Menden. Ein Drama für die Familien: Zwölf Mendener Kinder haben zum 1. August keinen Kindergartenplatz. Nun soll ein alter Vorschlag für Abhilfe sorgen.

Die Wut ist riesig, aber eine schnelle Lösung wird es nicht geben: Zwölf Kinder haben zum Start des Kindergartenjahres am 1. August keinen Kindergartenplatz. Die Stadtverwaltung setzt jetzt auf individuelle Hilfe für die Betroffenen. Gleichzeitig soll noch eine nicht für umsetzbar gehaltene Baumaßnahme untersucht werden. Die Politik erklärt den Ablauf übereinstimmend zum Desaster. Über die Schuldfrage wird heftig gestritten.

„Das war so absehbar“, sagt Julia Prowe. Sie ist Vorsitzende des Jugendamtselternbeirates und machte vor der Politik noch einmal die Dramatik der Situation deutlich: „Es gibt einen Rechtsanspruch. Und diesem kommt die Stadt nicht nach. Da können Eltern nicht arbeiten gehen.“ Sämtliche Lösungen für den Kita-Platz-Mangel hatten sich zerschlagen. Monate nach dem Baubeschluss fand die städtische Immobilientochter ISM Argumente gegen den Bau eines zweiten Waldkindergartens in der Leitmecke. Der ISM hatte sich auch bei den Kosten verschätzt. Die Stadtverwaltung kassierte dann auch noch den politischen Beschluss, eine zusätzliche Gruppe des Vincenz-Kindergartens in Containern unterzubringen. Die Ausschreibung sei rechtlich kurzfristig nicht möglich.

Vorwurf: Kindergarten gegen die Wand gefahren

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„Ich weiß nicht, ob jeder Jugendamtsleiter einen Kindergarten gegen die Wand fahren darf“, sagt SPD-Ortsvereinschef Mirko Kruschinski. Seine Partei äußert massiv Kritik an der Stadtverwaltung. Auch Julia Prowe erinnert an die Empfehlung, dass der Waldkindergarten als schnelle Ersatzlösung taugen sollte.

SPD-Ortsvereinsvorsitzender Mirko Kruschinski.
SPD-Ortsvereinsvorsitzender Mirko Kruschinski. © WP | patrick Friedland

Jugendamtsleiter Christian-Peter Goebels zeigt sich persönlich enttäuscht wegen des Vorwurfs. Er sei immer bemüht, Lösungen für die Betroffenen zu finden. Er macht aber auch klar, dass es keine allumfassende Lösung für das neue Jahr geben wird. „Das Dilemma ist, dass bauliche Lösungen immer auf den ISM treffen“, sagt Dezernent Uwe Siemonsmeier. Politik und Stadtverwaltung haben sich jetzt darauf verständigt, noch einmal zu prüfen, ob nun doch eine weitere Gruppe im Obergeschoss des Vincenz-Kindergartens in der alten Bonifatiusschule untergebracht werden kann. Diese Variante fiel eigentlich wegen des erforderlichen Brandschutzkonzeptes und der langen Umsetzungszeit raus. Nun ist Konsens, dass eine Umsetzung im laufenden Kindergartenjahr besser wäre als gar keine. Eltern hatten diese Variante noch einmal ins Spiel gebracht. Goebels hält sie für durchaus attraktiv, auch weil eine Förderung durch das Land möglich sei. Auch Ingrid Ketzscher (Grüne) freut sich über den Vorschlag. Sie sagt: „Politik darf nicht den Buhmann in der Verwaltung suchen.“

Irritation um Einladung ins Dezernentenbüro

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Anders als bei den Plätzen für Über-Dreijährige stellt sich laut Jugendamt die Situation für Kinder im Alter unter drei Jahren dar. In diesem Bereich gebe es sogar noch Überkapazitäten. „Da sind wir zurzeit noch gut aufgestellt“, sagt Christian-Peter Goebels. Aber auch hier sei es wichtig, dass die Stadt zusätzlich Plätze schaffe.

Für Irritation sorgt eine Einladung des zuständigen Dezernenten Uwe Siemonsmeier. Er hatte den Jugendamtselternbeirat zu Terminen Ende August eingeladen. Im Umfeld des Beirates war es als Affront empfunden worden, weil man dann nicht mehr über die zum 1. August eintretenden Problemfälle sprechen kann. Das sei aber auch gar nicht Inhalt des Gesprächs, heißt es von Siemonsmeiers Büro. Jugendamtsleiter Goebels stellt klar: „Wir wollen über künftige Erwartungen sprechen.“

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