Menden. . Kreuzträger werden in dieser Woche ermittelt. Tradition hat seit gut 300 Jahren Bestand. Viele Mendener und Menschen aus der Region erwartet.
Seit mittlerweile 334 Jahren gibt es die überlieferte Tradition der Mendener Kreuztrachten, bei der zwei unbekannte Träger für sich – aber auch stellvertretend für viele andere – das Kreuz auf ihre Schultern nehmen. Der Auftakt für die Kreuztracht ist dabei schon am kommenden Sonntag, 10. März. Und zwar, wenn in der Passionsandacht um 18 Uhr in der St.-Vincenz-Kirche die Kreuzträgerinnen und Kreuzträger ermittelt werden.
Anhand von Losen werden dabei die Bewerber den einzelnen Stundenprozessionen zugeteilt und bleiben so für die späteren Prozessionsteilnehmer unerkannt. „Für manche ist diese Anonymität immer noch sehr wichtig“, sagt Markus Ellert, Kreuzmeister der Gemeinde. Gemeinsam mit vielen Helfern ist er für die Organisation und Durchführung der Kreuztrachten verantwortlich.
Früher waren die Gesichter der Kreuzträger mit einer Maske aus Holz oder Draht verhüllt und machten den etwa zweieinhalb Kilometer langen Prozessionsweg mitunter tatsächlich zu einem Kreuzweg. Heute sind die Gesichter unter Langhaarperücken oder einer ordentlichen Schicht Theaterschminke verborgen.
Bürgermeister und Stadtschreiber
Kreuztrachten rund um den Karfreitag gibt es in Nordrhein-Westfalen und sogar deutschlandweit einige und doch stellt die Kreuztracht in Menden eine Besonderheit dar. Denn hier ziehen vom Abend des Gründonnerstag um 21 Uhr bis Karsamstagmorgen um 6 Uhr zu jeder Stunde Prozessionen „über den Berg“ und wieder zurück in die Stadt; und das seit mindestens 334 Jahren.
Denn offiziell zum ersten Mal erwähnt wird die Kreuztracht im Jahr 1685. In jenem Jahr trugen der Mendener Bürgermeister und sein Stadtschreiber ein Kreuz zu exakt jener Stelle, an der heute die Kreuzkapelle auf dem Rodenberg steht. Seither gehen Menschen aus Menden und der Region auf dem Weg des Kreuzes.
Viele Legenden und Gerüchte
So alt wie die geistliche Tradition sind vermutlich auch die Legenden und Anekdoten, die sich rund um die Kreuztracht ranken. Mancher meint, es dürften nur Mitglieder bestimmter, alt eingesessener Mendener Familien das Kreuz tragen oder aber man müsste zwangsläufig katholisch sein. Hartnäckig hält sich auch das Gerücht, das etwa 18 Kilogramm schwere Kreuz ließe sich zusätzlich mit Gewichten beschweren. Doch all das seien bloß Geschichten, so Ellert.
„Jeder, der den Wunsch verspürt, darf sich um eine Stundenprozession bewerben“, ermutigt Diakon André Quante-Blankenagel potenzielle Kandidaten, und räumt damit zugleich mit einem weiteren Vorurteil auf. Denn auch Frauen dürfen das Kreuz tragen.