Menden. Gerade einmal drei Sekunden dauert der wilde Ritt im Freefall-Tower auf der Pfingstkirmes. Doch das Fallen ist bei weitem nicht das schlimmste.

Es ist das derzeit höchste Bauwerk der Hönnestadt – wenn auch nur für die Dauer der Pfingstkirmes: der 80 Meter hohe Freefall-Tower am Lenzenplatz. Er bietet eine einzigartige Sicht auf unsere grüne Stadt im Sauerland. Doch dafür muss man seine Höhenangst überwinden und einen starken Magen haben.

Der Operator entscheidet

Der Freefall-Tower von Stefan Goetzke ist das höchste Bauwerk Mendens. 80 Meter geht es in die Höhe. Für den Ritt braucht es einen starken Magen und ein bisschen Mut.
Der Freefall-Tower von Stefan Goetzke ist das höchste Bauwerk Mendens. 80 Meter geht es in die Höhe. Für den Ritt braucht es einen starken Magen und ein bisschen Mut. © Tobias Schürmann

Der Freefall-Tower von Stefan Goetzke dürfte bis Dienstag zu den Attraktionen der Pfingstkirmes zählen. Klar, wer will Menden nicht mal aus 80 Metern Höhe sehen? Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht. Erst recht nicht, wenn der Redakteur panische Höhenangst hat. Von unten ist der Turm nicht wirklich beeindruckend. „Hah! Das ist doch Kindergarten“, denke ich mir. Inhaber Goetzke macht mir aber schnell klar, dass ich ein wenig mehr Respekt haben sollte. „Beim letzten Mal hat einer hier überm Geländer gehangen“, sagt er und lacht. Mir vergeht das Lachen langsam. Marius Redeanu, der seit fünf Jahren bei Schausteller Goetzke arbeitet, bereitet den wilden Ritt vor.

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Mit einem kleinen Hops hieve ich mich in die grüne Sitzschale. Redeanu drückt den Bügel runter. „Na, bereit?“, fragt er mich und grinst. Er weiß genau, was diesen vorlauten Pressetypen erwartet. Stefan Goetzke schlendert sich in die kleine Metallhütte auf der Plattform des Turmes. Er ist heute der Operator. Er entscheidet, wie lange die Besucher sich um die eigene Achse drehen, wie lange sie oben baumeln und wann der dreisekündige Fall nach unten beginnt.

Ein metallisches Summen ertönt. Redeanu sitzt neben mir. Er grinst noch immer. Ich klammer mich am Überrollbügel fest. „Hui!“, ruft Redeanu, während wir etwa fünf Meter über dem Boden schweben. Einmal rundherum. Die achteinhalb Tonnen schwere Gondel dreht sich. Die Bewohner des Appartement-Hauses am Lenzenplatz winken mir zu und erfreuen sich an dem Schauspiel. Ganz unbemerkt scheint mein Ritt auf dem Freefall-Tower nicht zu bleiben. Kinder und Erwachsene versammeln sich vor dem Fahrgeschäft. „Wow!“, rufen sie und halten sich die Hand vors Gesicht. Die Sonne blendet.

Und noch eine Runde im Kreis. Langsam steigt der Puls, das Herz pocht. „Auf was hast du dich denn da schon wieder eingelassen?“, denke ich mir. Dann hält Goetzke die Gondel an. Metallisches Summen. Jetzt geht’s los. Mit Blick über den Lenzenplatz, die Unnaer Straße und die gesamte Innenstadt hebt sich die Gondel in den strahlend blauen Himmel. Meter um Meter. Und mit jedem Meter steigt mein Puls. Gefühlt um zehn Schläge. Pro Sekunde.

Ein einzigartiger Blick über Menden

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    Einatmen ist nicht. Zu eng presst sich der Bügel an meinen Oberkörper. Zum Glück. Die Füße baumeln aus der Sitzschale. Eigentlich ganz nett der Blick über Menden, denke ich mir. Die Fahrgeschäfte werden kleiner und kleiner. Auch die Vincenzkirche wirkt wie ein kleines Modellhäuschen. Der Wind pfeift Marius Redeanu und mir um die Nase.

    Ein mulmiges Gefühl

    Und weil es 80 Meter über Menden so schön ist, lässt Goetzke uns noch ein wenig zappeln. Die Gondel dreht sich noch einmal. Ich klammere mich noch fester am Bügel fest. Der Puls rast. Schlimmer als diese verdammte Höheangst ist das Warten. Die Ungewissheit. „Wann falle ich endlich?“, frage ich mich. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit. „Arme und Füße ausstrecken. Huuuuiiii“, ruft mir Redeanu zu. „Ne, ne“, sage ich. Ein Klacken. Rumms. Die Gondel saust herunter. Schwerelosigkeit. Für drei Sekunden scheint mein Puls stillzustehen. „Ahhhh!“ Während mein Kopf gedanklich noch über Menden schwebt, braust mein Körper in den Abgrund. Darauf war ich nicht vorbereitet. Kein Stück. Das Herz rast. Die Knie schlottern.

    Rundumblick

    Der Freefall-Tower verfügt über 24 Sitzplätze.

    Die Gondel dreht sich um 360 Grad.

    140 Tonnen wiegt der gesamte Aufbau.

    Ich muss mich erst einmal an Geländer festklammern. Meine Hände zittern. Goetzke kommt aus der Metallhütte. Er lacht. War klar. „Ich entscheide, wann die Menschen fallen“, sagt er. Im Regelbetrieb müsse sich der Operator auf die Fahrgäste einstellen. Manche würden den freien Fall genießen, andere wiederum wollen, dass es schnell vorbei ist. Und das ist es nun auch für mich. Zum Glück.

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