Menden. Fachkräftemangel, schlechte Bezahlung, steigende Anforderungen: die Pflege im Märkischen Kreis steht vor starken Veränderungen.

Der Märkische Kreis bereitet sich systematisch auf steigende Anforderungen in der Pflege vor. Einen Überblick lieferte Volker Schmidt vom Kreis den Mitgliedern des Sozialausschusses.

„Die Pflegestruktur wird sich drastisch ändern“, betonte der Fachbereichsleiter für Gesundheit und Verbraucherschutz beim Märkischen Kreis. Daher sei man nun gezwungen zu handeln, um bei der Entwicklung „nicht eingeholt zu werden“. Das Ziel soll auch in der Hönnestadt sein, dass Betroffene so lange wie möglich in ihrem gewohnten Umfeld bleiben. Es solle ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit im Stadtteil vermittelt werden.

Mendener Krankenhaus gut aufgestellt

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Dem entgegen steht die Krankenhaus-Planung des Landes. Die sieht nämlich vor, eher auf ganze Versorgungsgebiete zu schauen, als auf die Planbetten. Bund und Land seien, so Schmidt, seit Jahren damit beschäftigt, Betten abzubauen. In Menden ist die Zahl der Betten zuletzt konstant geblieben. Einen Abbau kann Christian Bers, Pressesprecher der Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis, nicht erkennen. Im Gegenteil: Das Kontingent, das der inzwischen geschlossenen gynäkologischen Abteilung zugewiesen war, ist mit 40 Betten der neuen Geriatrie zugeordnet worden. „Dass die Betten voll belegt sind, zeigt, dass es der richtige Weg war und die Station auch dringend gebraucht wird“, erklärt Bers dazu auf WP-Anfrage. Insgesamt bietet das Vincenz-Krankenhaus 177 Betten.

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Beim Kreis denke man laut Volker Schmidt das Thema Pflege dennoch breiter. Das wird anhand eines Aktions- und Maßnahmenpakets deutlich, den der Fachbereichsleiter vorstellte. Es sind die Grundpfeiler eines Gesundheits- und Pflegenetzwerkes. So verzeichnete die Pflegeberatung des Kreises rund 6000 Kontakte in 2018. Zusammen mit Daten von IT-NRW arbeite der Kreis zudem daran, eine Planungsperspektive bis 2035 aufzustellen.

Pflegedienste besser vernetzen

Neue Einrichtungen auf Kommunen zuschneidern

Die Pflegeberatung des Märkischen Kreises mit Standorten in Lüdenscheid und Iserlohn ist unter 02352/9667777 erreichbar.

Zum Stand der Pflege gehört auch die kommunale Investorenberatung. Sie dient der Abstimmung zwischen Investor und Kommune, um die Einrichtung „bedarfsgerecht abzustimmen“.

Das Demenznetzwerk ist in den vergangenen Jahren zudem ebenso ausgebaut worden wie der Hospiz- und Palliativwegweiser des Kreises.

Der nächste Grundpfeiler ist das Pflegeforum MK. Dort sind alle Pflegedienste, die Heimleitung oder niederschwellige Hilfen gebündelt, im Grunde „alle, die mit der Pflege zu tun haben“, sagte Schmidt. Ziel sei die Vernetzung der Pflegedienste untereinander; statt auf Konkurrenz sollen so Synergien genutzt werden. Schmidt nannte hier vor allem den Tausch von Versorgungsgebieten verschiedener Pflegedienste, um kürzere und effizientere Wege zu gewährleisten als Beispiel. Gleichzeitig bezeichnete er den plötzlichen Rückzug eines Pflegedienstes in der Hönnestadt vor wenigen Wochen (WP berichtete) als „unglaublich schlechte Situation“.

Allerdings macht der Fachkräftemangel auch vor dem Märkischen Kreis keinen Halt. Und Schmidt machte potenziellen Bewerbern gar Hoffnung: „Die Bezahlung wird sich verbessern (müssen).“ So kümmere man sich zum einen um die Sicherung der vorhandenen Pflegerinnen und Pfleger.

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Zum anderen kümmere man sich darum, dass Arbeitgeber bei Pflegefällen im Familienkreis der Angestellten flexibel reagieren. „Das ist ein sehr konkretes Projekt, das vor kurzem aufgelegt worden ist. Es geht darum herauszufinden, was man als Arbeitgeber bei Bedarfen in der Belegschaft tun kann“, erklärte Schmidt. Allerdings gestalte sich die Gewinnung neuer Kräfte schwierig. Eine „Kopfprämie“ für examinierte Krankenschwestern würde dafür sorgen, dass die Preise für Unternehmen hochgetrieben würden. „Wir sind auf Quereinsteiger angewiesen“, gab Schmidt zu. Das gelte aber auch für andere Branchen im gleichen Maß.

Digitalisierung als Chance in der Pflege

Der Fachbereichsleiter machte aber auch deutlich, dass dem Kreis teilweise die Hände gebunden sind, da Landesregierung und die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) die Vorgaben machten. Künftig seien Pflege-Roboter, die etwa bei bettlägerigen Patienten das Drehen übernehmen, oder Smart-Betten durchaus denkbar. „Es ist eine Erleichterung für die Angestellten.“

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