Menden. . Friedrich Lillotte hatte’s drauf. Seine Gouache-Porträts scheinen zu leben. Jetzt würdigt das Stadtmuseum seinen 200. Geburtstag.
Vor 200 Jahren wurde Mendens berühmtester Maler geboren. Jetzt erinnert das Stadtmuseum an Friedrich Lillotte. Monat für Monat wird eines seiner Werke herausgestellt. Museumschefin Jutta Törnig-Struck erklärt sie gern bei Führungen – mit talk-showreifer Leidenschaft.
Das Stadtmuseum und der Künstler: Beide teilen ein Schicksal – sie werden unterschätzt. Als wird morgens um elf zur ganz gewöhnlichen Öffnungszeit das ehrwürdige Gemäuer betreten, sehen wir nur Museumschefin Jutta Törnig-Struck und zwei engagierte Ehrenamtler. Besucher indes sind nicht zu sehen.
Dabei hat Mendens steinernes Gedächtnis viel zu bieten – etwa eine reichhaltige Sammlung des Mendener Malers Friedrich Lillotte. Die Hausherrin verehrt ihn mit Leidenschaft – aus gutem Grund. Wer war dieser Mann?
Leben und Werk: Jutta Törnig-Struck weiß alles über den jüngsten Sohn eines Textilunternehmers – zumindest all’ das, was über den berühmtesten Künstler der Stadt bekannt ist. Sie trug es zusammen für einen Katalog, der vor 20 Jahren den verkannten Großmeister im Stadtmuseum würdigte. Das Wissen sprudelt aus ihr heraus, die Augen leuchten.
Lillotte darf als Wunderkind betrachtet werden. Mit 16 kommt er in die Düsseldorfer Kunstakademie. Sie wird europaweit bekannt durch Klassizismus-Star Friedrich-Wilhelm Schadow und Maler-Fürst Andreas Achenbach.
Der Junge aus dem Sauerland versucht sich zunächst mit Genre-Bildern in Öl – etwa einer ländlichen Hochzeit. Sie ist offensichtlich in Menden angesiedelt, durch ein Tor sieht der Betrachter Vincenz-Turm und Altstadt. Bürgerliche Kunstfreunde mögen derlei Alltagsszenen: „Sie zeigen eine bäuerliche Idylle. Zugleich können die Bürger das bäuerliche Leben etwas belächeln“, sagt die Kunst-Expertin.
Zurück aus dem feinen Düsseldorf
Seine wahre Kunst entwickelt Lillotte jedoch nicht im feinen Düsseldorf, sondern ausgerechnet in seiner ländlichen Heimatstadt: „Als er nach Menden zurückkehrt, erweist sich Lillotte als ganz ausgezeichneter Porträtist.“ Statt Öl benutzt er Gouache – eine Technik, die Unternehmern mit wenig Zeit entgegenkommt, weil der Künstler für diese Art der Malerei eine flotte Hand braucht. Lillotte hat’s drauf. Ihm gelingen nach 1850 Porträts, die Fotos – gerade Bildern der Digital-Ära – etwas voraus haben. Egal, ob sanfte Hauttöne oder leuchtende Augen: Die Modelle des Künstlers scheinen zu leben.