Menden. Das Presswerk als benachbartes Hauptgebäude ist schon nicht mehr zu retten. 2020 steht die große Sanierungs-Untersuchung an.

Hoffen und Bangen bei allen Clubgängern, Nachtschwärmern und Tanzwütigen: Die hochbeliebte Mendener Event-Factory „Schmelzwerk“ könnte in absehbarer Zeit zu einem Opfer der Abrissbirne werden. Für das benachbarte Presswerk, als Hauptgebäude des alten Komplexes ursprünglich als Standort für das geplante Pilotprojekt „Digitale Bildungstransformation“ vorgesehen, ist dieses Schicksal bereits besiegelt.

Stadt will Areal sanieren

Dass ausgerechnet Disco-Fans einen Satz aus einer städtischen Beschlussvorlage fürchten müssen, kommt auch nicht alle Tage vor. Aber im Bericht der Stadt über die Planungen rund um das Schmelzwerk verstecken sich auch die folgenden Worte: „Seitens des AAV wird darauf verwiesen, dass nicht ganz ausgeschlossen werden kann, dass aufgrund von statischen Gründen oder von den Kellergruben ausgehenden Bodenbelastungen das Gebäude der Event-Factory doch nicht erhalten bleiben kann.“
Dieser AAV ist der „Verband für Flächensanierung und Altlasten-Recycling“, bei dem die Stadt Menden im Jahr 2017 einen 80-Prozent-Zuschuss zur millionenschweren Sanierung des Geländes beantragt hatte. Am Ende sollte dabei eine Parkanlage herauskommen, die bei Hochwasser auch als Flutmulde dienen kann. Die Event-Factory sollte dabei allerdings, darauf bestand die Stadt Menden, unbedingt erhalten bleiben. Dafür hatten sich zuvor die Junge Union und der Initiativkreis Mendener Wirtschaft (IMW) eingesetzt. Es sollte quasi einen Park um die Disco geben.

Presswerk weicht Neubau

Im letzten Jahr trat dann die „Schmelzwerk-Initiative“ auf den Plan. Die will bekanntlich jungen Leuten, die vor der Ausbildung stehen, ganze Arbeits- und Berufswelten auf neue Art und Weise präsentieren – hautnah, mit real begehbaren Modulen ebenso wie mit Virtual Reality. Die Macher dieser Idee, HJS-Seniorchef Hermann-Josef Schulte und Ex-Bürgermeister Rudi Düppe, konnten bislang alle dafür begeistern, einschließlich des Bundesarbeitsministers Hubertus Heil (SPD) und der heimischen Wirtschaft. Eine Machbarkeitsstudie wird gerade erstellt, die allein eine mittlere sechsstellige Summe kostet.

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Für Menden, da sind sich auch die Politik einig, wäre das Pilotprojekt eine Riesensache. Die realen Module können jetzt allerdings nicht mehr ins alte Presswerk einziehen, sie müssten in einen Neubau an selber Stelle. Seit das ein Iserlohner Gutachter bestätigte, den die Initiative selbst eingeschaltet hatte, wird der Neubau geplant.

Alle wollen die Feten-Fabrik halten

Disco und Konzerthalle: So kennen die jüngeren Mendener das Schmelzwerk, hier die Veranstaltung zur Pogromnacht im November.
Disco und Konzerthalle: So kennen die jüngeren Mendener das Schmelzwerk, hier die Veranstaltung zur Pogromnacht im November. © Archiv, Martina Dinslage

Der Erhalt der „Event-Factory“ nebenan bleibt für Schulte und Düppe jedoch essentiell. Denn der gute Ruf des Schmelzwerks unter den jungen Leuten in der Region mache das Herzstück der Planung an diesem Standort aus, stellte Hermann-Josef Schulte jetzt im WP-Gespräch noch einmal klar. Mittlerweile ist für das Projekt eigens eine GmbH gegründet worden, eine Geschäftsführerin eingestellt (die WP berichtet noch).

Stadt geht auf Nummer sicher

Für die Mendener Politik, die ihrerseits auf ein Gelingen der Schmelzwerk-Initiative hofft, bleibt trotzdem eines wichtig: Dass die Stadt auf keinen Fall am Ende ohne Förderung für die teure Altlastensanierung dasteht, falls aus der Berufsfindungs-Idee doch nichts werden sollte. Das machten Hubert Schulte (CDU) und Friedhelm Peters (SPD) in der jüngsten Sitzung des Betriebsausschusses für den Immobilienservice Menden sehr deutlich.

Fabrik als „Keimzelle“

Hermann-Josef Schulte, Initiator und Motor der Schmelzwerk-Initiative, stellte auf Anfrage klar: „Das Schmelzwerk muss als Keimzelle unserer ganzen Idee bestehen bleiben und auf Vordermann gebracht werden.“

Den Neubau an Stelle des benachbarten Presswerks planten bereits die Architekten. Man stehe mit dem AAV, mit der Stadt, dem Kreis und Bezirksregierung „in sehr konstruktiven Gesprächen“.

Dies konnte aber in einem Gespräch zwischen Stadt, AAV und Initiative geklärt werden, heißt es. Es werde zweigleisig gefahren. Anfang 2020 steht jetzt eine Sanierungs-Untersuchung an, wenn der Stadtrat dem noch in diesem Jahr zustimmt.

Gutachten entscheidet

Die Ergebnisse dieses Gutachtens gut ein Jahr später dürften dann entscheidend sein – auch für die Disco und ihre Fans.