Menden/Neheim/Hemer. Falls es den A46-Lückenschluss schon gäbe: Wieviel Zeit könnten Autofahrer sparen? Die Mendener WP-Redaktion hat den Test gemacht.
Wie viel Zeitersparnis würde ein Lückenschluss der A46 bringen? Wir haben den Test gemacht und sind die Strecke zwischen Neheim (ab Autobahnauffahrt A46/A445) und dem Autobahn-Ende in Hemer abgefahren. Einmal an einem Sonntag, einmal im Feierabendverkehr.
Entspannte Fahrt amSonntagnachmittag
Es ist Sonntagnachmittag, blauer Himmel, Sonne, Google Maps zeigt freie Fahrt an. Start ist auf der B7 bei Neheim, in der Nähe der Autobahnanschlussstelle A445/46. Mit 50 km/h geht es auf der B7 Richtung Menden.
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Laut Navigationssystem sollen wir in 32 Minuten am Ziel ankommen. Wir fahren durch die idyllische Landschaft, an beiden Seiten Felder, links ein Fahrradfahrer auf einem Weg, der sich durch die Wiese schlängelt. Vorbei an Gewerbegebiet und Pferdehof. „Willkommen in Voßwinkel. Dorf der schlauen Füchse“ heißt es auf einem Schild am Straßenrand.
Dann wird das Tempo auf 30 km/h gedrosselt, eine Baustelle taucht vor uns auf. Die Ampel steht auf Rot, springt aber nach kurzer Wartezeit ruckzuck auf Grün um. Noch 28 Minuten, 22 Kilometer bis zum Ziel. Hier werden gerade Tiefbauarbeiten durchgeführt, deshalb die Baustelle.
Trassenverlauf unklar
Eine der wichtigsten Fragen rund um den Lückenschluss ist die Frage nach dem Trassenverlauf – doch genau die lässt sich derzeit nicht beantworten.
„Zurzeit steht die Straßenbauverwaltung zeitlich im Prozess der Linienfindung“, sagt Michael Schmitz, Medienreferent beim Landesbetrieb Straßenbau NRW. „Das heißt, es ist aktuell noch gar nicht festgelegt, wo eine Trasse für 46sieben herführen könnte.“
Die Trasse aus dem Bundesverkehrswegeplan (Gesamtstrecke: 19,8 Kilometer) sei ein weit gefasster Raum, der einen grundsätzlich möglichen Verlauf zeige, erläutert Michael Schmitz. „In der Zwischenzeit ist der Untersuchungsraum für 46sieben weit nach Süden erweitert worden. Untersucht werden soll auf Wunsch beteiligter Interessensträger, ob eine dreispurige B7 nicht auch südlich des Schutzgebietes mit Anschluss an die A445 bei Neheim möglich wäre.“
Der Verkehr fließt, wir verlassen Voßwinkel, fahren mit 70 km/h weiter Richtung Menden. Links liegt der Wildwald, dann biegen wir nach einer Mini-Wartezeit an der roten Ampel an der Kreuzung nach links ab auf die Mendener Straße/ B7. Noch neun Kilometer bis Menden.
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Wir fahren über Barge und Brockhausen Richtung Schwitten. Eine Radaranlage taucht rechts auf, wir fahren mit den vorgeschriebenen 70 km/h weiter. Am Ortseingang Menden ist eine Baustelle angekündigt, das hat aber keine Auswirkungen auf den Verkehrsfluss, weiter geht’s Richtung Werler Straße. Die Ampel in Sichtweite springt gerade auf Grün, wir fahren Richtung Hönnenwerth.
Nach einem einminütigen Stopp an der Ampelkreuzung geht’s nach links auf die Westtangente. Wir biegen dann auf den Abzweig zur B7 ab, dann links Richtung Hemer. Hier taucht dann auch die A46 wieder auf einem Straßenschild auf: „A46 Hagen“ steht auf dem blauen Schild. Die nächste Baustelle wird angekündigt, hier darf nur 30 km/h gefahren werden, ansonsten keine Zeitverzögerung.
Nach dem Ortsausgang Menden fahren wir mit 50 km/h die circa vier Kilometer Richtung Hemer. Vorbei an Joggern, Radfahrern und Waveboard-Fahrern, die in der Nachmittagssonne auf dem Weg, den früher mal Bahngleisen säumten, unterwegs sind. Grüne Welle, wir fahren zügig weiter. Google Maps lag mit der vorausberechneten Ankunftszeit richtig: 32 Minuten und 26 Kilometer später sind wir am Ziel angekommen. Hier beginnt und endet die A46, Anschlussstelle Hemer.
Etwas stressiger wird’s imFeierabendverkehr
Reibungslos und idyllisch verläuft die Fahrt über Land an einem Sonntagnachmittag. Aber wie verhält es sich an einem Werktag im Feierabendverkehr? Wir starten die Tour ein zweites Mal. Donnerstagnachmittag, 16.31 Uhr. Google Maps prognostiziert eine Fahrtzeit von 37 Minuten. Ankunftszeit soll um 17.08 Uhr sein. Der Verkehr fließt auf der B7. Bei der Baustellenampel in Voßwinkel ist nur ein kurzer Zwischenstopp notwendig, dann geht es auch schon weiter. Etwas voller ist es vor der Ampelkreuzung am ehemaligen Krankenhaus, aber nach zweimal Rot geht’s auch hier weiter. Es ist feierabendtypisch voller, aber der Verkehr rollt.
Deutlich voller wird es dann nach dem Hönnenwerth an der großen Kreuzung Bräukerweg/Märkische Straße. Hier vergehen einige Minuten Wartezeit, bis wir bei Grün über die Ampel fahren. Voll ist es dann auch auf der B7/Mendener Straße, wo sich schon einige hundert Meter vor der Kreuzung Geitbecke/Hauptstraße in Hemer der Verkehr staut. Hier ist wieder Geduld gefragt.
Nach der Ampelkreuzung geht’s dann zügig weiter bis zur A46-Auffahrt. Ankunftszeit: 17.12 Uhr – vier Minuten länger als von Google Maps vorhergesagt. Und neun Minuten länger als am Sonntagnachmittag.
Blick in die Zukunft
Und wie lange würde man brauchen, wenn es den Lückenschluss schon gäbe? Die genaue Strecke steht noch nicht fest, deshalb legen wir das Projektinformationssystem (PRINS) zum Bundesverkehrswegeplan zugrunde. Wichtig: Das ist noch nicht der tatsächliche Streckenverlauf!
Die Gesamtstrecke beläuft sich nach – älteren – Planungen auf 19,8 Kilometer, unterteilt in drei Teilprojekte: 7,6 Kilometer Autobahn und 12,2 Kilometer Bundesstraße. Für Autobahnen hat die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) Durchschnittsgeschwindigkeiten festgestellt. Iris Schneidermann, zuständig für Presse und Öffentlichkeitsarbeit bei der BASt, verweist auf eine entsprechende Untersuchung, nach der die mittleren Geschwindigkeiten in den Jahren 2010 bis 2014 bei 116,2 bis 117,0 km/h lagen. Folglich sind für neue A46-Autobahn-Strecke knapp vier Minuten einzukalkulieren.
Für die Bundesstraße wird es deutlich schwieriger, hier liegen keine offiziellen Durchschnittswerte vor.
Legt man hier eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 70 km/h zugrunde, benötigt man für die Strecke auf der Bundesstraße zehneinhalb Minuten – macht insgesamt gut 14 Minuten.
Unterm Strich macht das im Vergleich zur aktuellen Strecke ohne Lückenschluss eine satte Zeitersparnis von 18 beziehungsweise 27 Minuten.
Und dann noch:Das große Aber
Aber: Ob das alles tatsächlich so kommt, steht in den Sternen. Denn, so betont Michael Schmitz, Medienreferent beim Landesbetrieb Straßenbau NRW: „Zu einer möglichen Zeitersparnis können wir derzeit keine Aussage machen. Das ist reine Spekulation.“
Das Gleiche gilt für die Frage, wann die Linienführung feststeht: „Wir sind noch sehr früh im Prozess der Linienfindung. Das dauert“, erklärt Michael Schmitz. „Zum Zeitfenster können wir im Moment nichts sagen.“
Alle bisherigen Folgen gibt es in einem Sammler online unter wp.de/46sieben