Menden. Für Elektroauto-Fahrer wird’s eng. Die Säulen in Menden sind immer häufiger komplett belegt. Die Stadtwerke überdenken das Abrechnungssystem.

An der Stadtwerke-Ladestation für Elektroautos wird es immer häufiger so voll, dass Elektroauto-Fahrer abdrehen müssen, ohne laden zu können. Selbst der ebenfalls elektrisch angetriebene Car-Sharing-Wagen der Stadtwerke findet am Bahnhof mitunter keinen Platz mehr, wenn beide Ladepunkte bereits durch andere E-Autos belegt sind.

„Die wöchentlichen Ladevorgänge an unseren Ladestationen nehmen tatsächlich kontinuierlich zu“, sagt Stadtwerke-Vertriebsleiter Philipp Haberle. „In diesem Zusammenhang gibt es auch Überlegungen die E-Car-Sharing-Fahrzeuge über separate Ladepunkte zu laden und somit die öffentlichen Ladepunkte zu entlasten.“

Drei Ladesäulen mit sechs Steckdosen

Aktuell betreiben die Stadtwerke im Stadtgebiet drei Ladesäulen mit jeweils zwei Ladepunkten. An den Säulen ist jeweils auch ein Car-Sharing-Autos stationiert, was – wenn anwesend – einen Ladepunkt belegt. Eine Säule steht gegenüber des Bahnhofs an der Straße Obere Promenade, die anderen beiden jeweils in Bösperde und Lendringsen vor der Märkischen Bank. Wer laden will, hat verschiedene Möglichkeiten zu bezahlen: Es gibt Einzelabrechnungsmodelle mit Bezahlung per Smartphone-App oder Bezahlung über Karten anderer Anbieter.

Ein sogenanntes Typ-2-Ladekabel zum Laden eines Elektro-Autos.
Ein sogenanntes Typ-2-Ladekabel zum Laden eines Elektro-Autos. © Westfalenpost | Arne Poll

Die Stadtwerke bieten ihren Kunden gegen eine einmalige Zahlung von 20 Euro für eine Ladekarte das Laden an den drei Säulen grundsätzlich kostenlos an. „Wir sehen dies, neben der Bereitstellung öffentlicher Ladestationen, als unseren Beitrag zum Markthochlauf der Elektromobilität in Menden an“, sagt Haberle. Der Nebeneffekt ist, dass überdurchschnittlich viele Einheimische wegen des kostenlosen Angebots die Mendener Säulen nutzen. Das bestätigen viele Nutzer, die regelmäßig am Bahnhof laden. Üblicherweise laden die meisten Elektroauto-Nutzer ihre Fahrzeuge zu Hause oder dann eben weiter entfernt von Zuhause, um die Reichweite zu verlängern.

Laden wird mittelfristig auch für Stadtwerke-Kunden kosten

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Das werde aber nicht dauerhaft der Fall bleiben: „Mittelfristig werden wir die Ladevorgänge an unseren Ladestationen abrechnen, entsprechend der bundesweiten Entwicklung aller Ladenstationen-Anbieter“, sagt Haberle. „Wir möchten unseren Kunden aber auch zukünftig ein attraktives Angebot bieten und prüfen diesbezüglich zur Zeit verschiedene Abrechnungsmodelle und -optionen.“

Zu konkreten Zahlen wollen sich die Stadtwerke aktuell nicht äußern. Die echte Nachfrage ist ohnehin für die Stadtwerke schwer zu erfassen. Autofahrer, die laden wollen, aber nicht können, werden naturgemäß nicht gezählt. Erfasst wird nur, wer tatsächlich an der Dose hängt. „Den weiteren Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur werden wir bedarfsgerecht vornehmen“, sagt Haberle. Wann und ob, lassen die Stadtwerke momentan offen. Das Problem knapper Ladekapazitäten besteht – anders als oft befürchtet – an kaum einem Ort.

Kurioser Versuch für Gratis-Parkplatz

Stadtwerke-Vertriebsleiter Philipp Haberle (42) mit einem Renault Zoé auf dem Stadtwerke-Gelände.
Stadtwerke-Vertriebsleiter Philipp Haberle (42) mit einem Renault Zoé auf dem Stadtwerke-Gelände. © Westfalenpost | Arne Poll

Haberle verweist darauf, dass der Ladestations-Ausbau im öffentlichen Raum nicht die höchste Priorität hat. Ein Großteil der Ladevorgänge finde erfahrungsgemäß im nicht-öffentlichen Bereich statt, zum Beispiel in der privaten Garage oder auf den Mitarbeiterparkplätzen von Unternehmen. „Daher werden wir uns weiterhin schwerpunktmäßig auch auf dieses Klientel konzentrieren. Wir bedienen schon heute zahlreiche Anfragen zu Lademöglichkeiten mittels privater Wallbox in der heimischen Garage und auch größere Projekte auf Mitarbeiterparkplätzen haben wir bereits umgesetzt.“ Haberle verweist auf Fördermöglichkeiten durch das Land mit Förderquoten von bis zu 50 Prozent.

Was aktuell wohl auch zu einer Verschärfung der Lage an der Ladesäule in der Stadtmitte führt: Der öffentliche Parkplatz gilt als attraktiv. Parken ist allerdings nur während des Ladevorgangs und nur für E-Auto-Fahrer mit E-Kennzeichen erlaubt. Besonders kreativ versuchte jüngst der Fahrer eines rostigen alten Diesels die Gelegenheit auszunutzen und den Anschein des Ladens zu erwecken. Er hatte ein Stromkabel aus dem Kofferraum gelegt und mit Gewebeband an der Ladesäule fixiert.

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