Menden. 260.000 Euro waren gefordert, 50.000 gab der Rat frei: Damit soll die Machbarkeit des Zentrums für Digital-Forschung und -Lehre geprüft werden.

Mendener Politiker bleiben vorsichtig beim „Campus für digitale Kreativität“ auf Gut Rödinghausen: 50.000 Euro gab eine Mehrheit von CDU und Grünen am Dienstag im Stadtrat für eine Machbarkeitsstudie frei. Viel Geld – aber nicht einmal ein Fünftel der insgesamt erforderlichen Summe. Das Projekt, Gut Rödinghausen zu einem Zentrum für Digitalforschung und Lehre zu machen, bleibt umstritten: SPD, FDP und Linke stimmten gegen den CDU-Antrag.

Seriosität gefragt

Zum Hintergrund: Die Jury der „Südwestfalen Agentur“, die im Wettbewerb „Regionale 2025 Südwestfalen“ über Fördergelder in Millionenhöhe entscheidet, verlangt in der laufenden Phase „seriöse Kostenschätzungen“. Das erklärte der Mendener Regionale-Beauftragte Thomas Höddinghaus. Für diese Kalkulationen braucht es nach seiner Schätzung rund 220.000 Euro und eine Stelle für 40.000: „Eine niederschwelligere Ermittlung des Kostenrahmens würde – so die Einschätzung der Südwestfalen Agentur – im Vergabeverfahren für den zweiten Stern scheitern.“

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Den ersten Stern für die Idee hat Menden bereits, den zweiten gibt es für Machbarkeit, erst Stern 3 bedeutet die Umsetzung mit Fördermillionen. Doch bis dahin bleibt die Regionale immer auch ein Wettbewerb, aus dem man rausfliegen kann. „Ein Lotto-Los“ nannte Klaus Luig (FDP) das einmal.

Campus soll auch die Uni Siegen nach Menden holen

Auf dem Gelände von Gut Rödinghausen soll ein Standort für Digitalforschung und Lehre entstehen. Partner wie der Universität Siegen und die Fachhochschule Iserlohn wollen mit ins Boot.

Die Stadt hatte das Projekt – entworfen von den Privatleuten Volker Fleige, Arndt von Königsmarck und Anselm Vedder – bei der Agentur als städtisches Vorhaben eingereicht. Den ersten Stern hat es bereits erhalten.

Der Campus wird auch als Stärkung des neuen Gutsmuseums betrachtet. Modernste Forschung und Industriegeschichte sollen hier reizvolle Gegensätze bilden.

„Für die CDU-Fraktion ist es zu früh, um den Stecker zu ziehen“, erklärte der Vorsitzende Bernd Haldorn. Mit den 50.000 Euro setze man ein Zeichen der Unterstützung. Die Verwaltung solle klären, ob der Erbpachtgeber einverstanden ist, wie es um Wegerechte, Hochwassergefahr und Denkmalschutz bestellt ist. Dann könne man später mehr Geld für die Basisplanung freigeben. Zeitdruck gebe es bis 2025 nicht.

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Stefan Band (Grüne) rief den Rat indes auf, die tatsächlich geforderte Summe zu investieren: „Ohne Mut wird das nichts! Das ist eine tolle Idee, und wir sprühen nicht gerade über vor Ideen in Menden.“ Es gehe um Gestalten statt Verwalten, Bedenkenträgerei helfe hier nicht weiter. Band fragte Höddinghaus, ob der CDU-Vorschlag eine Verwirklichung des Digital-Campus’ noch realistisch erscheinen lasse: „Ja oder Nein?“ Doch der Regionale-Beauftragte ließ sich nicht festnageln: Mit diesem Geld lasse sich nicht alles realisieren, es solle aber nur „ein erster Step“ sein.

FDP-Fraktionschef Stefan Weige blieb skeptisch. „Die Campus-Idee ist gut, aber sie wäre an anderer Stelle zu weitaus geringeren Kosten umzusetzen.“ Weige beantragte gar eine geheime Abstimmung, die aber von allen anderen abgelehnt wurde.

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>>> KOMMENTAR <<<

Darf Stadtentwicklung wirklich als Wettbewerb organisiert werden? Am Campus, der für Menden eine unglaubliche Bereicherung wäre, zeigt sich das Dilemma. Die Stadt, finanziell längst nicht gesund, soll auf sechsstellige Summen einsetzen, um ihre Millionen-Chance zu wahren. Das ist keine gezielte Förderung, die angesichts voller Staatskassen möglich wäre. Das ist ein Fall für Günter Jauch.

Ja, Wettbewerb motiviert, braucht Mut, Anstrengung und Beteiligung. Doch wer will den Bürgern am Ende erklären, dass leider alles für die Katz war, wenn die Jury doch den Daumen senkt?

THOMAS HAGEMANN