Menden. Der Hilferuf der Gemeinschaftsgrundschule Platte Heide ist erhört worden. Unzumutbar sei der Unterricht bisweilen gewesen.

Die Gemeinschaftsgrundschule Platte Heide hat um Hilfe gerufen. So formuliert es Claudia Schirmer, Vorstand der Evangelischen Jugendhilfe Menden. „Wir können gar nicht mehr unterrichten“, habe es geheißen. Das Jugendamt ging daraufhin auf die Jugendhilfe zu. So entstand im September 2018 das „Projekt EinS“ mit dem Ziel, den Schulalltag zu stabilisieren. „EinS“ ist die Abkürzung für Erziehungshilfe in Schule.

Die Ausgangssituation sei kompliziert gewesen, sagt Schirmer: eine schwierige Gruppendynamik in einzelnen Klassen, ein hohes Maß an Stress und massive Überforderung der Lehrer.

Angst und Unsicherheit

Dem begegneten drei bei der Evangelischen Jugendhilfe angestellte Kräfte mit traumapädagogischer Ausbildung. „Wir haben mit zwei Klassen der zweiten Jahrgangsstufe angefangen“, sagt Schirmer. Von den 40 Kindern haben etwa 80 Prozent einen Migrationshintergrund.

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Einige von ihnen sind aus Kriegsgebieten wie Syrien nach Deutschland gekommen. Die Haupterfahrung sei eine Mischung aus Angst und Unsicherheit gewesen. Schirmer erzählt von einer Brandschutzübung an der Schule. Die Schüler müssen speziell vorbereitet werden: „Die Pädagogen sagen, dass es nur eine Übung ist und warnen, dass es gleich laut wird.“

„Kinder lernen am besten, wenn es ihnen gut geht“, sagt Schirmer. „Belastete Kinder haben Konzentrationsschwierigkeiten.“ Für die Arbeit mit den Kindern bildeten die Pädagogen drei Gruppen: Sozialkompetenz und Regelspiele, Traumapädagogik sowie Stärkung des Selbstbewusstseins. Schirmer betont, dass ihre Mitarbeiter nicht permanent im Unterricht dabei sind.

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Wenn die Unruhe im Klassenzimmer hoch sei, würden manche Schüler Aggressionen entwickeln. In diesem Fall sei es wichtig, einzelne Kinder kurzfristig aus dem Unterricht zu nehmen. „Das entlastet sowohl das Kind als auch die gesamte Klasse“, sagt Schirmer. Der Lärmpegel werde dadurch reduziert. Für die Lehrerinnen gab es spezielle Schulungen. Auch die Eltern wurden bewusst miteinbezogen. „Ihre Reaktionen sind positiv“, sagt Schirmer.

Keine Stellungnahme

Nach einem knappen Schuljahr ist das Fazit der Jugendhilfe positiv: „Für uns wurde schnell sichtbar, dass die Lehrerinnen und Schüler entspannter werden.“ Im Verlauf des Projektes kamen noch zwei weitere Klassen dazu. „Die Kinder sind sehr offen, die Mitarbeiter werden zur Bezugsperson“, sagt Schirmer. „Die Schüler genießen die besonderen Momente in den Gruppen und den Einzelkontakt.“

Die Schulleitung war trotz mehrfacher Anfrage nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

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