Menden. . Die spektakuläre Alkoholfahrt der Mendenerin über die Pfingstkirmes dürfte sie teuer zu stehen kommen. Die Stadt will Sperren nicht verstärken.

Zum Fall für die Staatsanwaltschaft Arnsberg wird die Geisterfahrt einer 21-jährigen Mendenerin über das Gelände der Pfingstkirmes am späten Abend des 7. Juni. Wie Dietmar Boronowski, Sprecher der Kreispolizeibehörde Iserlohn, auf Anfrage erklärte, sei der Fall „zur weiteren Entscheidung“ nach Arnsberg abgegeben worden.

Gegen Absperrungen gekracht

Die junge Autofahrerin war, wie berichtet, um 22.30 Uhr offenbar angetrunken während des laufenden Kirmes-Aufbaus von der Straße Am Alten Amt aus links abgebogen und dann einmal über die Haupt-Kirmesmeile entlang der gesamten Unnaer Straße gefahren. Dabei gefährdete sie laut Polizeibericht mindestens einen Passanten (41): Der Paderborner musste sich nach eigenen Angaben mit einem Sprung zur Seite retten. Der Wagen der Frau krachte auf der Hauptstraße dann noch gegen einen abgestellten Pkw und zwei Absperrungen von Fahrgeschäften.

Acht-Meter-Wasserfontäne

Als sie schließlich vor der Fußgängerzone nach links den Nordwall hinauf fuhr, stieß ihr Auto an der Ecke Gartenstraße noch gegen einen mobilen Hydranten. Die Aufprall auf das Ständerrohr löste eine acht Meter hohe Wasserfontäne aus, die Unfallpilotin fuhr jedoch weiter nach Hause. Dort stand kurz darauf die Polizei vor ihrer Tür, denn Zeugen hatten sich das Kennzeichen gemerkt.

Schausteller-Kritik: Stadt setzt auf Gespräch

Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, hatte zum Auftakt der Pfingstkirmes im Auswahlverfahren für die Schausteller mehr Rücksicht auf familiengeführte Betriebe angemahnt. Es dürfe nicht allein den Lostopf geben. Auch Kirmesbetriebe brauchten Planungs- und Kalkulationssicherheit.

Sebastian Arlt erklärte dazu als Ordnungsdezernent der Stadt, dass die Verwaltung den Schaustellern wiederholt angeboten habe, selbst Vorschläge zu Änderungen vorzulegen, die man dann an die Politik weiterleiten werde. Arlt: „Dieses Angebot steht, wir sind offen für Vorschläge.“

Hinter dem Disput steht, wie mehrfach berichtet, die Tatsache, dass die Stadt Menden nach einem Korruptions-Verdachtsfall seit drei Jahren die Kriterien des Vergaberechts anwendet, um die Standplätze zu verteilen. Darin sind vorab festzulegende Bevorzugungen nur bei exakt gleichwertigen Bewerbern vorgesehen.

Aus Sicht der Schausteller führt diese Handhabung immer wieder zu Härtefällen gegenüber langjährigen oder besonders verdienten Beschickern. Im Schnitt hat die Stadt für die Pfingstkirmes vier Mal mehr Bewerber als Standplätze.

Nach einem Alko-Test wurde eine Blutprobe angeordnet. Deren Ergebnis steht noch aus.

Damit könnte eine Reihe von möglichen Delikten zusammenkommen: die Gefährdung des Straßenverkehrs, die angerichteten Schäden, aber auch Unfallflucht und Alkohol am Steuer.

Stadt untersuchte den Hergang

Auf Seiten der Stadt Menden löste die gefährliche Spritztour indes eine Untersuchung aus, wie der Erste Beigeordnete Sebastian Arlt auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte. Immerhin geht es um die Frage, ob die ohnehin massiven Sicherheitsvorkehrungen für die Kirmes und möglicherweise auch andere Großveranstaltungen nach einem solchen Vorfall verschärft werden müssen oder nicht. So wurden auch in diesem Jahr an mehreren Stellen Schausteller-Lkw als Sperren gegen Terroranschläge quer gestellt.

Kirmesgelände war noch offen

Nach sorgfältiger Untersuchung, bei der auch die Lage zur Unfallzeit recherchiert worden sei, sieht Arlt aber keine Notwendigkeit für noch stärkere Sicherungen: „Diese Fahrt geschah am Vorabend der Pfingstkirmes, als der Aufbau noch im Gange war und nicht alle Sicherheitsmaßnahmen wirksam sein konnten.“ Schausteller seien auch zu dieser späten Stunde noch in die Innenstadt eingefahren. Zum Kirmesstart, zeigt sich Arlt überzeugt, hätte die Unfallfahrerin dank Baken und Barrieren so nicht mehr durchkommen können: „Das war ein sehr positives Ergebnis für unser Sicherheitskonzept.“

Kein absoluter Schutz

Absoluten Schutz, betont der Beigeordnete, könne es nie geben: „Jedes Konzept ist nichts anderes als eine Mutmaßung darüber, was passieren kann und wie der Schutz aussehen muss.“