Menden. Von 4700 auf 2000: Das ist der Trend seit der Jahrtausendwende. Wohnungsmangel, sagt die Stadt, gebe es aber nur für Singles und Großfamilien.

Seit der Jahrtausendwende hat sich in Menden der Bestand an Sozialwohnungen mehr als halbiert. Die Zahl dieser öffentlich geförderten Wohnungen fiel von einem damaligen Höchststand von fast 4700 Wohnungen auf heute noch etwa 2000. Das erklärt die Stadtverwaltung jetzt in ihrer Antwort auf eine Anfrage der Partei Die Linke.

Es habe in dieser Zeit auch kaum Bautätigkeit im Sozialen Wohnungsbau gegeben, berichtet Ulrich Menge, Leiter des Teams Soziales im Rathaus, weiter. Demgegenüber liege die Zahl der Mendener Haushalte, die auf sehr günstigen Wohnraum angewiesen sein dürften, heute bei gut 3000. Hier handele es sich in rund 500 Fällen um Bezieher von Wohngeld, rund 1900 Mal um Empfänger von Arbeitslosengeld II und etwa 700 Haushalte, an die Grundsicherung gezahlt wird.

Abwärtstrend geht weiter

Laut einer Modellrechnung der NRW-Bank dürfte sich die Zahl der Sozialwohnungen in Menden bis 2030 sogar noch weiter verringern. Die Stadt erwartet dann nur noch 1500 Einheiten. Dieser Schwund ist in Menden allerdings nicht durch Abrisse zu erklären. Vielmehr lasse die Rückzahlung öffentlicher Mittel dank der langen Niedrigzinsphase immer mehr dieser Wohnungen aus der Sozialbindung herausfallen ließen. Hier gelte zudem eine zehnjährige Nachwirkfrist, und die laufe derzeit für 430 dieser Wohnungen.

Allerdings widerspricht Menge auch deutlich der Schlussfolgerung eines eklatanten Mangels an Sozialwohnraum in Menden. Es sei schon in der Vergangenheit nicht allzu schwierig gewesen, Wohnungen zu „akzeptablen“ Mieten im Stadtgebiet zu finden. Der Grund: Menden sei wohnungstechnisch als „Wegzug-Gemeinde“ einzustufen.

„Entspannung“ durch weniger Einwohner

Die Einwohnerzahl, die im Jahr 2000 noch bei fast 60.000 gelegen habe, sei seitdem auf nur noch 53.000 gesunken. Somit könne man auch den Wohnungsmarkt in der Stadt bis heute noch als „entspannt“ bewerten. Der Rückgang der Bevölkerung sei, wenn auch verlangsamt, weiterhin zu erwarten. Folglich sei sogar davon auszugehen, dass es ein Überangebot an Wohnraum geben müsse.

Linke: Jobcenter zahlt Mieten nicht mehr voll

Die Anfrage der Linken zur Wohnungssituation in Menden datiert aus dem Januar. Fraktionschef Thomas Thiesmann erklärte darin, dass die Versorgung der Bevölkerung mit bezahlbarem Wohnraum hier zwar kein so großes Problem darstelle wie in Großstädten und Ballungsgebieten. Aber auch in Menden gebe es eine erhöhte Nachfrage nach preiswertem Wohnraum.

Der Anteil der Wohnkosten am verfügbaren Einkommen steige auch hier, vor allem bei armutsgefährdeten Menschen. So werde die Miete bei Hartz-4-Empfängern nicht mehr komplett vom Jobcenter übernommen.

Dies treffe allerdings nicht auf die Bedarfe von Single- und Großfamilienhaushalten zu: „Hier besteht schon seit Jahren ein Mangelzustand“, berichtet Menge. Durch den Zuzug von Geflüchteten in den Jahren 2015 und 2016 habe sich dieser Mangel noch verstärkt und zur Verknappung geeigneten Wohnraums sowie einer erhöhten Nachfrage geführt. Die heutigen Sozialwohnungen verteilten sich grundsätzlich auf alle Stadtteile, seien aber überwiegend in Bösperde, Lendringsen und Platte Heide zu finden.

Bedarfsplan soll helfen

Um den Mendener Wohnungsmarkt im Blick zu behalten, empfiehlt Menge den Sozialpolitikern die Einführung einer Bedarfsplanung. Sie könne fortlaufend den Ist-Zustand beleuchten und daraus Schlüsse für die Zukunft aufzeigen.