Menden. Der WP-Heimaturlaub zu Gast im Atelier von Claudia Mölle: Zwischen Acryl und Co. schlummert ein wahrer Hort der Inspiration.
Eine Farbrolle kratzt über die Leinwand. Kurze Pause. Ein weiterer Farbklecks. Claudia Mölle streicht darüber. Die Künstlerin arbeitet in ihrem Atelier an der Fröndenberger Straße gerade an ihrem nächsten Werk.
Angefangen hat alles in ihrer Kindheit. Die ersten zarten Striche und Linien, schließlich ganze Bilder. Heute ist die Kunst ihr zweites Standbein und eine Art, Emotionen zu verarbeiten. Ein Jahr lang hat Mölle ihr Atelier renoviert. „Die Möbel hab’ ich alle günstig bei Ebay Kleinanzeigen bekommen“, sagt sie und lacht. Inzwischen wirkt das Atelier wie ein Loft. Große Fenster, Vorhänge, selbstgemalte Werke an den Wänden und Dosen voller Pinsel, Stifte und Co., die auf den Tischen stehen.
Rost als Bestandteil
Im Eingangsbereich erkennt der geneigte Besucher direkt, dass Claudia Mölle mehrere Stile beherrscht. Portraits auf Metallplatten und Skulpturen. „Die Bilder brauchen Wochen, um fertig zu werden“, sagt Mölle. Denn sie arbeitet nicht nur mit verschiedenen Farben, sondern auch mit Rost. Dazu trägt sie verschiedene Beizen auf die Metallplatte auf. „Wenn es warm ist, geht das natürlich schneller.“ Ein Teil sei im Rahmen des Rostprozesses auch „ein reines Zufallsprodukt“.
Kunst bedeutet für Claudia Mölle, frei zu sein. Das zeigt die Künstlerin auch in ihren teils experimentellen, teils abstrakten Werken. Über 100 Stücke lagern im ganzen Raum verteilt. Auf Leinwand, auf Metall, Skulpturen, Papierzeichnungen. Immer wieder fragen auch Privatpersonen an. Die Auftragsarbeiten bilden einen festen Bestandteil in der künstlerischen Arbeit Mölles. „Ein Bild muss einen ansprechen und richtig flashen“, sagt die Künstlerin. Deshalb bietet das Mendener Künstlerkollektiv „FreiRaumGestalten“ auch die Möglichkeit, Werke probezuhängen.
Ein Ausgleich zur Arbeit
Neben ihrer normalen Arbeit, hat die 51-Jährige Malerei und Grafik in Bochum studiert. Die Malerei, sagt Mölle, war schon immer ein Ausgleich zur Arbeit. Inzwischen gibt sie auch Kurse. „In einem sind seit sechs Jahren dieselben Frauen zusammen.“
Dabei brauche sich niemand verstellen, jeder fördert und fordert den anderen. „Es ist einfach eine tolle Mannschaft, ein schönes Miteinander“, so die Künstlerin.
Schritt für Schritt
Beginnen würden Interessierte in der Regel mit dem Nachmalen von bekannten Werken. Schritt für Schritt sollen durch gemeinsame Übungen aber neue Wege entdeckt werden. „Es geht darum, dass sich jeder für sich verändert und loslöst, einen eigenen Stil entwickelt“, erklärt sie das Vorgehen. Das bedeutet auch schon mal, dass man zur Übung mit der schwächeren Hand oder mit verbundenen Augen drauf los malt. So solle die Angst vor einer leeren Leinwand genommen werden.
Welche verschiedenen Stile, Materialien und Farben am Ende zusammenkommen, entscheidet immer der Künstler selbst. Da kann ein Stück Leinensack auch gerne mal als zusätzliches Element dienen, das übermalt wird. Die Tische rund um die Staffeleien sind vollgepackt mit Pinseln, Farben und jeder Menge kleiner Utensilien wie Zahnbürsten und alten Scheckkarten.
Je nach Künstlerwerkzeug unterscheiden sich auch die Werke. So können beispielsweise alte Kredit- oder Krankenkassenkarten zweckentfremdet und als Pinsel eingesetzt werden. „Jeder entwickelt so seine Vorlieben“, sagt Mölle. Bei ihr seien es eben Portraits und Figürliches. In letzter Zeit experimentiere sie viel mit Tusche auf ihren Leinwänden.
Persönliche Einflüsse auf die Werke
Künstler zu sein, bedeutet für die Mendenerin, eine Affinität zur Thematik zu haben. „Ich glaube das hat man einfach in sich.“ Es gehe nur darum, wie man es für sich selbst aufgreift und schlussendlich auf die Leinwand, das Stück Metall oder den Stein bringt.
Auf diese Weise verarbeitet die 51-Jährige auch Tagespolitisches oder Persönliches in ihren Werken. „Ein Bild muss Emotionen haben, sonst wirkt es nicht“, sagt sie. In ihren Werken verarbeitet sie die Flüchtlingskrise genau so wie private Erlebnisse. Aber, und das sagt Mölle ganz bewusst, ohne es als Floskel zu meinen: „Kunst liegt immer im Auge des Betrachters.“