Menden. . Auftakt der Jugend ist besonders gut besucht. Erinnerung an Bernhard Goeke und Maria Inez von Boeselager.
Den Anfang machte die Jugendkreuztracht: Seit Gründonnerstag starteten stündlich Kreuztrachten in Menden.
Am Karfreitag lockte die Große Kreuztracht noch einmal 1400 Menschen auf den Kapellenberg
Jugendkreuztracht
Eine besinnliche Atmosphäre und selbstgeschriebene Texte von Schülern prägten die Jugendkreuztracht am Donnerstagabend. Bei Vollmond und frühlingshaften Temperaturen folgten mehrere tausend Besucher dem Messias, der mit dem Holzkreuz auf dem Rücken voranging.
Seit Gründonnerstagabend und bis in die frühen Samstag Morgenstunden war die Kreuztracht Hauptbestandteil des Mendener Stadtlebens. Tausende Menschen folgten schon am Donnerstag den Stundenprozessionen. Für die etwa zweitausend Besucher war dies der Einstieg in die Osterfeiertage.
Die läutenden Glocken der St.-Vincenz-Kirche um 21 Uhr waren das Startzeichen, für die Prozession. Mehrere jugendliche Helfer standen mit brennenden Fackeln in zwei Reihen vor dem Haupteingang der Kirche und warteten auf den Kreuzträger. Dann kam er in Gestalt des Messias, dessen wahre Identität durch ein langes Gewand und eine Perücke nicht zu erkennen ist, mit dem schweren Holzkreuz auf den Kirchplatz und ging den Menschen voraus über den Kapellenberg.
„Kreuzwege des Lebens“, ist das Motto der Jugendkreuztracht. 20 Schüler des Walburgis-Gymnasiums gestalteten die Prozession mit Texten, die sie im Rahmen ihrer Firmvorbereitung geschrieben haben. Texte, die die Geschichte des Todes und der Auferstehung Jesu mit der Gegenwart verbinden. Auch Ereignisse des Weltgeschehens wurden bei der Prozession mit Popsongs und klassischen Stücken untermalt. Natürlich wurden viele Gebete gesprochen. So wurde unter anderem der 50 Opfer des Terroranschlags in Neuseeland im vergangenen Jahr gedacht. „Lieber Gott, hilf uns, mit dem Tod umzugehen und uns Kraft dafür zu geben“, hallten die Stimmen der Schüler durch die Lautsprecher, die über den Kreuzweg an Bäumen und Laternen installiert waren.
Lieder wie „Geboren um zu leben“ von Unheilig oder „Human“ von Christina Perrigingen unter die Haut. „Für die Welt bist du nur irgendjemand. Doch für irgendjemanden bist du die Welt“, erinnert daraufhin das Lied „Für die Welt“ von Johannes Oerding.
Das Besondere an der Jugendkreuztracht ist vor allem: Nirgendwo anders sind tausende Menschen zusammen so still. Keine Handydisplays leuchteten auf. Den bewegenden Geschichten, wie der von Olympiasiegerin Kristina Vogel, die seit einem Trainingsunfall querschnittsgelähmt ist, galt die volle Aufmerksamkeit. „Ihre Lebenspläne wurden durchkreuzt und trotzdem sieht sie es sehr positiv“, hört man eine Schülerin sagen. Still lauschten die Besucher den stimmungsvollen Passagen.
Die Stunden nach der Jugendprozession sind nicht gestaltet und sind geprägt von vollkommener Stille. Erst die große Mendener Kreuztracht Karfreitag war wieder mit Texten und Liedern gefüllt.
Große Kreuztracht
Um die 1400 Gläubigen zogen am Morgen des Karfreitags bei der Großen Kreuztracht über den Berg. Sie erinnerten mit diesem über 300 Jahre alten Brauch an das Leiden und Sterben Jesu Christi. Wie auch in den vergangenen Jahren üblich, war damit der Auftakt der Mendener Prozessionen mit der Jugendkreuztracht am Gründonnerstagabend deutlich besser besucht.
Bei der Großen Kreuztracht, die wie üblich um 9 Uhr am Karfreitag von der St. Vincenzkirche aus startete, waren es ungefähr 1400 Teilnehmer bei sonnigem und warmem Frühlingswetter. Die Seelsorger des Mendener Pastoralverbundes, aber auch Priester von außerhalb und Vertreter der Politik, allen voran Bürgermeister Martin Wächter, nahmen teil. Besonders begrüßt in der Schar der Teilnehmer wurde der in Menden geborene Alfons Hardt. Der Priester ist seit einigen Jahren Generalvikar des Erzbistums Paderborn.
Zu Beginn der Kreuztracht erinnerten die Sprecher an Bernhard Goeke, der viele Jahre die Kreuztrachten begleitet und unterstützt hatte, etwa bei der Einkleidung der Kreuzträger. Vor gut einem halben Jahr war Bernhard Goeke bei einem Unfall ums Leben gekommen. Ebenso ein liebevolles Andenken gab es für Maria Inez von Boeselager, viele Jahre eine Stütze der St. Vincenz-Gemeinde und darüber hinaus auch im Krankenhaus-Besuchsdienst engagiert. „Manche mag die Kreuztracht wie ein antiquiertes Schauspiel erscheinen. Uns aber ist sie kostbar“, sagte zu Beginn Jutta Törnig-Struck, ein Mitglied des Sprecherteams. Mehrfach wurde auf die mittlerweile Jahrhunderte alle Tradition verwiesen, die der damalige Bürgermeister von Menden, Wennemar Schmittmann begründete. 1685 trug er zusammen mit dem Stadtschreiber Wulf das Bußkreuz hoch auf den Hügel, den wir heute als Kapellenberg kennen, und begründete diese mittlerweile weit über Menden hinaus bekannte Tradition.
An den Fußfällen pausierte der Kreuzträger im stillen Gebet verharrend, die verschiedenen Stationen des Leidensweges Jesu Christi bis hin zu seiner Kreuzigung werden vorgelesen. Vor dem Stadtkreuz am Nordwall wird ganz besonders für die Bewohner Mendens gebetet. Immer wieder schaffen die Texte einen Brückenschlag in unser heutiges Leben, wo Menschen leiden, ungerecht behandelt werden, in Kriegen und Katastrophen umkommen.
Wie üblich, bleibt die Große Kreuztracht am Karfreitag in ihrer Gestaltung näher an der biblischen Vorlage und den liturgischen Gebeten als die Jugendkreuztracht am Abend vorher. Die Botschaft aber ist die gleiche: Jesus ist nicht endgültig gestorben. Am Osterfest können die Christen seine Auferstehung feiern. Im Text am Freitagvormittag heißt es: „Das Grab hat nicht das letzte Wort. Gott und die Menschen sind so lebendig wie nie zuvor.“