Menden. Der Schüler-Test ist bestanden. Bald soll das analoge und virtuelles Berufsfindungs-Projekt auf eine Roadshow gehen. Als millionenteures Modul.
Kommt die ultraneue Form der Berufsfindung als bundesweites Pilotprojekt nach Menden oder nicht? Dafür ist das Jahr 2020 laut den Initiatoren Hermann-Josef Schulte (HJS) und Rudolf Düppe entscheidend. „Entweder wir gehen in Menden einen tollen Weg – oder wir hatten mal eine tolle Idee“, so trocken fasst Unternehmer Schulte sein „Hopp oder Topp“ für das Großprojekt zusammen. Es geht um Fördergelder in deutlich zweistelliger Millionenhöhe für die Idee, die unter dem Titel „SCHMELZ:Werk“ am gleichnamigen Mendener Standort Geschichte schreiben könnte.
Sechs Schüler stellen sich dem Prototypen-Testing
Umso wichtiger ist es aus Sicht der Schmelzwerk-Macher, dass ihr Baby gerade einen der wichtigsten ersten Schritte nach vorn getan hat: das „Prototypen-Testing“ im eigens dafür aufgebauten Studio. Alles, was später in großen Modulen und mit enormem Software-Einsatz zigtausenden Schülerinnen und Schülern aus der ganzen Region eine wirklich eigene Ausbildungs-Entscheidung ermöglichen soll, gab es jetzt im aufwändig eingerichteten Studio an zwei Tagen im Mini-Format. Für sechs junge Freiwillige vom Hönne-Gymnasium, die bis zum Betreten des Studios nicht die blasseste Ahnung davon hatten, was sie drinnen erwarten würde.
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Das Resultat ließ allen Beteiligten einen großen Stein vom Herzen fallen: Das Gros der jungen Leute wollte vorher vorrangig studieren. Doch nach dem lebensnahen, mit Virtual-Reality-Brille und 3-D-Drucker angereicherten Parcours ließen sich fünf der sechs Schüler tatsächlich für die so vorgestellte Ausbildung zum Mechatroniker begeistern – für ein Berufsbild, das sie zuvor überhaupt nicht kannten. Und für das am Schluss auch ganz profanes Löten in der Ausbildungswerkstatt von HJS auf dem Programm stand.
Lisa Wetzel freut am Ergebnis besonders, dass auch die beiden Teilnehmerinnen unter den Probanden der Jahrgangsstufe 10 und 12 zustimmten, als es im Anschluss um die konkrete Vermittlung von Kontakten zu heimischen Firmen ging. Bislang, so berichtet die hauptberufliche Geschäftsführerin der Schmelzwerk-GmbH, gelte für die Mechatroniker-Ausbildung, dass auf zehn männliche Bewerber gerade mal eine einzige Interessentin kommt.
Modul für vier bis fünf Millionen Euro
Der bestandene Testlauf war auch deshalb so wichtig, weil er das Herzstück der Machbarkeitsstudie für das Pilotprojekt ist. „Diese Studie wollen wir am 21. Januar 2020 im Rathaus vorstellen“, erklärt Rudi Düppe. Danach geht es dann in die Vollen: „Für den Spätsommer wollen wir ein transportables Modul bauen, das wir dann auf eine Roadshow durch die ganze Republik mitnehmen können, um es möglichen Investoren zu zeigen“, sagt Schulte.
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Allein dieser Prototyp werde vier bis fünf Millionen Euro kosten. Wenn es dann an den Umbau des Schmelzwerkes und den geplanten Neubau an Stelle der heutigen, zu stark kontaminierten Presswerkhalle gehe, „reden wir von einem zweistelligen Millionen-Invest“. Als in der Größenordnung vergleichbares Projekt nennt Schulte das Berliner „Futurium“, ein „Haus der Zukunft“ neben dem Hauptbahnhof. „Nur dass unser Projekt weniger für Großstädte als für Regionen wie Südwestfalen geeignet ist.“