Menden. . Bericht nach halbjähriger Untersuchung endet mit Empfehlung: Zug um Zug sind Diesel und Benziner zu ersetzen – aber nicht ganz verzichtbar.

Vom kleinen Skoda über den dicken SUV bis zum 20 Jahre alten VW-Pritschenwagen reicht der aktuelle Fuhrpark der Stadt Menden. 35 Fahrzeuge sind meist ältere Benziner oder Diesel, nur der kleine Renault Zoe, den die Stadtwerke Menden beim Car-Sharing einsetzen, ist ein Stromer. Dieses Verhältnis soll sich in den nächsten Jahren durchgreifend ändern – und das kann es auch. Jedenfalls nach dem Bericht einer Expertenkommission für die Mendener Politiker im Ausschuss für Umwelt, Planen und Bauen.

Das Papier ist druckfrisch, denn noch bis Ende April haben sich die Verfasser den Fuhrpark der Stadt vorgeknöpft. Ein halbes Jahr lang wälzten sie Fahrtenbücher, interviewten mobile Bedienstete aus dem Rathaus online und berechneten dann die Wege und Standzeiten städtischer Fahrzeuge. Denn Wege bedeuten Verbrauch, und Parkzeit kann Ladezeit sein.

Gut 22.000 Kilometer im Monat

Die wichtigsten Erkenntnisse aus 77 Seiten Abschlussbericht: Fast alle Dienstfahrten (99 Prozent) könnten mit einer Akku-Ladung bewältigt werden, denn die allermeisten sind kürzer als 100 Kilometer. Gut 22.000 Kilometer im Monat legen die untersuchten 36 Stadt-Fahrzeuge insgesamt zurück, und das bedeutet lange Standzeiten. Nur knapp zehn Prozent der Stopps sind kürzer als eine Stunde. Künftige E-Fahrzeuge wären also „weitestgehend nach der Arbeit mit niedriger Leistung wirtschaftlich und akkuschonend“ aufzuladen.

Stromtankstellen gefragt

Die Empfehlung der Kommission geht dahin, dass die Stadt Zug um Zug ihre Autos und Kleinlaster durch E-Mobile ersetzt – und zugleich für genügend Stromtankstellen sorgt. Die Politiker sollen den Bericht zum Anlass nehmen, dem Stadtrat die Freigabe der nötigen Gelder ans Herz zu legen – und bei der Bezirksregierung in Arnsberg erneut Fördermittel zu beantragen.

Aussterben sollen ölgetriebene Dinosaurier in städtischen Diensten übrigens nicht: Der Bericht empfiehlt zumindest in jeder Fahrzeugklasse ein Vehikel mit Sprit- oder Hybridantrieb – für längere Dienstreisen, bei ständiger Verfügbarkeit, besonderen Transportaufgaben oder technischen Anforderungen wie Allradantrieb. Im Rahmen der turnusmäßigen Umstellung sollten ältere Fahrzeuge durch batterieelektrische ersetzt werden.

Land zahlt 80 Prozent der Kosten für die Expertise

Bericht und Konzept wurden von Ingenieuren der Stadtmobil Rhein-Ruhr GmbH in Essen, der Stadtwerke und der Stadt Menden erstellt.

Bereits die Erstellung des Berichts wurde vom Land NRW aus dem F örderprogramm „progres – Emissionsarme Mobilität“ gefördert. Mit 14.000 von 17.500 Euro übernahm das Land 80 Prozent der Gesamtkosten für diese Mendener Expertise.

Und: Aufgrund der aktuell günstigen Fördersituation soll der Ersatz älterer Fahrzeuge im Rahmen der Haushaltsmöglichkeiten geprüft werden. Ein Konzept für die Ladeinfrastruktur haben die Experten ebenfalls erstellt. Im Ergebnis stehen als zusätzliche (Lade-)Leistung im Rathaus 93,5 Kilowatt, beim Mendener Baubetrieb 33 und bei der Stadtentwässerung 11 Kilowatt zur Verfügung. Damit könnten beispielsweise im Rathaus über Nacht 25 Fahrzeuge zeitgleich mit jeweils 3,7 Kilowatt Leistung aufgeladen werden. Zur Vermeidung zusätzlicher Leistungskosten sollte sowohl im Rathaus als auch beim Mendener Baubetrieb die maximale Leistungsspitze über ein Lasten-Management begrenzt werden.

Auf der Basis des Konzepts könnten jetzt Förderanträge zum Versorgungsnetz für Elektro- und Brennstoffzellen-Fahrzeuge gestellt werden. Bei nicht öffentlich zugänglicher Lade-Infrastruktur beträgt die Förderung für Städte oder kommunale Betriebe satte 80 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben – bis zu einer maximalen Förderhöhe von 1600 Euro für Wallboxen und 4800 Euro pro Ladesäule.

Maximal eine halbe Million Euro

Bei reinen E-Fahrzeugen beträgt die Förderquote 40 Prozent der Anschaffungskosten, aber höchstens 30.000 Euro. Auch Leasing oder Langzeitmiete werden gefördert. Insgesamt kann die Stadt maximal eine Zuwendungssumme von einer halben Million Euro erhalten.