40 Jahre ökologische Bewirtschaftung in der Waldemei: Stadtförster Dirk Basse erklärt im Drei-Fragen-Interview, was das bedeutet.

Der Mendener Stadtwald wird bereits seit 1970 nach dem Naturwaldprogramm bewirtschaftet. Dazu gehören unter anderem ein Totholzprogramm, ein Programm zur Waldrandgestaltung und die Anlage von Teichen und Feuchtgebieten. Stadtförster Dirk Basse erklärt, was das für Waldgebiete wie die Waldemei bedeutet.

1Die Behaarte Karte wächst eigentlich in Auenwäldern, also auf feuchtem Boden. Macht sich die Trockenheit speziell in der Waldemei weniger stark bemerkbar als in anderen Bereichen des Stadtwaldes?

Auch die Waldemei ist komplett trocken, die Bachläufe sind trocken gefallen und auch dort sterben die Fichten. Unter normalen Bedingungen ist sie aber ein feuchter Standort. Das hat etwas mit der Bodenbeschaffenheit zu tun, mit einer wasserstauenden Schicht, durch die nach Regenfällen das Wasser nicht in tiefere Schichten versickern kann sondern an der Oberfläche bleibt. Eine Pflanze wie die Behaarte Karde würde auf einem trockenen Boden nicht wachsen. Ich habe die Staude auch schon am Haunsberg gesehen, nur ist dort das Vorkommen nicht so groß wie in der Waldemei.

2In der Waldemei zeigt sich eine besonders große biologische Vielfalt. Können Sie Beispiele dafür nennen?

Es gibt in der Waldemei besondere Lebensräume, sehr viel Alt- und Totholz, was wiederum gut für Spechte ist. Wir haben hier über Bunt-, Mittel- und Grünspecht fast alle Spechtarten. Die Baumhöhlen werden auch von verschiedenen anderen Höhlenbrütern genutzt, zum Beispiel der Hohltaube oder Eulenarten wie Sperlingskauz oder Waldkauz. Sie finden aber auch Tiere wie verschiedene Molche, Kröten und Schlangen von der Kreuzotter bis zur Ringelnatter, verschiedene Marder- und Wildarten. Und es gibt in der Waldemei mehrere Arten, die auf der Roten Liste stehen: Fledermausarten und zum Beispiel die Haselmaus.

3Was, würden Sie sagen, ist charakteristisch für die Walde­mei?

Es gibt in der Waldemei viele stillgelegte Flächen, die nicht mehr bewirtschaftet werden. Aber auch der Wirtschaftswald ist genauso strukturreich, das heißt, er ist auch gerade durch die Bewirtschaftung so strukturreich geworden. Wir haben dort einen hohen Laubholzanteil. 40 Jahre ökologische Bewirtschaftung ­zeigen in der Waldemei ihre Wirkung.

Stadtförster in Menden