Menden. Als es im Garten des benachbarten Reihenhauses am Walzweg lichterloh brennt, packt Manuela Gäbler die Unterschriftenlisten zur Evakuierung ein.

Es gibt Geschichten, die sind so kurios, dass kein Autor sie erfinden kann. Die Geschichte von der Rettung von 1000 geleisteten Unterschriften für das laufende Mendener Bürgerbegehren vor einem Feuer am Walzweg ist eine davon.

Sie beginnt am frühen Sonntagabend, als eine große Gartenhütte am Lendringser Walzweg aus noch ungeklärter Ursache in Flammen aufgeht. Rasch brennt sie in voller Ausdehnung. Die alarmierte Feuerwehr ist schnell zur Stelle, denn der Löschzug Mitte kommt gerade von einem Wasserschaden-Einsatz aus dem nahen Eisborn. Die schon im Vollbrand stehende Hütte fällt trotzdem zu Schutt und Asche zusammen, und die Einsatzkräfte konzentrieren jetzt alles darauf, ein Übergreifen der Flammen auf das unmittelbar benachbarte Reihenhaus zu verhindern. Längere Zeit ist nicht klar, ob die Flammen auch schon unter dem Reihenhaus-Dach züngeln, also fordern die Einsatzkräfte vor Ort Verstärkung an.

Von Polizistin vorgewarnt

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In dieser Lage bittet die Polizei die Menschen im ersten Reihenhaus, das Gebäude sicherheitshalber zu verlassen. Die Bewohner folgen dem Aufruf, sammeln noch schnell wichtige Unterlagen in einer Schreibtischschublade, die sie mit nach draußen nehmen. Auch ihre Nachbarn werden von einer Polizistin freundlich gebeten, sich darauf vorzubereiten, das Haus zu verlassen.

Manuela Gäbler, seit langem im Hospizkreis Menden engagiert, zählt dazu. Aktiv ist sie unterdessen auch für das Bürgerbegehren zum Erhalt des Bürgersaalgebäudes. Auch sie überlegt sich, was sie mitnehmen soll: „Wir haben unsere wichtigsten Unterlagen immer zusammen, die habe ich dann in eine Einkaufskiste gepackt.“ Da durchfährt sie ein Schreck: „Ich habe ja die Listen mit allen Unterschriften hier liegen!“

Manuela Gäbler: Sie packte als Mitglied des „Teams Bürgerbegehren“ 1000 bereits gesammelte Unterschriften ein, um sie vor dem Feuer zu retten.
Manuela Gäbler: Sie packte als Mitglied des „Teams Bürgerbegehren“ 1000 bereits gesammelte Unterschriften ein, um sie vor dem Feuer zu retten. © Privat

Tatsächlich hat die Bürgerinitiative, wie berichtet, bereits nach wenigen Tagen schon mehr als 1000 Mendener zur Unterschrift unter das Begehren bewegen können. Die Listen für jeweils fünf Namen liegen in vielen Apotheken und Geschäften aus. Und alle schon fertig ausgefüllten Blätter lagern bei Manuela Gäbler im Haus. „Das wäre eine Katastrophe, wenn die hier verbrennen würden“, denkt sie. Also packt sie auch die 200 Zettel mit ein. Am Ende schafft es die Feuerwehr aber, jede Gefahr zu bannen. Das Gartenhäuschen ist abgelöscht, und die Listen können wieder aus der Kiste.

Rückschlag verhindert

Mit den 1000 Unterschriften ist die Initiative schon weiter als gedacht, sagt Initiatorin Dorothea Martin. Erst am Dienstag wollen die Unterschriftensammler erstmals auch mit einem Stand auf den Wochenmarkt gehen. Bekanntlich braucht man bis zum 21. Oktober genau 2705 gültige Unterschriften, um mit dem Begehren den Stadtrat dazu zu bringen, seinen Beschluss der Prüfung eines Abrisses des Bürgersaalgebäudes zu überdenken. „Der Verlust von 1000 Unterschriften wäre da schon ein schwerer Rückschlag gewesen“, sagt Martin. Aber am allerwichtigsten sei natürlich, dass kein Mensch zu Schaden kam.

Diese Kiste hatte Manuela Gäbler schon gepackt. Zum Glück konnte am Ende alles im Haus bleiben.
Diese Kiste hatte Manuela Gäbler schon gepackt. Zum Glück konnte am Ende alles im Haus bleiben. © Privat

Jetzt ermittelt die Polizei, was das Feuer ausgelöst haben könnte. Aussagen über den Sachschaden können noch nicht gemacht werden. Nur so viel: Die Unterschriften von 1000 Mendenern zählen nicht dazu. Eine schwarze Rauchwolke stand hoch über dem Gebäude, so dass viele Lendringser glaubten, es sei viel Schlimmeres passiert.

Feuerwehr rät zu Notfallbox

Das Vorgehen, Hausbewohner auf das Verlassen eines Gebäudes vorzubereiten, ist laut Feuerwehr-Sprecher Stefan Deitel eher ungewöhnlich und werde von der Feuerwehr selbst auch nicht praktiziert. „Dann packt der eine seine Unterlagen ein, der andere vielleicht nur fünf Schlüpper.“

Der Grundgedanke aber, eine Art „Notfallbox“ vorzuhalten, sei gut und richtig. Damit bei einem Verlust von Haus und Hof nicht auch noch Unklarheiten über die Versicherung aufkommen könnten, gehörten dann vor allem Versicherungspolicen da hinein.

Und natürlich 1000 Unterschriften, wenn man sie denn aufbewahren muss...