Menden. Die behaarte Karde zählt zu den Pflanzen, für die Deutschland eine besondere Verantwortung trägt. Die seltene Staude wächst in der Waldemei.

Die Blüten der fast mannshohen Stauden ziehen Hummeln und Schmetterlinge an. Spaziergänger werden die Behaarte Karde vielleicht schon an Wegrändern in der Mendener Waldemei entdeckt haben. Aber wissen sie auch um ihre Bedeutung?

Laut Bundesumweltamt gehört die Staude mit den hübschen, kugeligen Blüten zu den so genannten „Verantwortungsarten“ (siehe Infobox). Darauf weist Ingrid Ketzscher, Vertreterin der Stadt Menden im Internationalen Klimabündnis, hin. Sie hat die Pflanze schon häufig in der Waldmei entdeckt. Die Naturschützerin appelliert: „Menden trägt eine besondere Verantwortung.“ Nicht nur wegen der Behaarten Karde. Aber sie sei einer der Gründe dafür.

Vielfältige Laubmischwälder überlebensnotwendig

Ingrid Ketzscher ist überzeugt: „Während in weiten Teilen Deutschlands die Waldbestände zu 80 Prozent absterben und damit keine positive Funktion für das Klima mehr erfüllen können, gibt es große Waldgebiete in Menden, die dem Klimawandel noch entgegenwirken können.“ Damit meint sie die vielfältigen Laubmischwälder, die teilweise aus der Bewirtschaftung herausgenommen wurden.

Hoher Stellenwert im Naturschutz

Verantwortungsarten sind laut Bundesamt für Naturschutz Arten, für die Deutschland aus globaler Sicht eine besondere Verantwortlichkeit zugemessen wird. Entweder, weil sie nur in Deutschland vorkommen, ein bedeutender Teil der Weltpopulation hier vorkommt oder die Art weltweit gefährdet ist.

Ihrem Schutz wird ein hoher Stellenwert im Naturschutz zugemessen.

Die Arten in besonderer Verantwortung Deutschlands sind ein Förderschwerpunkt des Bundesprogramms biologische Vielfalt des Bundesamtes für Naturschutz. Die Liste umfasste ursprünglich 40 Tier- und Pflanzenarten. Sie wurde 2017 erweitert um alle Arten, für die Deutschland in besonders hohem und in hohem Maße verantwortlich ist. Seitdem ist auch die Behaarte Karde auf der Liste zu finden.

Weitere Informationen: biologischevielfalt.bfn.de

Die Waldemei sei, wohl aufgrund der Bodenbeschaffenheit, relativ gut mit Wasser versorgt. Auch die Behaarte Karde sei ein Indiz dafür. „Sie braucht, um zu gedeihen, unter anderem Waldboden und Feuchtigkeit. Normalerweise wächst sie in Auenwäldern“, erklärt Ingrid Ketzscher. Die Staude ist an Wegrändern und auf Lichtungen zu finden. Wälder wie die Waldemei würden in der Epoche des Klimawandels und des Artenschwundes zunehmend überlebensnotwendig, sagt die Klimabündnis-Vertreterin: „Sie spenden Sauerstoff, regulieren den Wasserhaushalt, senken das Klimagift CO² und gleichen die Temperatur aus.“

Hohe biologische Vielfalt in der Waldemei

Indikatoren für den hohen Biodiversitätswert, also die biologische Vielfalt, der Waldemei gebe es reichlich, erklärt Ingrid Ketzscher. Die selten gewordene Behaarte Karde zähle als Verantwortungsart dazu. „Bei diesen Arten sind besondere Anstrengungen erforderlich, um den Weltbestand zu sichern. Ihr Schutz hat einen hohen Stellenwert im Naturschutz“, weiß die Mendenerin.

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Für das „Bundesprogramm Biologische Vielfalt“ stehen ab 2019 30 Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung. Davon könne auch Menden profitieren, sagt Ingrid Ketzscher. Voraussetzung sei ein Konzept mit dem Ziel, die Behaarte Karde an Wegsäumen zu erhalten und zu schützen. „Dann könnten beispielsweise Gelder beantragt werden für eine andere Pflege der Waldwegränder“, erklärt Ketzscher.

Behaarte Karde Nahrungsquelle für Hummeln und Schmetterlinge

Spaziergänger können sich aktuell über ein „beachtliches Vorkommen“ dieser fast mannshohen Staude in der Waldemei erfreuen, weiß die Klimabündnis-Vertreterin. Besonders an den Wegsäumen biete die Behaarte Karde Hummeln und Schmetterlingen, wie dem Kaisermantel, dem Waldbrettspiel und dem Landkärtchen eine Nahrungsquelle. Der Appell der Klimabündnis-Vertreterin: „Damit verbunden tragen wir in Menden eine große Verantwortung: Wir müssen diese intakten Wälder zusammenhängend bewahren, dürfen sie nicht wirtschaftlichen Belangen unterordnen und sie keinem weiterem Straßenbau opfern.“