Menden/Arnsberg. Im Machetenmord-Prozess sieht ein Psychiater beim Mendener Angeklagten ein hohes Gewaltpotenzial. Der 28-Jährige gibt als Traumberuf Söldner an.
Dritter Verhandlungstag im Machetenmord-Prozess gegen den 28-jährigen Mendener, der seine Mutter erschlagen haben soll. Vor dem Arnsberger Landgericht gab nun der Psychiater seine Einschätzungen über den Zustand des Angeklagten und dessen Schuldfähigkeit ab. Für das Schwurgericht bleiben aber noch Fragen offen. Ein Urteil fällt erst im neuen Jahr.
Der Beschuldigte selbst schweigt weiter zu den Vorwürfen. Gegenüber der Polizei hatte er die Tat aber schon gestanden, den Anruf selbst getätigt und sich gestellt.
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Bekanntlich soll er im April dieses Jahr im elterlichen Haus in Menden, in welchem er wohnte, seine Mutter mit mehreren Schlägen mit einer Machete getötet haben. Der 28-Jährige ist zur Zeit in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Er soll unter Psychosen, Schizophrenie und Verfolgungswahn leiden.
„Emotionslos, sachlich, ohne Empathie und Reue“
Als sich der Vorsitzende Richter Klaus-Peter Teipel zu Beginn des dritten Verhandlungstages nach dem Wohlbefinden des Angeklagten erkundigte, antwortete dieser: „Geht so“. Ansonsten bleibt er weiter bei seinem Aussageverweigerungsrecht.
Dafür kam nun der Leiter der Mordkommission zu Wort, der von den ersten Vernehmungen des Beschuldigten noch am Tag der Tat berichtete. „Emotionslos, sachlich, ohne Empathie und Reue“ habe der 28-Jährige dabei geschildert, wie er seine Mutter mit der Machete erschlug.
Betreuerin beschreibt netten Kontakt
Ein etwas anderes Bild zeichnete die gesetzliche Betreuerin, die im März 2018 die Betreuung des Mendeners übernommen hatte. Von einem netten Kontakt berichtete sie. Ihre Hilfe sollte sich vor allem auf die Wohnsituation (er suchte eine eigene Bleibe) sowie die Suche nach einem Job und die Schuldenproblematik (mehrere Tausend Euro) konzentrieren. Dass sich ihr Klient noch weiter für Privates geöffnet hätte, sein dann aber nicht passiert, sagte die Frau vor der Schwurkammer aus. Trotzdem: Einmal sei sie aus einem Gespräch mit dem Gefühl rausgegangen, sie wünsche sich, dass alle ihre Betreuten so unkomplizierte Fälle wären.
Prozess soll bis Mitte Januar 2020 dauern
Ursprünglich war der Prozess am Landgericht Arnsberg auf drei Verhandlungstage angesetzt. Durch zusätzliche Zeugenaussagen ist der Prozess inzwischen bis Mitte Januar 2020 terminiert.
Beim Prozessauftakt im November wurden unfassbare Details zur der Tat bekannt. Das Gericht spielte damals den Notruf des Sohnes vor. Mit den Worten „Ich hab’ meine Mutter getötet“ meldete sich der Angeklagte am 8. April beim Notruf.
Der 28-Jährige soll seine Mutter laut Anklage heimtückisch mit einer Machete ermordet haben. Seit seiner Tat ist der Mann in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht.
Anscheinend sind die psychischen Probleme und auch der jahrelange Drogenkonsum des späteren mutmaßlichen Machetenmörders während der Betreuung, die dann nach der Tat endete, nicht zur Sprache gekommen. Das sorgte für - vorsichtig formuliert - Verwunderung beim Gericht sowie Verteidigung und Staatsanwaltschaft, dass sich die Betreuerin nicht eingehender mit den psychischen Problemen befasst habe, sondern eher den pragmatischen Fragen des Alltags. Auch habe sie nicht die Eltern des jungen Mannes zu Rate gezogen oder seine Angaben anderweitig überprüft. Anders gesagt: Wäre es vielleicht sogar vorauszusehen gewesen, dass der Mendener möglicherweise ein Pulverfass ist? Die psychischen Probleme waren schließlich kein Geheimnis, es gab mehrere Klinikaufenthalte. Als er dann irgendwann seine Medikamente absetzte und stattdessen wieder mit Drogenmissbrauch anfing, soll auch die Mutter damals gesagt haben: „Es wird wieder schlimmer.“
Traumberuf Söldner
Der Psychiater, der den Angeklagten dreimal getroffen und eingehend untersucht hat, stellte in der Verhandlung sein Gutachten vor. Dabei bescheinigte er dem 28-Jährigen eine hohes Gewaltpotenzial. Der Angeklagte soll dem Sachverständigen selber gesagt haben, er möge Gewalt. Sein Traumberuf wäre Söldner. Er sei außerdem leicht reizbar, habe sich nicht unter Kontrolle.
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Über die Tat selber habe er mit ihm aber nicht sprechen können. Dagegen sperrte sich der Angeklagte. Die psychische Situation des Angeklagten lasse auf jeden Fall eine verminderte Schuldfähigkeit zu, erklärte der Gutachter weil die Steuerungsfähigkeit an dem fatalen Tag im April mindestens gemindert war. Auch befürwortet er weiter die Unterbringung in einer Klinik.
Unfall mit schweren Kopfverletzungen
Als Achtjähriger hatte der Angeklagte einen Unfall mit schweren Kopfverletzungen durch eine Kollision als Fußgänger mit einem Auto. Können die schweren Verletzungen bis heute Folgen haben für den Mendener? Auszuschließen ist das nicht, so der Psychiater weiter. In welchem Geisteszustand der 28-Jährige seine Mutter getötet habe, könne nicht zweifelsfrei gesagt werden.
Welche Rolle spielte der Drogenkonsum? Seit Antritt der Untersuchungshaft im April und der folgenden Unterbringung ist der Beschuldigte clean. Deshalb sollen jetzt bis zum letzten Verhandlungstermin die Einschätzungen auch vonseiten der Klinik noch einmal aktualisiert werden. Damit, so hofft das Gericht, können die Auswirkungen der Betäubungsmittel von denen, die durch die Psychosen verursacht werden, unterschieden werden. Mitte Januar soll das Urteil fallen.