Menden. Die Grünen wollen ein Raum- und Personalkonzept für den offenen Ganztag. Ab 2025 soll ein Rechtsanspruch greifen – der Platz wird nun schon knapp
Die Zahl der OGS-Kinder hat sich in Menden seit der Einführung im Jahr 2006 mehr als verdoppelt. Inzwischen wird an vielen Grundschulen der Platz knapp – dabei greift ein Rechtsanspruch auf OGS-Betreuung erst 2025. Die Mendener Grünen wollen frühzeitig handeln, um einen Engpass zu vermeiden.
Herausforderung für die Stadt
„Das wird eine planungstechnische und finanzielle Anstrengung“, befürchtet Tina Reers (Grüne) angesichts des in fünf Jahren drohenden Rechtsanspruches auf einen OGS-Platz. Momentan nehmen rund 674 Schüler (2006: 278 Schüler) an den sechs Grundschulen am offenen Ganztag teil, davon 119 mit sonderpädagogischem Förderbedarf und 25 Kinder aus Flüchtlingsfamilien. Der Wunsch der Grünen: Nicht erst reagieren, wenn es so weit ist, sondern bereits frühzeitig die Weichen für den OGS-Ausbau stellen. „Es ist eine Herausforderung für die Stadt, das bedarf einer weitsichtigen Planung“, so Reers.
Auch interessant
Problematisch werde es vor allem mit Blick auf geeignetes Personal. Schon jetzt fehle es stellenweise an Mitarbeitern. Hinzu komme laut Reers, dass lediglich die OGS-Leitung eines Standortes eine Fachkraft sein muss; die Betreuer könnten demnach auch ohne pädagogische Ausbildung arbeiten. „Wir brauchen einheitliche Standards“, so die Forderung. Die Situation belegt eine Vorlage der Verwaltung für den nächsten Schulausschuss. „Durch den stetigen Anstieg der OGS-Anmeldungen/Anfragen kommt es an einigen OGS-Standorten bereits regelmäßig zu räumlichen und personellen Engpässen“, heißt es. Zwar habe es zu Schuljahresbeginn bislang keine Ablehnung aufgrund fehlender Plätze gegeben, doch das war nur durch flexible Lösungen der Schulen und OGS-Betreiber möglich.
OGS als eigener Bereich
Hintergrund ist, dass die Grundschulen ursprünglich nicht für den Nachmittagsunterricht konzipiert waren. Der Anstieg der OGS-Anmeldungen führt laut Verwaltung dazu, dass „in den letzten Jahren regelmäßig Räumlichkeiten umgeplant und ummöbliert“ wurden.
Freie Träger als wichtige Säule
Zu unterscheiden sind Ganztagsschulen, in denen die Teilnahme der Schülerinnen und Schüler zum großen Teil verpflichtend ist, und außerunterrichtliche Ganztags- und Betreuungsangebote, die keine Teilnahmeverpflichtungen kennen.
Die offene Ganztagsschule orientiert sich dabei überwiegend an der Unterrichtsstruktur der angrenzenden Schulform. Oft übernehmen freie Träger diese Aufgabe.
Die Angebote reichen von der Hausaufgabenbetreuung und einem gemeinsamen Mittagessen bis hin zur Förderung der Interessen oder besonderen Bedarfen der Schüler.
Das wird vor allem zur Mittagszeit problematisch, wenn beim Essen nicht genug Platz zur Verfügung steht und ein „extremer Lärmpegel“ zu verzeichnen sei. Die Befürchtung der Grünen bei zunehmenden räumlichen Engpässen: „Das schlimmste sind Notlösungen, zum Beispiel in Pavillons“, sagt Tina Reers. Deshalb mahnt auch die Verwaltung: Es funktioniert nur, wenn alle Beteiligten – Schulen, Fördervereine, Stadt und OGS-Betreiber – an einem Strang ziehen. Allerdings dürfe der offene Ganztag „nicht als verlängerte Schule, sondern muss als eigener Bereich“ gesehen werden, so Reers.
Beim Blick auf die sechs Grundschulstandorte, die eine OGS-Einrichtung angegliedert haben, sind vereinzelte Maßnahmen in den kommenden Jahren angedacht:
Im offenen Ganztag an der Gemeinschaftsgrundschule Platte Heide (Robert-Leusmann-Straße) besteht das Problem, dass im Vormittagsbereich kein Unterricht in den am Nachmittag durch die OGS-Betreuung genutzten Räumlichkeiten stattfinden kann (WP berichtete).
Auch interessant
Der ISM ist beauftragt, eine Lösung zu erarbeiten. Am Standort Malvenweg haben sich seit 2018/19 mehrere organisatorische Abläufe verändert, die das Angebot sicherstellen sollen. Für Anfang 2021 ist der Ausbau der Toilettenanlage vorgesehen.
An der Josefschule Menden wird seit diesem Schuljahr der offene Ganztag bis 17 Uhr verlängert. Zum kommenden Schuljahr soll ein weiterer Raum als Ganztagsklasse mit entsprechenden „funktionalen und mobilen Möbeln“ umgebaut werden. Zudem soll der ISM ein nachhaltiges Raumkonzept erarbeiten.
Eng wird es an der Albert-Schweitzer-Schule. Dort ist „trotz des Ausbaus das Platzpotenzial aufgrund der steigenden Anfragen auch für das kommende Schuljahr bereits wieder erschöpft“. Allerdings soll mit intensiver Stundenplanorganisation allen Bedarfen entsprochen werden.
An der Nikolaus-Groß-Schule ist ein Mehrzweckraum erst kürzlich für den offenen Ganztag umgebaut worden. Auch dort ist das Platzangebot für das kommende Schuljahr bereits erschöpft. Weitere Maßnahmen sind in der Planung.
Neue, „zweckentsprechende Möblierungen“ gibt es seit diesem Schuljahr an der Bischof-von-Ketteler-Schule. Die Anfragen der Eltern können noch erfüllt werden.
Zwei Stunden länger, bis 16 Uhr, hat die OGS an der Josefschule Lendringsen geöffnet. Dort werde laut Verwaltung ein neues Raumnutzungskonzept umgesetzt.
Noch mehr Fotos, Videos und Nachrichten aus Menden und Umgebung finden Sie hier.