Menden. . Ein Unbekannter hat vom Grab des Sternenbabys Jonte Lichterketten gestohlen. Jontes Eltern sind fassungslos und fragen sich, wer so etwas tut.
Was bleibt, ist Fassungslosigkeit und unendliche Traurigkeit. Ein Unbekannter hat von einem Kindergrab Lichterketten gestohlen. Der materielle Wert: gering. Der ideelle Wert für die Eltern Anisha Karthaus und Daniel Schelte: unbezahlbar.
Der kleine Jonte starb vor zweieinhalb Jahren. Gerade mal 29 Stunden durfte er auf dieser Welt sein. Mit einem Notkaiserschnitt hatte er das Licht der Welt erblickt. In den Stunden danach verschlechterte sich Jontes Zustand zusehends. Schließlich versagten die Organe des Säuglings nach und nach. Wenige Minuten nach der Nottaufe starb Jonte in den Armen seiner Mutter. Das Sternenbaby wurde auf dem Waldfriedhof am Limberg beigesetzt.
Astronaut, der in den Himmel flog
Jontes Grab ist seither stets liebevoll geschmückt und dekoriert. Wie im Haus der Familie in Menden taucht auch auf der Grabstätte immer wieder eine kleine Rakete auf – als Symbol für Jonte, der sinnbildlich wie ein Astronaut in den Himmel flog. Seine Mutter Anisha Karthaus hat auch eine entsprechende Facebook-Seite „Jonte – Kleiner Astronaut“ angelegt. Dank der Lichterketten sollte, so die Vorstellung, der „kleine Astronaut“ Jonte „seine Startbahn“ sehen und auf seine Familie hinunterblicken können. „Es ist eine ganz schreckliche Vorstellung für mich, dass unser Engel im Dunkeln liegen muss“, sagt Anisha Karthaus. „Das ist für mich ein unerträglicher Gedanke.“ Auch in den Zimmern ihrer drei Kinder brenne nachts immer ein Schlaflicht.
Diebstahl aus finanzieller Not?
Zunächst hatte die Familie Karthaus-Schelte vermutet, dass vielleicht einer der Friedhofsgärtner die Lichterkette entfernt hätte: „Das war aber nicht der Fall“, stand nach einer Rückfrage fest.
Die gelernte Heilerziehungspflegerin hofft, dass der Dieb vielleicht kein Geld hat und aus finanzieller Not die Lichterketten gestohlen hat, um sie einem Angehörigen aufs Grab legen zu können: „Das ist mein Trost, damit die Wut und die Trauer nicht hochkommen“, sagt die Mendenerin. Auch wenn sie nicht nachvollziehen könne, wie jemand den Grabschmuck weiterverwenden kann: „Ich könnte das jedenfalls nicht, wenn ich wüsste, dass das von einem Kindergrab ist. Das kann man dann doch nicht seinen Angehörigen aufs Grab legen oder sich die Lichterkette zu Hause aufhängen.“
Störung der Totenruhe
Selbst wenn der materielle Wert der Lichterketten vergleichsweise gering ist, ist der Diebstahl auch für die Polizei ein Thema. „Die Straftatbestände des Diebstahls und der Störung der Totenruhe sind erfüllt“, sagt Dietmar Boronowski, Sprecher der Kreispolizeibehörde. Als „Störung der Totenruhe“ gelte es auch, wenn jemand beispielsweise die Gestaltung eines Grabes zerstört – wie im Fall von Jontes Grab.
Eine Anzeige mache auf alle Fälle Sinn, sagt der Polizeisprecher. Denn es könne durchaus sein, dass beispielsweise regelmäßig ein Dieb an verschiedenen Gräbern unterwegs sei — wovon die Polizei ohne eine Anzeige nichts erfahren würde. „Das ist ja kein Diebstahl im herkömmlichen Sinn“, sagt Dietmar Boronowski. „Aber wir reden hier eindeutig über eine Straftat, die man Ernst nehmen sollte. Und das tut die Polizei auch.“ Und was sollten Friedhofsbesucher tun, die einen mutmaßlichen Dieb an einem Grab beobachten? „Man muss denjenigen nicht selbst ansprechen und sich womöglich beschimpfen lassen“, sagt Dietmar Boronowski. „Aber man sollte sich nicht scheuen, die 110 anzurufen und uns einen Hinweis zu geben.“