaktion der Westfalenpost-Redaktion Menden.

2019 hat „Mendener in Not“Häufig handelte es sich bei den Bedürftigen um alleinerziehende Mütter und deren Kinder. Die Bedürftigkeit wird nach Vereinsangaben genau geprüft.

Ansprechpartnerin für Notfälle ist Maria-Cristina Gummert unter den Rufnummern 02373/390095 und 02373/928710.

Neben der Menden-Crowd-Seite der Stadtwerke gibt es auch die Möglichkeit, den Verein über die Kontonummern zu unterstützen. Sparkasse Märkisches Sauerland Hemer-Menden: IBAN DE54 4455 1210 1800 0728 68, Märkische Bank: IBAN DE14 4506 0009 0108 8550 00, Mendener Bank: IBAN DE 42 4476 1312 0000 0060 60.

Was hilft, sind die Lebensmittelgutscheine von „Mendener in Not“. Damit können Eltern in den teilnehmenden Märkten in Menden gegen die genannte Summe einkaufen. Sie geben an der Kasse nur den Zettel ab, an den danach der Bon geheftet wird. So gibt es auf der Vereinsseite eine Kostenkontrolle, und man kann kontrollieren, ob eingehalten wurde, was auf dem Gutschein steht: „Keinen Alkohol, keine Tabakwaren und keine Tiernahrung“ sollen die Supermärkte herausgeben. Für Gummert ist nach jahrelanger Erfahrung mit den Gutscheinen klar: „Das machen die Leute nie!“

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Natürlich helfe „Mendener in Not“ auch weiterhin nicht nur den Kindern in der Stadt: Da sind Kleinstrentner, die kein Auskommen mit dem Einkommen haben. Da sind die Stromsperren, die in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken verhindert werden – und wo sich Schuldner- und Energieberatungen an die Zahlung anschließen. „Wir wollen den Menschen Hilfe zur Selbsthilfe leisten, und meistens klappt das auch“, sagt Klaus Ullrich. Dabei bleibe alles ehrenamtlich: „Bei uns gibt es keine Verwaltungskosten und keine Ausgaben für Werbung, die zurzeit wieder alle Briefkästen füllt.“

https://www.menden-crowd.de/Auf der Internetseite www.menden-crowd.de/aktion steht, wie man spenden kann. 1000 Euro sind als Ziel gesetzt. Falls die nicht erreicht werden, erhalten die Spender ihr Geld zurück – und „Mendener in Not“ ginge leer aus. Die Ehrenamtlichen um den Vorsitzenden Klaus Ullrich dürfen angesichts des Spendenzwecks aber wohl hoffen, dass dies nicht eintritt. Wer sich im Internet nicht so gut auskennt, kann auch den herkömmlichen Weg der Hilfe wählen – über die Kontonummern in der Infobox.