Fröndenberg. Der Fröndenberger Ex-Polizist lebt vor, wie erfüllter Ruhestand aussehen kann. Wohltäter für krebskranke Kinder gibt er Tipps für den Übergang.

Theo Beiske, Jahrgang 1954, ist als Polizeibeamter mittlerweile seit gut drei Jahren pensioniert. Wenn er auf seinen Übergang von einem erfüllten Berufsleben als Fröndenberger „Dorfsheriff“ zum heutigen Alltag als Unruheständler blickt, dann hat er als Mutmacher eine wichtige Botschaft: „Bloß keine Bange vor der Rente!“

Der Ruhestand ist fraglos einer der tiefsten Einschnitte ins Leben, und bei vielen zugleich der am wenigsten vorbereitete. Von einem Tag auf den anderen nicht mehr zur Arbeit zu müssen, bedeutet einerseits einen willkommenen Abschied von einem gehörigen Stück Alltagsstress. – Ein Abschied, zu dem einem die Kolleginnen und Kollegen häufig neidvoll gratulieren.

Doch demjenigen, der da gehen darf, ist häufig gar nicht so wohl dabei. Denn jetzt ist bei den meisten auch Schluss mit ihrer ganzen, jahrzehntelang erprobten Struktur im Leben. Schluss mit dem Rhythmus von Arbeitstagen und Wochenenden – und dem wohlverdientem Erholungsurlaub dazwischen. Jetzt gibt es den Urlaub, der gar nicht mehr endet. Und damit sind auch die Leistungen am Arbeitsplatz, das Lob, die Bestätigung, das Interesse, die Witze der Kolleginnen und Kollegen, das Gefühl, gebraucht zu werden, das jeder und jede im beruflichen Alltag immer wieder erfährt – futsch.

Viele Ruheständler sind topfit

Hinzu kommt der eigentlich glückliche Umstand, dass viele angehende Ruheständler körperlich wie geistig topfit sind. Das zeigt auch der enorme Zulauf, den Gruppen wie „Zwischen Arbeit und Ruhestand“ (Zwar) haben. Diese Gruppe gibt es längst auch in Fröndenberg, und in Menden (seit 2009) mit dem Ortsteil Lendringsen (seit 2018) deren zwei.

Gegen Rentenschock und Ehekrise: Was Experten raten

Gegen Pensionierungsschock und Ehekrise sollte man mindestens ein Jahr vor Renteneintritt Vorbereitungen treffen.

In der Arbeit langsam zurückziehen. Loslassen lernen.

Öfter an die Rentenzeit denken: Gibt’s Träume, die man wegen der Arbeit nie verwirklichen konnte?

Jetzt schon mehr um Familie, Freunde und Bekannte kümmern, Interessen und Hobbys pflegen.

Neue Aufgaben suchen! Das können ein Seniorenstudium oder auch ein Ehrenamt sein.

Nicht alles nur mit dem Partner unternehmen! Auch getrennt Erlebtes belebt die Beziehung.

Gegen die Gefahr, in das Loch zu fallen, das Experten den „Rentenschock“ nennen, gibt es indes viele Rezepte, meint Theo Beiske. Für ihn ist es dabei ganz wichtig, das Neue nicht erst mit der Rente zu beginnen. „Entscheidend ist, nicht zu verdrängen, dass der Ruhestand kommt! Man muss sich aktiv darauf vorbereiten.“

So kennen ihn noch viele Fröndenberger: Ihr „Dorfsheriff“ Theo Beiske war mehr als 40 Jahre lang als freund und Helfer im Dienst.
So kennen ihn noch viele Fröndenberger: Ihr „Dorfsheriff“ Theo Beiske war mehr als 40 Jahre lang als freund und Helfer im Dienst. © Archiv, Martina Dinslage

Dabei habe es sich seiner Erfahrung nach als tolles Rezept erwiesen, bei noch aktiven oder gerade erst „ehemaligen“ Arbeitskollegen nachzuhören, was die denn so treiben. „Da gibt es ganz wertvolle Hinweise, oft auch Einladungen. In die Radlertruppe, den Schwimmverein oder vieles mehr.“ Auch das Internet könne eine große Hilfe sein und eine ganze Welt neuer Möglichkeiten zur Betätigung eröffnen. „Es ist aber bestimmt deutlich schwieriger, das aus dem Stand zu machen.“ Auch hier sei ein Einstieg noch während des ausklingenden Berufslebens ratsam.

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Theo Beiske hat seine Berufung als Spendensammler für krebskranke Kinder auch nicht erst als Pensionär erfahren. Er war noch als beliebter Bezirksbeamter in Fröndenberg unterwegs, als er 2010 über seinen Berufsverband, die International Police Association (IPA), von der Isabell-Zachert-Stiftung erfuhr. Die Stiftung war von den Eltern nach einem an Krebs verstorbenen Mädchen benannt worden. Als Beiske dann hörte, dass die Stiftung bei Heidelberg ein „Waldpiraten-Camp“ betreibt, das Kindern mit Krebserkrankungen Lebensfreude schenken will, gründete er eigens dafür die Aktion „Theo Beiske hilft“. So konnte er seinen eigenen Promi-Faktor in Fröndenberg für die gute Sache einsetzen.

Heute, sagt der Mutmacher, „ist das fast ein Full-Time-Job!“ Seit Ende 2003 hat er die unglaubliche Summe von 186.000 Euro für die kleinen Waldpiraten zusammengebracht – ein Gutteil davon in Fröndenberg.

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Damit ragt Theo Beiske heraus, nicht nur, weil er vor einigen Wochen das Bundesverdienstkreuz dafür erhalten hat. Er ist als Ruheständler auch sonst hoch aktiv, hat zum Ausgleich vom Spenden-Stress zum Beispiel seine Radelgruppe: „Wer bei uns mitfahren will, kann sich gerne unter 0179-5370569 bei mir melden!“ Auch schwimmen oder bowlen gehören dazu. Aber immer gilt: „Man muss von sich aus aktiv werden. Dann wird’s eine schöne Zeit.“

Gesundheit bleibt das Wichtigste

Dazu zählt übrigens auch die Muße, betont der Ex-Polizist, der am Sonntag 65 Jahre jung wurde: „Wenn ich mich mal nicht gut fühle oder keine Lust habe, dann leg’ ich mich auch mal einfach zwei Stunden auf dei Couch. Auch das gehört zum Ruhestand: Das dürfen wir! Denn das haben wir uns schließlich in Jahrzehnten harter Arbeit auch verdient.“ Ein schlechtes Gewissen müsse man sich in höheren Jahren wahrhaftig nicht mehr machen, schmunzelt Beiske.

Der allerwichtigste gute Vorsatz ist aber der, den sich laut Theo Beiske jeder (angehende) Rentner zu eigen machen sollte: „Heute und morgen gesund zu bleiben, das ist das Wichtigste. Alles weitere sehen wir dann.“ www.theo-beiske-hilft.de