Menden. Die bundesweite Bewegung „Fridays gegen Altersarmut“ kommt in Menden an. Am 24. Januar gibt es eine Mahnwache am Alten Rathaus.
Die Protestbewegung „Fridays gegen Altersarmut“ ist in Menden angekommen. Sandra Hanslicek und Werner Roth organisieren für den 24. Januar eine Mahnwache vor dem Alten Rathaus.
Jahrzehnte hat er gearbeitet und dafür landen nun monatlich 861 Euro Rente auf seinem Konto. Werner Roth kann das nicht verstehen und sagt: „Wenn es die Tafel nicht gäbe, dann hätte ich nicht genug zu essen.“ Der 77-jährige Mendener geht regelmäßig in den De-Cent-Laden an der Fröndenberger Straße, kauft dort Lebensmittel ein. Fernsehen gucken kann er seit Monaten nicht mehr, die Gebühren für den Kabelbetreiber waren zu hoch.
Gearbeitet von 14 bis 67 Jahren
Er habe immer viel – und gerne – gearbeitet: Seit er mit 14 Jahren die Schule verließ, bis er mit 67 Jahren in Rente ging. Lediglich einige wenige Jahre habe er als Selbstständiger nicht in die Rentenkasse eingezahlt. „Und trotzdem kann ich mir nichts erlauben“, bilanziert Werner Roth.
Von seiner Rente zahle er knapp 400 Euro Miete, hinzu komme Gas und Strom. Staatliche Unterstützung erhalte er nicht. „Ich habe eine Zwei-Zimmer-Wohnung“, erzählt Werner Roth. „Mir würde aber ein Zimmer reichen. So eine kleine Wohnung habe ich bislang aber leider nicht gefunden.“
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Der 77-jährige Werner Roth hat Sandra Hanslicek über das soziale Netzwerk Facebook kennengelernt und stellt gemeinsam mit ihr die Mahnwache in Menden auf die Beine: „Ich wünsche mir soziale Gerechtigkeit“, sagt Werner Roth. „Jeder Rentner sollte wenigstens so viel Geld haben, um davon leben zu können.“
Besteuerung der Rente
Eine Kern-Forderung der „Fridays gegen Altersarmut“-Bewegung: „Die Besteuerung der Rente soll gesenkt werden oder ganz wegfallen“, sagt Sandra Hanslicek. Zudem plädiert sie dafür, dass bei der Rentenhöhe auch berücksichtigt werde, „wenn jemand zum Beispiel ein krankes Kind großgezogen oder einen schwerkranken Familienangehörigen gepflegt hat“. Die Grundrente sei ein Anfang, „aber einer, der sehr überarbeitungswürdig ist“.
Sie 48-Jährige will keine Neid-Debatte, sondern ärgert sich „über die Ungerechtigkeit“. Sie fordert: „Jeder ältere Mensch sollte in Würde leben können, ohne auf die Tafel angewiesen zu sein.“
Heimische Politiker erreichen
Sandra Hanslicek und Werner Roth hoffen, durch die Mahnwache in Menden auch heimische Politiker zu erreichen und für ihr Herzensthema zu sensibilisieren. „Wir wollen uns ausdrücklich auch an Mendener Politiker wenden“, sagt Sandra Hanslicek. „Wir hoffen einfach, dass unser Anliegen weitergegeben wird.“
Die Aktion vor dem Alten Rathaus ist als stille Mahnwache geplant, sagt Hanslicek. Wer sich beteiligen möchte, kann dies ohne vorherige Anmeldung tun. „Und wer möchte, kann gerne eine Kerze und ein Plakat mitbringen.“
Weitere Mahnwache geplant
Die 48-Jährige plant nach der Januar-Mahnwache eine weitere Aktion – voraussichtlich im März. Dann solle es eventuell einen stillen Marsch geben, vielleicht könne die Mahnwache dann auch mit einer Aktion für Bedürftige kombiniert werden, sagt Sandra Hanslicek.
Angelehnt ist „Fridays gegen Altersarmut“ an die „Fridays for Future“-Bewegung. Es gehe ausdrücklich nicht um eine Konkurrenz-Veranstaltung, „sondern wir wollen auch etwas für die junge Generation machen“. Denn, so Sandra Hanslicek: „Was hat man davon, wenn die Luft sauber ist, aber man es nicht genießen kann, weil man im Alter arm ist?“ Altersarmut sei ein Thema, das alle angehe. Sie hoffe, dass Menschen aller Generationen an der Mahnwache teilnehmen.
Sie selbst werde später nicht in die Altersarmut rutschen, sagt Sandra Hanslicek, „aber es geht mir nicht um mich. Was ist mit meinen Kindern, mit anderen Mitmenschen? Mir kommen die Tränen, wenn ich sehe, dass Rentner aus Geldnot Pfandflaschen sammeln müssen.“