Menden. Nach 30 Jahren in Menden schließt Ingrid Hoffmann-Heinemann ihr Reformhaus an der Hochstraße. Mitte März nächsten Jahres räumt sie die Regale aus.

Eine Tradition geht zu Ende: Nach 30 Jahren in Menden schließt Ingrid Hoffmann-Heinemann ihr Reformhaus in der Hochstraße im März nächsten Jahres. Seit Jahren kommen immer weniger Kunden.

Es gibt Nachmittage, da kommen nur zwei, drei Kunden in ihr Ladenlokal, berichtet Ingrid Hoffmann-Heinemann. Die Kosten laufen dennoch weiter. Die Leerstände in der Mendener Innenstadt, die Konkurrenz durch große Ketten – es gibt aus Sicht der Inhaberin eine Reihe von Gründen, weshalb das Reformhaus wirtschaftlich nicht mehr gut läuft.

„Ich kämpfe jeden Monat, damit ich die laufenden Kosten bezahlen kann“, sagt Ingrid Hoffmann-Heinemann nachdenklich. „Die kleinen Fachgeschäfte werden einfach platt gemacht.“ Vor allem in den vergangene drei Jahren habe Menden als Einkaufsstadt immer stärker abgebaut, hat sie beobachtet.

Konkurrenz durch Discounter

Viele Kunden, die Wert auf „Bio“ legen, kaufen nicht zwangsläufig im Reformhaus, weiß Ingrid Hoffmann-Heinemann: „Die gucken, dass ,Bio’ draufsteht und machen sich keine Gedanken darüber, was genau drin ist.“ So ist die Konkurrenz durch Discounter, die seit einigen Jahren verstärkt auf „Bio“ setzen, übermächtig geworden: „Das Angebot da draußen ist so groß geworden.“ Kunden wollten alle Waren unter einem Dach kaufen und nicht für einzelne Produkte in verschiedene Geschäfte gehen, so ihre Einschätzung: „Da sind viele Kunden einfach bequem geworden.“

Reformhaus-Schließungen auch in anderen Städten

Wenn Ingrid Hoffmann-Heinemann das Reformhaus in Menden schließt, folgt sie damit dem Trend umliegender Städte. „Da hat es sich für viele wirtschaftlich einfach nicht mehr gelohnt“, weiß die 67-Jährige. Ausnahmen im näheren Umkreis seien in Neheim und Unna zu finden, „da ist mehr Bewegung in der Stadt“.

Ingrid Hoffmann-Heinemann betrieb vor ihrer Selbstständigkeit in Menden das Reformhaus in Hemer. Sie hat eine Ausbildung zur Reformhausfachverkäuferin gemacht und sich zur Ernährungsberaterin fortgebildet.

Zudem habe sie sich oft genug über vermeintliche Kunden geärgert, die sich im Reformhaus ausgiebig beraten lassen und ihre Ware dann im Internet ordern. Andere wiederum informieren sich zunächst übers Internet und fragen im Reformhaus dann nach Konkurrenzprodukten, berichtet Ingrid Hoffmann-Heinemann.

100-jährige Tradition in Menden

Das Reformhaus in Menden hat eine mehr als 100-jährige Tradition. Ingrid Hoffmann-Heinemann hat das Geschäft, das ältere Mendener noch unter dem Namen Huckschlag kennen, vor knapp 30 Jahren übernommen. Zum 30. Jahrestag ihrer Selbstständigkeit in Menden im nächsten März schließt Ingrid Hoffmann-Heinemann das Reformhaus.

Einigen wenigen Stammkunden hat die gebürtige Dortmunderin, die in Unna lebt, schon von ihren Plänen erzählt: „Die sind natürlich traurig. Und es wäre schon viel früher Schluss gewesen, wenn ich nicht so viele liebenswerte Stammkunden hätte.“

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Mitte März räumt Inhaberin Regale aus

Im Januar will Ingrid Hoffmann-Heinemann ein letztes Mal größere Bestellungen für Stammkunden aufnehmen, ab Mitte März will sie das Ladenlokal leerräumen: „Ende März bin ich dann hier raus.“

Und was macht sie dann im Ruhestand? „Erst einmal gar nichts, einfach runterfahren“, sagt Ingrid Hoffmann-Heinemann. Und dann vielleicht mal Ferien, „ich habe seit 15 Jahren keinen Urlaub gehabt“.