Menden. Eskalation an Silvester in Menden: Feiernde sind von Raketen getroffen worden, die erkennbar vorsätzlich in die Menge gefeuert wurden.
Auf Hochtouren laufen in Menden die Ermittlungen nach dem Silvesterfeuerwerk mit Raketen-Attacken auf die feiernde Menge und das Festzelt vor der Vincenzkirche. Die Polizei wertet das von Zeugen erstellte Videomaterial aus – und hat erste Ermittlungsansätze gewonnen, wie Polizeisprecher Christoph Hüls erklärte. Auch politisch soll der Vorfall ein Nachspiel haben.
Polizei Menden sieht „zweifelsfrei erkennbaren Vorsatz“ der Tätergruppe
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Zunächst geht die Suche nach weiteren Zeugen weiter, vor allem nach solchen, die Angaben zur Kleidung der acht bis zehn Täter auf der Vincenztreppe machen können, um einzelne Delikte zuordnen zu können, sagte Hüls. Mindestens zwei Frauen seien von Raketen getroffen worden, die erkennbar vorsätzlich in die Menge gefeuert wurden. Das gehe aus dem Videomaterial zweifelsfrei hervor.
Partyzelt aus schwer entflammbarem Material brannte nicht gänzlich ab
Zudem wurde das Festzelt vor der Vincenztreppe in Brand geschossen --mit Raketen, die vor der Kirche flach auf den Boden gelegt und auf das Zelt ausgerichtet wurden. Dessen Plastik-Außenhaut sei aus schwer entflammbarem Material, erklärte Salsa-Gastronom Jozeh Ramazani. Nur deshalb sei nicht gleich das ganze Zelt in Flammen aufgegangen, das Personal konnte es noch ablöschen. „Das hätte sonst viel schlimmer ausgehen können.“
Verletzt wurde nicht nur die Frau, deren Haare durch Feuerwerkskörper in Brand gesetzt wurden (die WP berichtete). Auch eine junge Mendenerin, der eine Rakete unmittelbar an der Schulter explodierte, klagte über Symptome eines Knalltraumas. Polizeibeamte nahmen diesen Vorgang noch in der Neujahrsnacht auf und rieten der jungen Frau, sich ins St.-Vincenz-Krankenhaus zu begeben. Davon sah sie offenbar ab, auch erstattete sie zunächst keine Strafanzeige – wofür Betroffene aber auch länger Zeit haben. Von der Frau, deren Haare nach einem Raketentreffer in Brand gerieten und die von einem mutigen Helfer vor Schlimmerem bewahrt wurde, liegt ebenfalls noch keine Strafanzeige vor. Der neben ihr stehende Mann hatte geistesgegenwärtig die Flammen in ihren Haaren erstickt.
Regeln zu schwammig? CDU will die „Tumultordnung“ auf den Prüfstand stellen
Unterdessen werden Fragen nach der am Rathausplatz nicht anwesenden Ordnungsbehörde und der „Tumultordnung“ der Stadt Menden laut. Sie legt Verhaltensregeln in der Stadt fest – ob Rasenmähen, Mittagsruhe, Anleinpflicht, Plakatieren, Taubenfüttern oder Kaugummispucken. Die Satzung wurde laut Exler seit Jahren nicht mehr überarbeitet.
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Zwar hat die neue Ordnungsamtschefin Bettina Renfordt vor Silvester gegenüber der WP betont, dass laut der Satzung das Böllern in unmittelbarer Nähe zu denkmalgeschützten Gebäuden strikt untersagt sei. Laut Wolfgang Exler (CDU), Vorsitzender des städtischen Ausschusses für Öffentliche Sicherheit und Ordnung, reichen solche Angaben aber offensichtlich nicht aus – auch wenn man im aktuellen Fall von vorsätzlichen Verstößen ausgehen müsse. Doch hier sei auch in den vergangenen Jahren schon geböllert worden.
Sicherheit an Silvester – kein neues Thema
Sicherheit an Silvester, das war in Menden schon mehrfach Thema. In der Neujahrsnacht 2017 warfen zwei junge Männer (18 und 20) auf der Bahnhofstraße Silvesterböller aus dem Auto heraus auf Passanten – offenbar aus purem Spaß.
Verletzt wurde bei der sinnlosen Aktion niemand – doch die verschreckten Menschen riefen die Polizei.
Eine Streife stellte die Täter. Sie erhielten eine Ordnungswidrigkeiten-Anzeige
Angesichts der Denkmäler Vincenzkirche, Altes Rathaus, Alte Apotheke, Heimatmuseum oder Altes Hospiz müsse für jedermann erkennbar klargestellt werden, dass Feuerwerk auf dem Alten Rathausplatz undenkbar sei. Gleiches gelte für andere Bereiche der Altstadt, die erkennbar zu echten Tabuzonen für das Feuerwerk werden müssten. Exler erwartet dazu für die kommende Ausschusssitzung im Februar konkrete Vorschläge zur Überarbeitung. Er will darüber hinaus die aktuelle Personalsituation im Ordnungsamt erläutert haben.
Ordnungsamt personell im Umbruch: Politiker drängt auf Lösungen
Wie berichtet, wechselt mit Andreas Nolte gerade jetzt ein erfahrener Ordnungsbeamter in den Kulturbereich. Nachfragen der WP ergaben, dass es im Ordnungsamt offenbar noch mehr Vakanzen gibt. Für Exler ist klar: „Gerade im Ordnungsamt darf es keine anhaltenden Personalengpässe geben.“ Vor allem die Bereitschaften müssten geleistet werden: „Hier geht es um die Sicherheit der Menschen.“