Menden. Frank Oberkampf stellt sich im September nicht mehr als Vorsitzender der Werbegemeinschaft Menden zur Wahl. Seine Bilanz.
Nach vier Jahren stellt sich Frank Oberkampf nicht mehr zur Wiederwahl als Vorsitzender der Werbegemeinschaft Menden. Bei der Jahreshauptversammlung (17. September, „Mühle“) soll sein Nachfolger gewählt werden.
Was hat er erreicht in den vergangenen Jahren, wo sind im Einzelhandel die größten Herausforderungen? Die WP hat den 44-Jährigen nach seiner persönlichen Bilanz gefragt.
Sie haben bereits vor Monaten angekündigt, dass Sie ab Mitte September nicht mehr als Vorsitzender der Werbegemeinschaft zur Verfügung stehen. Wie viele Bewerber gibt es für Ihren Posten?
Familie ist das größte Hobby
Die Werbegemeinschaft Menden hat derzeit knapp 90 Mitglieder. Frank Oberkampf war in den vergangenen vier Jahren Vorsitzender.
Im Durchschnitt hat er, so berichtet der 44-Jährige, 15 Stunden pro Woche ehrenamtlich für die Werbegemeinschaft gearbeitet.
Der Mendener ist verheiratet und Vater zweier Söhne (fünf und acht Jahre alt). Er ist gelernter Uhrmacher, Hörgeräteakustiker, Uhrmacher-Meister und Hörakustiker-Meister.
In seiner Freizeit beschäftigt er sich gerne mit Uhren und testet als Hobby das Klavierspielen: „Völlig talentfrei, aber zur Entspannung.“ Sein größtes Hobby ist seine Familie: „Ich versuche, möglichst viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen.“
Frank Oberkampf: Falk Steidel von Siedler- und Bürgerverein bewirbt sich für den Vorsitz. Aber es können sich natürlich auch bis zum Abend der Versammlung noch weitere Kandidaten bewerben.
Wenn Sie auf die vergangenen vier Jahre zurückblicken: Was haben Sie erreicht?
Im Einzelhandel ist sehr viel passiert. Wir haben als Team der Werbegemeinschaft ein gewisses Gehör verschafft, sind im positiven Sinn lauter geworden und haben die Interessen der Einzelhändler noch stärker vertreten. Darüber hinaus haben wir aktiv die Umgestaltung der Fußgängerzone begleitet. Es gab viele Gespräche, damit die Bauarbeiten für Kunden und Geschäftsleute einigermaßen erträglich sind.
Wie hat sich die Werbegemeinschaft selbst verändert?
Wir treffen uns jedes Vierteljahr. Mittlerweile sind konstant um die 30 Leute da. Ich kann mich an frühere Jahre erinnern, wo man zu zweit oder zu dritt da gesessen hat.
Geht man durch die Innenstadt, fallen natürlich die Leerstände auf. Wie wird sich die Situation nach Ihrer Einschätzung entwickeln?
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Wir Einzelhändler müssen jeden Tag ein kleines Event für unsere Kunden bieten. Es reicht nicht, morgens den Laden aufzuschließen und abends wieder abzuschließen. Diese Zeiten sind lange vorbei.
In Menden wird manchmal vieles schlecht geredet. Tragen dazu auch die sozialen Medien bei?
Ja, wir haben in Menden ein großes Imageproblem. Dazu tragen die vielen negativen Kommentare auf Facebook sicherlich bei.
Leben in Menden mehr Meckerköppe als anderswo?
Nein, das glaube ich nicht. 99 Prozent sind nicht so. Das Problem ist eher das eine Prozent, das lauter ist als die Mehrheit.
Wie kann die Mendener Innenstadt belebt werden?
Wichtig ist sicherlich, dass neue Geschäfte kommen. Aber der Einzelhandel wird sich deutschlandweit komplett verändern. In der Struktur, in der es den Einzelhandel gab, werden wir ihn nicht mehr zurückbekommen. Man muss sich zum einen andere Nutzungen – zum Beispiel barrierefreie Wohnungen in der Peripherie der Innenstadt – überlegen. Und zum anderen können natürlich die Kunden selbst für den Erhalt von Geschäften sorgen. Nur wenn gekauft wird, bleiben Geschäfte. Darüber hinaus sind Events wie der Mendener Frühling, Sommer, Herbst und Winter, und andere mehr sehr wichtig.
Events also als Element, um Menschen in die Stadt zu locken?
Ja, wir werden in Menden nicht mehr ein Komplettangebot im Einzelhandel haben. Von diesem Gedanken muss man sich verabschieden. Aber man muss davon wegkommen, das schlimm zu finden. Wenn Menden als Wohlfühl- und Aufenthaltsort, wo man gerne ist, gesehen wird, hätten wir viel gewonnen.
Was bedeutet das für die Öffnungszeiten?
Auch hier ist Flexibilität gefordert. Vielleicht müssen die Geschäfte demnächst freitagabends länger öffnen, wenn beim Mendener Sommer viele Menschen in der Stadt sind. Und dafür bleibt dann montags geschlossen. Das ist nur ein Denkmodell, eine Idee. Aber über so etwas müssen wir uns natürlich Gedanken machen.
Ist der Online-Handel der Totengräber für die Innenstädte?
Nein, der Online-Markt ist heute keine Konkurrenz mehr. Die Leute informieren sich. Dann entscheiden sie selbst, wo sie kaufen.
Welches Geschäft würden Sie sich für die Innenstadt wünschen?
Modegeschäfte für alle Generationen. Wir haben tolle Bekleidungsgeschäfte in Menden, das ist keine Frage. Aber es wäre klasse, wenn wir für eine vierköpfige Familie, die mit den Großeltern in die Stadt geht, ein Angebot haben, so dass jeder etwas finden kann.
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Wie sehen Sie die Zukunft der Fläche, auf der das Nordwall-Center entstehen sollte?
Jetzt ist dort ein Provisorium. Ich würde mir wünschen, dass die Parkplätze dort professionell erhalten bleiben. Vielleicht in Kombination mit Einkaufsmöglichkeiten oder Wohnbebauung und dazu doppelstöckige Parkmöglichkeiten, das wäre prima. Das hängt sicherlich davon ab, ob man einen Investor findet. Wichtig ist, dass die Stadt eine Lösung mit der ITG anstrebt.
Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger?
Wir müssen uns jeden Tag neu erfinden. Wichtig ist, dass die Werbegemeinschaft flexibel bleibt und nicht an alten Zöpfen hängt.
Was machen Sie mit der gewonnen Freizeit, wenn Sie nicht mehr Vorsitzender der Mendener Werbegemeinschaft sind? Können Sie sich eine politische Aktivität vorstellen?
Ich kann mir vieles vorstellen, konkret geplant ist aber nichts. Ich bleibe Menden auf alle Fälle als Hörgeräteakustiker und Privatmann erhalten. Langeweile werde ich mit Sicherheit nicht haben.