Julius van der Burg ist einer der wenigen Mendener bei Fridays for Future. Der 14-Jährige ist überzeugter Rebell – und ganz schön schlagfertig.
Bald sind Ferien. Hast du den Sommerurlaub schon geplant?
Julius van der Burg Meine Eltern übernehmen die Planung. Wir fahren nach Südengland.
Wird das ein klimafreundlicher Urlaub?
Wir fliegen nicht. Wir fahren mit dem Wohnwagen. Wir können autark in der Wildnis stehen. Es ist uns wichtig, dass wir uns klimafreundlich verhalten. Wir sehen uns entsprechende Tipps an, zum Beispiel vom WWF. Ich weiß, dass es nicht das Beste ist, mit dem Auto zu fahren, aber es ist weitaus besser als zu fliegen. Ich bin auch kein Fan davon, 1 oder 2 Euro zu zahlen, um den CO-2-Fußabdruck auszugleichen. Schifffahrten finde ich in Ordnung, wenn’s nicht reiner Spaß ist. Man sollte sich bewusst machen, was man eigentlich anrichtet.
Du bist einer der wenigen Mendener, die regelmäßig bei Fridays for Future auf die Straße gehen. Was motiviert dich?
Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich jedes Mal mitmache. Ich gehe immer mal wieder hin. Ich fahre dann mit dem Zug nach Dortmund und treffe auf die anderen. Das ist eine schöne Atmosphäre. Es macht Spaß gemeinsam zu streiten.
Viele Schüler trauen sich nicht, weil dann Unterricht ausfällt.
Das Rebellische dahinter finde ich eigentlich ganz gut., Ich war auch am Hambacher Forst. Man muss das den Leuten sagen, die sich nicht trauen. Es gibt Rechtsgutachten, die sagen, dass es in Ordnung ist, den Unterricht ausfallen zu lassen. Wir nutzen ein Grundrecht aus. Und mal im Ernst: Der Unterrichtsausfall ist doch nur minimal. Ich kann Jugendliche nur ermutigen.
Die wenigsten Menschen dürften erwarten, dass ein 14-Jähriger von Rechtsgutachten spricht.
Die Jugend hat eben mehr zu bieten als nur schlechten Musikgeschmack und nur vor dem Handy zu sitzen. Ich war echt überrascht, dass so viele Leute dabei sind. Das war sehr motivierend. Man ist nicht alleine.
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Trotzdem sind aus Menden nur sehr wenige Schüler so rebellisch. Woran liegt’s?
Ich glaube, dass viel durch die Erziehung kommt. Vielleicht werden hier nur wenige Schüler angeregt, sich ein politisches Bild zu machen. Wir sind – was das angeht – ein eher konservatives Menden. Nicht, dass man mich falsch versteht: Ich finde Schule super wichtig. Wir haben ein Recht auf Bildung. Es ist nicht das Schlimmste, was man je getan hat, wenn man freitags vier Stunden ausfallen lässt. Die Grünen sind offen, wenn es darum geht, neue Probleme anzugehen.
Verortest du dich politisch also bei den Grünen?
Ich bin bei der Grünen Jugend. Ich war aber zwischen den Grünen und den Linken sehr hin und hergerissen. Es gibt bei den Linken große Rhetoriker. Gregor Gysi ist ein großes Vorbild. Die Grünen sind mir dennoch einfach freier. Die Linken sind zum Teil etwas verbissener.
Kommt das politische Interesse bei dir aus der Familie?
Mein Opa wollte mal Bundeskanzler werden. Meine Familie ist politisch aber nicht parteigebunden. Wir diskutieren über viele Dinge wie die Seenotrettung im Mittelmeer.
Was ist für dich Mendens größte Klimasünde?
Wir haben viel zu viele Fahrten, zum Beispiel zur Schule. Mit dem Bus ist es dann viel zu teuer. Da spürt man oft auch den Bürokratismus. Der Verkehr vor allem an den Schulen ist ein großes Problem.
Was sind deine persönlichen Ziele?
Da muss ich ausholen. Früher wollte ich immer alles werden. Ich würde gerne in die Biologie gehen, Biotroniker werden. Dabei geht es darum Prinzipien aus der Natur zu kopieren und für sich zu nutzen. Ein Beispiel ist der Klettverschluss. Dadurch, dass ich politisch sehr aktiv geworden bin, würde für mich nichts dagegen sprechen, auch mal Landtagsabgeordneter zu werden. Man kann Leute erreichen und etwas bewegen. Die politischen Lager gehen weiter auseinander. Es ist für mich wichtig, dass man gerade jetzt was tut.
Ein Posten als Landtagsabgeordneter? Das klingt schon fast politisch sehr etabliert.
Es ist leider verpönt, solche Ziele zu haben. Politiker haben häufig ihre Grundsätze verraten, wenn sie Funktionen übernommen haben. Es gibt Lobbyisten, die Politik beeinflussen. Das trägt alles dazu bei. Ich kann aber nicht nur dagegen sein. Man erreicht nicht nur etwas, wenn man auf die Straße geht. Ich muss das letztlich auch im Parlament umsetzen können. Ich stelle mir das schön vor.
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Vielleicht führt man schnell noch das Wahlrecht ab 14 ein. Dann könntest du bei der nächsten Kommunalwahl antreten.
Ich finde es wichtig, dass man die Meinungsbildung stärkt. Dazu kann auch das Wahlalter beitragen. Ich weiß nicht, ob es jetzt 16, 14 oder zwölf sein soll. Es bringt nur nichts, wenn man nur die Partei der Eltern wählt. Ich fände das Wahlrecht ab 16 bei Bundestagswahlen gut. Beim Wählen kann man maßgeblich mitbestimmen
Bleibst du auch über den Sommer Fridays for Future treu?
Solange ich nicht im Urlaub bin, ist das eine Pflichtveranstaltung. Wir sind ja eben nicht nur die Schulschwänzer.